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Duell der Super-macs: imac Pro vs Mac Pro

Der imac Pro von 2017 pfeift unter Final Cut Pro X aus dem letzten Loch, ein neuer Mac Pro soll es richten – ein Duell wie King Kong gegen Godzilla. Was bringt der kostspieli­ge Rechnerwec­hsel? Ein persönlich­er Erfahrungs­bericht.

- TEXT: UDO LEWALTER

Wenn der imac Pro von 2017 nicht mehr reicht, muss ein neuer Mac her. Doch bringt ein Mac Pro wirlich den gewünschte­n Leistungss­chub?

Von solchen Reisedaten darf man in Corona-zeiten nur träumen: Vom Apple-werk in Round Rock aus ging es über Austin (beides im Us-bundesstaa­t Texas), Louisville (Kentucky) und Köln nach Hamburg direkt vor meine Haustür – die knapp 10.000 Kilometer schaffte das Paket in 48 Stunden. Die Reisegesch­windigkeit des neuen Mac Pro also: satte 208 Kilometer pro Stunde. Das ging schnell!

Die Frage aller Fragen aber: Legt das Gerät bei der täglichen Arbeit ebenfalls ein rasantes Tempo hin? Das sollte es besser. Denn die Aufgabe, die der angeblich bärenstark­e Rechner bewältigen muss, hat es in sich: Der Mac Pro soll unter Final Cut Pro X mindestens 30 Prozent schneller arbeiten als der imac Pro, der seit Dezember 2017 im Arbeitszim­mer steht. Ansonsten schicke ich ihn zurück in die Wüste – zurück nach Texas.

30 Kilo Muskelmass­e

Doch bevor der Rechner die Muskeln spielen lässt, steht das Auspacken des gut 30 Kilogramm schweren Pakets auf dem Programm. Nicht weiter erwähnensw­ert, denkst du? In diesem Fall schon. Denn beim Abstreifen des riesigen Umkartons erlebe ich meinen ersten Gänsehautm­oment – einen Gefühlsmix aus maximaler Vorfreude und Biologie-leistungsk­urs.

Denn was sich vor meinen Augen abspielt, ist eine wahre Metamorpho­se: Die Raupe (also die hässliche braune MonsterPap­pschachtel mit knallgelbe­m „Caution Heavy“-aufkleber) entpuppt sich. Zum Vorschein kommt der wohl schönste Karton, den ich je angefasst habe: Sie ist kaum sichtbar – doch bei Berührung spürt man eine feine Textur an der Oberfläche. Sie fühlt sich beinahe samtig an. Bemerkensw­ert auch die breiten Stofflasch­en an den Seiten des strahlend weißen Umkartons, die Ober- und Unterteil mit einem Klettversc­hluss sicher zusammenha­lten. Das Verpackung­sdesign ist wohl einmalig. Spätestens jetzt ist klar, dass diese Kiste etwas ganz Besonderes umhüllt.

Am Gehäuse reiben sich die Geister

So fördert das Innere auch echte Schönheite­n zutage: Die beiden Apple-logos auf dem ganz aus Aluminium gefertigte­n Gehäuse des Mac Pro sind gigantisch groß – schwarz und mit spiegelnde­r Oberfläche. Echte Hingucker!

Designtech­nisch umstritten ist hingegen bekanntlic­h die auffällige Löcherung an der Vorderund Hinterseit­e. Doch die hat durchaus ihre Daseinsber­echtigung – dazu später mehr.

Neben einer Anleitung befinden sich Magic Mouse 2 und Magic Keyboard 2 in einer speziellen Anfertigun­g im Lieferumfa­ng – beide in schickem Schwarz-silber, passend zum Look des Rechners. Edel auch: Das Usb-c-auf-lightning-kabel ist mit geflochten­em Nylon ummantelt. Ein ganz besonderes Goodie für Fans schlummert als weiterer Beileger in der Anleitung: die wohl größten (schwarzen) Apfel-aufkleber in der Apple-geschichte. Was die wohl auf Ebay bringen?

Nachdem ich mich beruhigt, den 18 Kilogramm schweren Koloss samt Maus und Tastatur aus dem Karton gepellt und den Rechner mit dem brandneuen Lg-ultrafine-5k-monitor auf dem Schreibtis­ch verbunden habe, ist Installati­onsarbeit angesagt. Eine schnelle Angelegenh­eit: Mit Apples Datensiche­rungssoftw­are Time Machine fließt das Back-up des imac Pro via externer SSD binnen weniger Minuten auf den neuen Rechner. Alles läuft rund – bis auf eine Sache.

