Kreative Layouts mit Affinity Publisher
Affinity Publisher bietet flexible und professionelle Gestaltungsmöglichkeiten, eignet sich aber auch für ambitionierte Hobbyanwender, die sich mit Pages oder Word zu eingeschränkt fühlen.
Pages und Word reichen dir nicht? Wir zeigen dir, wie du mit der Alternative zu Adobe Indesign arbeitest
Mit Affinity Publisher hat das britische Unternehmen Serif im vergangenen Jahr ein sehr vielseitiges Layoutprogramm vorgestellt, das sich auch Nicht-profis leisten können: Für gerade einmal 55 Euro bekommt man ein beeindruckendes Werkzeug an die Hand. Hauptkonkurrent Indesign ist um ein Vielfaches teurer – und noch dazu nur im für viele Privatanwender unattraktiven Softwareabo erhältlich.
Wenn dir die Möglichkeiten von Pages, Word und Co. bei der Gestaltung von Dokumenten nicht ausreichen, wirf also einen Blick auf Publisher. Mit der Serifapp kannst du frischen Wind in deine Publikationen bringen – ob Vereins- und Firmenzeitung, Reisebericht oder die Hausarbeit für die Uni.
Publisher statt Pages
Viele Anwender gestalten ihre Dokumente mit einer Textverarbeitung, weil sie sich daran gewöhnt haben. Die Wahl fällt oft auf Word, weil man das aus dem Büro kennt, oder Pages, das Apple seit langem mit jedem Mac ausliefert.
Obwohl besonders Pages beim Layout deutlich mehr Spielraum bietet, als man oft denkt, und auch viele schöne Vorlagen mitbringt, ist die Art, wie man damit arbeitet, nicht jedermanns Sache. Mehrspaltige Texte, Absatzformate oder Textfluss um Bilder sind zwar kein Problem. Trotzdem fühlt man sich immer etwas wie in einem Korsett.
Ein echtes Layoutprogramm erlaubt hingegen viel mehr Freiheiten. In Affinity Publisher arbeitest du mit Rahmen und platzierst
App-name: Affinity Publisher App-info:
Das Layoutprogramm ist eine Alternative zu Adobe Indesign. Preis: Es kostet 55 Euro (kein Abo notwendig). Zum Ausprobieren ist eine 10-TageTestversion erhältlich.
damit alle möglichen Inhalte frei verschiebbar auf der Seite. Damit dabei nicht das Chaos Einzug hält, gibt es allerlei Hilfslinien und Raster, um Inhalte auszurichten, sowie übereinander liegende Ebenen, um diese Inhalte zu sortieren oder nach Bedarf ein- und auszublenden.
Außerdem bietet die App das einfache Anlegen von „Master-seiten“. Diese dienen als Layoutvorlagen und bringen Struktur in deine Dokumente. So schafft Affinity Publisher ideale Voraussetzungen für mehrseitige Dokumente, die regelmäßig in ähnlicher Art erstellt werden sollen, wie zum Beispiel Vereinszeitungen oder Newsletter.
Tipp für Einsteiger
Bevor du loslegst, noch ein kleiner Tipp: Hobby-layouter füh
len sich bei der Arbeit mit Affinity Publisher schnell überfordert oder lassen sich verführen, zu viel in ihre Gestaltungen zu packen, weil das Programm so viel kann. Nur weil die App preislich für Einsteiger geeignet ist, kann sie keinen Hobbyanwender zum Top-layouter machen. Eine gewisse Kreativität und Gefühl für die Arbeit muss der Benutzer schon selbst mitbringen.
Taste dich am besten vorsichtig an die Möglichkeiten von Publisher heran – du musst schließlich keine preisverdächtigen Layouts bauen. Ein guter Tipp ist stets, sich an professionellen Vorlagen zu orientieren. Schaue dir einmal bewusst die Zeitungen, Zeitschriften und hochwertige Prospekte an, die du täglich in die Hände bekommst und die dir gefallen, und übernimm Teile davon für deine eigenen Entwürfe. Im Laufe der Zeit bekommst du von ganz allein mehr Gefühl für die optische Gestaltung sowie die Umsetzung mit der App und kannst dann schrittweise etwas mutiger werden.
Erste Schritte
Wenn du Affinity Publisher das erste Mal startest, begrüßt dich die App gleich mit den Einstellungen für ein neues Dokument. Hier kannst du Seitengröße, Ränder und Ähnliches wählen. Da sich alle Einstellungen später noch verändern lassen, empfiehlt es sich, einfach erst mal loszulegen, um das Programm kennenzulernen.
Falls dir die voreingestellte dunkle Oberfläche nicht zusagt, kannst du sie in „Einstellungen > Oberfläche“auf hell stellen. Wenn gewünscht, kann sich die App übrigens auch automatisch an das gerade aktive Erscheinungsbild des Systems anpassen.
