Wanderer zwischen den Welten
iPhone, ipad und Mac – drei Geräte, aber ein System wie aus einem Guss. So zumindest formulieren viele Apple-anwender ihren Grund für das konsequente Verweilen innerhalb des relativ geschlossenen Apple-ökosystems. Ganz falsch ist das nicht: Funktionen wie Airdrop oder auch die nahtlose Verzahnung der Desktop- und Mobilgeräte per icloud machen etwa den Austausch von Daten zum Kinderspiel.
Android an macos – Kontakt!
Ganz so komfortabel geht das Zusammenspiel mit einem Android-smartphone oder -Tablet nicht vonstatten. Zwar stehen die meisten Google-dienste auch für das Apple-universum bereit, trotzdem erfordert das Teilen von Fotos, Dateien und Dokumenten oft einen Mausklick oder Tap mehr als auf dem iphone – besonders wenn kein gemeinsamer Online-speicherdienst wie Dropbox oder Google Drive Verwendung findet.
Airdroid will diese scheinbare Distanz zwischen den Systemen drastisch verkürzen und erlaubt den Fernzugriff vom Mac auf den „Androiden“. Dadurch geriert sich Ihr Desktop-rechner mehr oder minder wie die Verlängerung des Smartphones: Anrufe, Push- und Sms-nachrichten oder Mitteilungen von Messengern wie Whatsapp spiegelt die App auf dem Bildschirm Ihres Mac wider, wo Sie sie beantworten oder ablehnen können. Ein übersichtlicher Datei-browser erlaubt die komfortable Verwaltung des internen Speichers, um neue Daten hinzuzufügen oder etwa ein Foto auf den Rechner zu übertragen. Den Höhepunkt stellt das Streamen des Android-phones auf dem Finder dar – so steuern Sie Ihre Lieblings-apps vom Mac aus. Als Dreh- und Angelpunkt agiert dabei Ihr Webbrowser oder der installierte Desktop-client für den Mac.
Vorüberlegungen
Airdroid setzt ein Android-smartphone oder -Tablet voraus, auf dem mindestens die Version 4.1 des Google-betriebssystems installiert ist. Probleme scheint es laut Anwenderberichten noch mit den aktuellen Android-versionen 6 und 7 zu geben – diese sind allerdings über die Nexus-geräte hinaus nicht sonderlich weit verbreitet; zudem dürften die Airdroid-entwickler entsprechende Anpassungen bald vornehmen. Um mit dem Mac zu kommunizieren, müssen Computer und Mobilgeräte dasselbe Netzwerk beziehungsweise WLAN nutzen.
Airdroid setzt das Anlegen eines Benutzerkontos voraus, welches alle Grundfunktionen kostenfrei bereithält, aber Einschränkungen bei der Größe und Menge der zu übertragenden Daten beinhaltet. Der Anbieter Sand Studio bietet ein Premium-abo zu einem fairen Preis von knapp 20 Us-dollar pro Jahr (!) an, das verschiedene Zusatzoptionen und ein Fallen der Übertragungsgrenzen liefert (siehe Kasten).
Optimalerweise sollten Sie Ihr Android-smartphone rooten, um Airdroid in vollem Umfang zu nutzen – dieser mit einem „Jailbreak“auf dem iphone vergleichbare Eingriff ins System verschafft Ihnen volle Administratorenrechte und ermöglicht so etwa die Manipulation und das Löschen von vorinstallierter Software. So erledigt Airdroid etwa das Umleiten von Benachrichtigungen aus Android-apps auf den Mac. Allerdings schränkt dies den Nutzerkreis recht drastisch ein – viele Smartphone-besitzer scheuen das Rooten nicht ohne Grund, denn im schlechtesten Fall löschen sie dabei die Daten von ihrem Gerät. Daher bietet Airdroid eine Alternative: Verbinden Sie Ihr Android-phone per Mini-usb-kabel mit dem Mac, informiert Sie die App immerhin über eingehende Anrufe und erlaubt Ihnen das Versenden von SMS vom Finder oder aus dem Webbrowser.
Übrigens garantiert auch ein gerootetes Gerät nicht alle Funktionen: Ein im Test verwendetes Xiaomi Redmi Note 2 mit Root-zugang verweigerte hartnäckig die direkte Zusammenarbeit und bedingte daher einen Anschluss per USB.
Airdroid im Web
Die Airdroid-web-app gleicht einem Android-desktop im Browser. Alle gebräuchlichen Funktionen des Smartphones sind bequem per Piktogramm
Android und der Mac scheinen auf den ersten Blick nicht zusammenzupassen. Irrtum – das smarte Remote-werkzeug Airdroid will sich als zeitgemäße Brücke zwischen beiden Systemen beweisen und verspricht kurzerhand die Verwaltung und Fernsteuerung des Android-smartphones.
aufrufbar, Dateien listet die Web-anwendung übersichtlich in Verzeichnisfenstern auf. Viele Standardverzeichnisse (etwa Apps, Fotos, Videos und Musik) sind vordefiniert und erfordern zur Ansicht ebenfalls lediglich einen Mausklick auf ihr Icon. Weitere Ordner, Kontakt- und Web-schnellzugriffe können Sie jederzeit ergänzen.