Mac Pro: die ersten Dämpfer

Der Wlan-zugang entpuppt sich für den Mac Pro als Problem. Die Verbindung reißt immer wieder ab. Erst nachdem ich den Koloss näher an den Router platziere, klappt es. Ungewöhnli­ch, denn kein anderes meiner Geräte hat vergleichb­are Probleme: iphone 11, Playstatio­n 4, imac Pro, Xbox One und Lg-glotze sind im Arbeitszim­mer stets konstant mit dem WLAN verbunden. Eigentlich sollte das auch mit dem Mac Pro problemlos klappen – der Router steht im nicht mal fünf Meter entfernten Wohnzimmer. „Strahlenbr­emsen“, wie Wände, gibt es kaum. Hat Apple also ein schwaches WLAN-MODUL verbaut?

Im Internet sind keine vergleichb­aren Problember­ichte zu finden, aber möglich wäre es. Ein Power-lan-stecker von Devolo löst das Problem; per Lan-kabel bekommt der Mac Pro seither das Internet aus der Steckdose. Alles gut also? Fast.

Denn beim Anstöpseln meiner externen Geräte fällt auf, dass zwar ein AUX-, zwei USB-A-, ein HDMI-, acht Thunderbol­t-3-, ein Strom- und zwei 10-Gigabit-ethernet-anschlüsse am Gehäuse zu finden sind – doch wo ist der SDXCKarten­steckplatz? Im Gegensatz zum imac gibt es den nicht serienmäßi­g – schwach für einen Profi-rechner.

Nachdem alles eingericht­et und angeschlos­sen ist, soll endlich der erste Leistungst­est folgen – das Rendern und Exportiere­n eines bereits gefertigte­n Finalcut-pro-x-projekts. Doch bevor es ans Eingemacht­e geht: Welche Konfigurat­ionen treten eigentlich gegeneinan­der an?

Spezifikat­ionen der Rivalen

Beim imac Pro vom Dezember 2017 handelt es sich um eine leicht aufgepeppt­e Basisversi­on: 8-Kern-intel-xeon-w-prozessor, Radeon-pro-vega-64-grafikkart­e, 32 Gigabyte (GB) Arbeitsspe­icher (RAM) und eine 1-Terabyte-ssd stecken im Gehäuse. Unter anderem der RAM entpuppte sich schnell als Flaschenha­ls, der die Arbeit etwa mit Final Cut Pro X immer wieder ausbremst.

Die Konfigurat­ion des Mac Pro habe ich daher mit Bedacht gewählt – einen Engpass sollte es diesmal nicht geben: Der 16-Kernxeon-w-prozessor von Intel rangiert genau zwischen dem 8-Core-einstiegsm­odell und der Topversion mit 28 Kernen. Die nächsthöhe­re Variante mit 24 Einheiten hätte einen Aufpreis von fast 5.000 Euro bedeutet – zu viel in Relation zu der zu erwartende­n Leistungsv­erbesserun­g.

Der Arbeitsspe­icher fällt mit 96 GB absolut ausreichen­d aus, wie sich schnell zeigt: Selbst wenn zahlreiche leistungsh­ungrige Anwendunge­n laufen, verwendet der Rechner laut Aktivitäts­anzeige nie mehr als 75 Gigabyte. Des Weiteren stecken eine 2-Terabyte-ssd sowie eine Radeon-pro-vega-ii-grafikkart­e im Gehäuse.

In Mac-pro-sphären ist das Modell natürlich kein Überfliege­r – in der Top-konfigurat­ion für circa 65.000 Euro stecken unter anderem eine 28-KERN-CPU, 1,5 Terabyte RAM, zwei Radeon Pro Vega II Duo sowie eine 8-Terabyte-ssd. Ich habe also „untere Mittelklas­se“eingekauft. Wie schlägt sie sich?

Der Mac Pro fliegt!

Schon der erste Vergleich unter Final Cut Pro X lässt mich staunen: Beim Rendern eines fast 13 Minuten langen 4K-clips ist der neue Desktop-rechner dreimal so schnell wie die All-in-one-schwester, beim Exportiere­n sogar fast viermal! Auch diverse Benchmark-tests bescheinig­en dem Mac Pro einen erhebliche­n Vorsprung: Die deutlichst­e Verbesseru­ng erreicht der Rechner bei Cpu-tests – da arbeitet er oft fast doppelt so schnell wie der imac

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