Das Fenster des Affinity Publisher zeigt an der linken Seite eine Werkzeugleiste und daneben die Übersicht der Seiten. Am rechten Rand findest du Paletten mit Einstellungen für Farbe, Texte, Ebenen und vieles mehr. Diese kannst du nach Bedarf auf- und zuklappen.
Grundsätzlich lässt sich die Oberfläche der App sehr weit an deine eigenen Bedürfnisse anpassen. Die Streifen mit den Paletten links und rechts heißen im Affinity Publisher „Studio“. Mithilfe des Menüs „Ansicht > Studio“bestimmst du, welche Funktionen hier sichtbar sind. Du kannst sie jeweils links, rechts oder als eigenes Fenster anzeigen lassen. Auch die von Serif ausgewählten Standardpaletten lassen sich entfernen oder anders anordnen. Welche Funktionen du häufiger benötigst und fest in deine per
sönliche Konfiguration übernehmen solltest, merkst du bei der Arbeit recht schnell.
Statt einfach einen Textrahmen aufzuziehen und loszuschreiben, wie man es von einer klassischen Textverarbeitung kennt, solltest du dein Projekt im Publisher vorab etwas planen. Diese Arbeit zahlt sich später aus.
Dokument vorbereiten
Nehmen wir als Beispiel für ein neues Projekt eine Vereinszeitung. Für solch ein Projekt bietet Affinity Publisher viele Vorzüge gegenüber einer normalen Textverarbeitung. Am Anfang steht natürlich das Layout. Da die Vereinszeitung regelmäßig erscheint und einen hohen Wiedererkennungswert haben soll, empfiehlt sich der Einsatz von Vorlagen, in Publisher „Master-seiten” genannt. Diese dienen als Muster mit Text- und Bilderrahmen, die du dann praktisch ausfüllst. Überlege also zunächst, welche Seitenlayouts du benötigst – zum Beispiel für die Titelseite, typische Artikel oder Besonderheiten, wie eine Kommentarseite oder wichtige Vereinstermine.
Für jede Seitenart legst du ein Muster an. Die Master-seiten lassen sich später aus dem „Seiten“Panel in beliebiger Anzahl in dein Dokument einfügen. So haben die neuen Seiten immer gleich das passende Layout. Texte und Bilder auf den Master-seiten erscheinen dann einheitlich auf allen Seiten des Dokuments. Du kannst die Inhalte später im Layout
auf den einzelnen Seiten noch ändern oder ergänzen – das Muster bleibt dabei unangetastet.
Um ein neues Dokument anzulegen, wähle im „Datei“-menü „Neu“oder drücke [cmd] + [N]. Die Musterseiten befinden sich im linken Studio im oberen Teil „Master-seiten“der Seitenpalette. Mit einem Doppelklick auf die leere Seite „Master A“startest du deren Bearbeitung. Du kannst auch im Menü „Dokument > Master-seiten einblenden“wählen. Anschließend lassen sich mithilfe des kleinen Seitensymbols oben in der Palette oder mit [ctrl]-klick (für das Kontextmenü) auf die Palette weitere Master-seiten hinzufügen.
Lege die benötigten Text- und Bildrahmen an. Damit der Text von einem Rahmen zum nächs
ten fließt, klicke auf das kleine Dreieck rechts unten am Rand des ersten Rahmens und dann auf den zweiten. Es geht bei den Musterseiten erst einmal nur um das grobe Gerüst, also einheitliche Elemente, die immer vorkommen sollen. Dazu gehören auf der ersten Seite die Überschrift und vielleicht ein großes Bild, die Zahl und Lage der sonstigen Textspalten, Kopf- und Fußzeilen oder Seitenzahlen.
Im nächsten Schritt legst du im unteren Teil der Seitenpalette die Anzahl der Seiten fest. Markiere eine Seite und wähle im Kontextmenü „Seiten hinzufügen“. Es erscheint ein Fenster, in dem du bestimmst, wie viele Seiten du an welcher Stelle im Dokument hinzufügen möchtest.
Bei dieser Gelegenheit kannst du auch gleich die gewünschte Master-seite für die neuen Seiten auswählen. Man kann aber auch nachträglich in der Seitenpalette die Miniatur eines Masters auf eine Seite des Dokuments ziehen, um diese zuzuordnen. Oder man markiert Seiten des Dokuments und wählt im Kontextmenü „Master-seite anwenden“.
Anschließend kannst du auf einer Layoutseite im Dokument weitere Rahmen anlegen. Im Gegensatz zum Master erscheinen diese aber nur auf der aktuell bearbeiteten Seite. In der „Ebenen“-palette kannst du Layoutelemente zusammenfassen und – genau wie den Master – einund ausblenden.