Weitere Erleichterungen entstehen durch die internen Programme. Sinnvoll für Softwaretests ist zum Beispiel das Screenshot-tool, das den aktuellen Android-bildschirm in Windeseile auf den Mac überträgt. Noch spannender: Mithilfe der Kamera-fernsteuerung können Sie Ihr Smartphone wie mit einem Fernauslöser bedienen oder ein ausgedientes Handy als billige Überwachungskamera einsetzen. Praktisch ist auch das „Toolbox“-widget: So können Sie Dateien unkompliziert per Drag & Drop austauschen, eine URL im Webbrowser des Smartphones öffnen oder einen Text in die Zwischenablage übertragen – die Verzahnung eines iphone könnte kaum besser sein. Hilfreich ist auch die Übergabe von Drittanbieter-apps an das verbundene Android-gerät – schließlich ist die Suche und der Download einer Apk-datei im Webbrowser des Mac ungleich komfortabler als auf dem kleinen Smartphone-bildschirm.
Bisher nur in der Web-app verfügbar ist der „Airmirror“, der echtes Android-feeling auf den Mac bringt: Einmal aufgerufen, streamt er den aktuellen Bildschirm des Smartphones oder Tablets innerhalb des Browserfensters. Dadurch können Sie nicht nur Android-programme nutzen, die für iphone oder Mac schlichtweg nicht verfügbar sind, sondern auch Apps fernsteuern. Wie wäre es zum Beispiel, schnell eine Nachricht mit Whatsapp oder Allo zu schreiben – und das mit der Tastatur Ihres Mac? In der Praxis hakt die Übertragung jedoch besonders bei einer Verbindung per Usb-kabel oft – für die schnelle Antwort etwa auf eine SMS reicht die Geschwindigkeit aber trotzdem. Aufwändigere Programme sollten Sie lieber weiterhin direkt am Smartphone bedienen, zumal sich nicht alle Programme für die Bedienung mit der Maus anbieten.
Airdroid auf dem Finder
Der Airdroid-desktop-client verfolgt einen etwas anderen Ansatz als die Web-app. So verzichtet das Macprogramm auf die Darstellung von Verzeichnissen, dafür integriert es Push- und App-benachrichtigungen komplett in den Finder. Dies fördert nicht zuletzt die Konzentration: Statt ständig aufs Smartphone zu schauen, können Sie dieses stummschalten und Ihre Aufmerksamkeit getrost auf den Arbeitsbildschirm fokussieren, ohne dass Ihnen eine Nachricht oder ein Anruf entgeht. Auch die Verwaltung und das Schreiben von Sms-nachrichten wird mit dem Mac wesentlich komfortabler.
Besonders wertvoll macht die Desktop-app allerdings die integrierte Back-up-funktion – eine Komplettsicherung Ihres Smartphones auf dem Mac ist damit nur ein paar Mausklicks entfernt.
Weitere Funktionen muss sich der Nutzer hingegen erst erarbeiten: Mit einem Tweet oder einer Empfehlung auf Facebook beziehungsweise Google+ eröffnen Sie sich die Airmirror-funktion auch auf dem Desktop. Zumindest subjektiv betrachtet arbeitet diese durchaus flotter als in der Web-anwendung. Besonders die Zusammenarbeit mit der Maus gestaltete sich auf diesem Weg weitaus einfacher.
Geschickt gelöst ist die Datenübertragung zwischen den verbundenen Geräten: Möchten Sie zum Beispiel ein Foto auf Ihr Smartphone übertragen, reicht ein Ziehen auf das Arbeitsfenster oder das Airdroid-symbol in der Menüleiste des Mac.
Ein weiterer Bonus des Desktop-clients: Befinden sich befreundete Airdroid-nutzer in Ihrer Nähe, können Sie Dateien direkt auf deren Gerät übertragen – eine Art Airdrop für Android und Mac und ungemein hilfreich besonders für die schnelle Übertragung großer Datenmengen, die nicht in einen Messenger passen.
Fazit
Airdroid präsentiert sich als erfreulich ausgereiftes Remote-werkzeug für den Mac, das nicht nur für die unkomplizierte Übertragung von Daten anbietet. Die Weiterleitung von Benachrichtigungen, die Back-up-möglichkeiten und das Streamen von Android-programmen heben das Lösung weit über ein reines Verwaltungswerkzeug heraus. Wer beide Welten zusammenführen will, für den ist Airdroid eine nahezu optimale Lösung.