Texte formatieren
Das nächste Ziel ist eine konsistente Formatierung aller Texte und somit einheitliche Einstellungen für Überschriften, Fließtexte, Kästen, Aufzählungen und was sonst noch nötig ist. Die zugehörigen Funktionen für Zeichen wie Fonts, Attribute und Größen findest du im „Text“menü oder im Panel „Zeichen“im rechten Studio. Hinzu kommen im Panel „Absatz“Einstellungen für Absätze wie Tabulatoren, Abstände oder Initiale.
Eine Kombination aller Einstellungen lässt sich zu einem Textstil zusammenfassen. Das kann ein Zeichenstil für den aktuell markierten Text oder ein Absatzstil sein, der auf den ganzen Absatz wirkt. Später reicht deren Auswahl im Studio-panel „Textstile“, um einen Textabschnitt komplett zu formatieren.
Das Anlegen von Textstilen klingt erst einmal etwas umständlicher als die direkte Auswahl von Formatoptionen, ist aber besonders für eine periodisch erscheinende Vereinszeitung unbedingt zu empfehlen. Denn Textstile sorgen für ein einheitliches Bild deiner Zeitschrift, da sie das versehentliche Verändern oder Vergessen einzelner Einstellungen ziemlich zuverlässig verhindern – ein Klick, und alle Texteinstellungen passen.
Damit ähnliche Textstile (zum Beispiel Überschriften in unterschiedlichen Größen) zueinander passen, können diese hierarchisch aufeinander aufbauen: Ein Textstil kann auf einem anderen basieren und nur bestimmte Einstellungen, wie etwa die Schriftgröße, ändern. So bleibt das Erscheinungsbild deiner Zeitung in sich konsistent und das Anlegen der benötigten Textstile wird nicht zur monotonen Klickorigie, in der man immer wieder die gleichen Attribute wählt. Umgekehrt
reicht es später auch, den Font in dem als Basis gewählten Stil zu ändern, damit sich diese Anpassung in allen darauf aufbauenden Stilen wiederfindet.
Einstieg ohne Probleme
Affinity Publisher bringt bereits aufeinander abgestimmte Textstile für Überschriften, Aufzählungen, Nummerierungen und vieles mehr mit. Um schnell loslegen zu können, verwendest du diese Formate und passt sie an deine Bedürfnisse an, wechselst zum Beispiel die Standardzeichensätze. Willst du aber wirklich genau wissen, was in welchem Textstil eingestellt ist, bleibt eigentlich nur der radikale Schnitt, alle Formate zu löschen und von vorn zu starten.
Solange du in einem neuen Dokument noch keine Textformatierungen benutzt hast, ist das Löschen ganz einfach: Wähle den Menübefehl „Text > Textstile > Nicht verwendete Stile löschen“– schon sind alle weg. Unser Tipp: Um später doch noch einmal etwas in den mitgelieferten Formaten nachzusehen, öffnest du einfach ein neues Dokument – in diesem sind dann wieder alle vorhanden.
Die in Master-seiten und Textstile investierte Arbeit zahlt sich bei einer öfter erscheinennase den Publikation, wie einer Vereinszeitung, langfristig aus. Sie sorgen nicht nur von Ausgabe zu Ausgabe für eine einheitliche Optik. Hast du die benötigten Strukturen erst einmal angelegt, beschleunigen sie die Arbeit deutlich. Das ist viel besser und weniger fehleranfällig, als jeden Monat das Dokument der vorherigen Ausgabe als Vorlage zu nehmen und es zu überschreiben.
Viel Leistung zum fairen Preis
Man kann kaum über Publisher schreiben, ohne sich Gedanken über Indesign und der Creative Suite zu machen. Klar, im Funktionsumfang und bei der Verknüpfung mit digitalen Medien hat der Platzhirsch von Adobe (noch) die vorn, aber es ist erstaunlich, was Affinity Publisher bereits alles kann.
Im professionellen Bereich diktiert aber meist das Umfeld, also der Auftraggeber oder Personen, mit denen man zusammenarbeitet, welche Tools zu nutzen sind. Hier hat Adobes Creative Suite einen enormen Vorsprung. Wer allerdings in seiner Entscheidung frei ist, sollte die Affinity Suite unbedingt in seine Überlegungen einbeziehen. Mit Publisher lässt sich zweifellos professionell arbeiten, aber noch wichtiger finden wir hier, dass sich die Anschaffung auch für ambitionierte Normalanwender lohnt – zum Beispiel für die besagte Vereinszeitung oder aufwändige Studienarbeiten.
Die Funktionen zur flexiblen Gestaltung von Dokumenten gehen weit über die Möglichkeiten von Pages und Word hinaus. Einsteiger kommen meist schnell mit dem Publisher zurecht und können komplizierte Optionen erst mal links liegen lassen.
Wer sich etwas für Layouterstellung interessiert und bereit ist, sich ein wenig einzuarbeiten, bekommt somit ein sehr mächtiges Werkzeug in die Hand, ohne dafür gleich hunderte Euro zu bezahlen oder ein teures App-abo abschließen zu müssen.