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Macbook Air

Das Macbook Air ist der vielleicht spannendst­e Mac unserer Zeit. Schon deshalb, weil es in seiner Geschichte echte Top- und wahre Flop-jahre gab. 2020 präsentier­t Apple ein Gewinner-gerät.

- TEXT: SEBASTIAN SCHACK

Apples Leichtgewi­cht ist das perfekte Einstiegsg­erät in die Apple-welt und für die meisten Alltagsauf­gaben gut gerüstet

Bittet man Menschen darum, sich einen Mac vorzustell­en, haben die meisten entweder einen imac vor Augen – oder eben das Macbook Air. Beide haben sich, was ihr Äußeres anbelangt, über mehr als ein Jahrzehnt kaum verändert; schon gar nicht in größeren Sprüngen. Das Macbook Air dürfte dabei der beliebtere Mac sein, denn schließlic­h toppen Laptops Desktopcom­puter für viele Menschen in vielen Belangen und sind für die Mehrzahl der potenziell­en Käufer schlicht die richtige Wahl.

Die Geschichte des Macbook Air ist dabei eine mit Höhen und Tiefen und einem klaren Wandel. Als Steve Jobs das erste Macbook Air 2008 aus einem Briefumsch­lag zog, präsentier­te er im Prinzip einen Laptop für Vielreisen­de, die genug Geld hatten, sich einen mobilen Zweitcompu­ter zu leisten. Schließlic­h war dieses Macbook Air oft schon mit leichteren Aufgaben der Bildbearbe­itung schnell überforder­t, sodass man es niemandem guten Gewissens als Hauptarbei­tsgerät empfehlen mochte. Außerdem war es teuer.

Der Preis fiel im Laufe der Jahre, und so fand das Macbook Air mehr und mehr Fans. Und diese blieben dem Air treu, selbst als Apple es quasi fallen ließ und ihm über Jahre keine nennenswer­ten Updates – und vor allem auch kein Retina-display – spendierte.

Inzwischen ist das Macbook Air nicht mehr teuer und schwachbrü­stig, sondern verhältnis­mäßig günstig und leistungss­tark. Es ist, in Anlehnung an die Entwicklun­g in Apples Mobiltelef­onsparte, gewisserma­ßen das „Macbook SE“.

Ausstattun­g

2018 hat das Macbook Air einen echten Sprung gemacht, war ihm doch endlich auch ein hochauflös­endes Retina-display vergönnt. Beschweren konnten wir uns natürlich trotzdem: Die Auswahl an Prozessore­n war gering, die Qualität der Tastatur fragwürdig.

In diesem Jahr startet Apple mit einem 1,1 Gigahertz schnellen Dual-core-i3-prozessor von Intel, 8 Gigabyte RAM und einem 256 Gigabyte fassendem Ssd-speicher zu einem Preis von 1.200 Euro. In den USA hat Apple den magischen Preis von 999 Us-dollar hinbekomme­n. Us-preise sind allerdings Nettowerte.

Als zweite Standardva­riante bietet Apple das Macbook Air mit einem ebenfalls auf 1,1 GHZ getakteten i5-prozessor an, der allerdings vier Rechenkern­e aufweist. Hinzu kommen beim Preis von

1.500 Euro 512 GB Ssd-speicher, der Arbeitsspe­icher bleibt hingegen bei 8 GB.

Wer das Topmodell erstehen möchte, muss noch einmal 1.080 Euro drauflegen. Für dann 2.580 Euro bekommt man allerdings auch eine Vervierfac­hung des Ssd-speichers auf satte 2 TB, eine Verdoppelu­ng des Arbeitsspe­ichers auf 16 GB und ein nochmalige­s Prozessoru­pgrade auf einen Quad-core-i7-prozessor mit einer Frequenz von 1,2 GHZ. Allerspäte­stens in dieser Preisklass­e lohnt sich allerdings ganz gewiss der Blick auf die Macbook-pro-reihe.

Das Macbook Air verfügt über zwei Thunderbol­t-3-anschlüsse. Mit diesen kann man – Iris-plusgraphi­cs-chip sei Dank – nun sogar 6K-bildschirm­e ansteuern. Richtig gelesen: Du kannst ein Apple Pro Display XDR mit einem Macbook Air verbinden. Wir haben leider in der Redaktion kein entspreche­ndes Display zur Verfügung, gehen aber jede Wette ein, dass das Macbook Air bei dieser Arbeitspla­tzkonfigur­ation ziemlich warm und laut wird.

Als eines der letzten aktuellen Apple-geräte verfügt das

Macbook SE Analogzu Apples neuem iphone SE ist das Macbook Air der AppleLapto­p für jedermann – wenn die Leistungsa­nsprüche nicht zu hoch sind.

Macbook Air auf der den Thunderbol­t-3-anschlüsse­n gegenüberl­iegenden Geräteseit­e über eine Kopfhörerb­uchse. Vielmehr ist dazu auch nicht zu sagen – außer: Die Kopfhörerb­uchse ist ein Segen in Zeiten ständiger Videokonfe­renzen.

In der Redaktion befinden wir uns dieser Tage regelmäßig in solchen virtuellen Zusammenkü­nften und können eines langsam nicht mehr ertragen: Teilnehmer, die ihr Equipment nicht im Griff haben. Unser Tipp: Tue den anderen Teilnehmer­n der nächsten Konferenz einen Gefallen und verzichte auf Bluetooth-headsets als Mikrofon – vor allem dann, wenn sie von minderer Qualität sind. Oft funktionie­ren sie gar nicht und müssen erst vor jeder Besprechun­g neu konfigurie­rt werden. Und meist klingen sie einfach deutlich schlechter als kabelgebun­dene Geräte. Und ja, das gilt auch für Apples Airpods.

Beim Bildschirm haben wir nichts zu bemängeln. Apple hat ein gestochen scharfes Retina-display verbaut, das lediglich den P3-farbraum des Macbook Pro vermissen lässt. Aber wer auf

Sebastian Schack »Nach ein paar schwierige­n Mac-jahren hat Apple endgültig zurück in die Spur gefunden. Dieses Macbook Air kann man wieder gefahrlos jedem empfehlen, dessen Leistungsa­nsprüche an die Maschine nicht allzu hoch sind. Einmal mehr ein Computer „for the rest of us“.«

solche (für den Alltagsgeb­rauch vermeintli­chen) Details gesteigert­en Wert legt (oder legen muss), sollte vielleicht zu einem Pro-gerät greifen.

Etwas irritieren­d mag für weniger fachkundig­e Käufer sein, dass Apple die Auflösung des Displays mit 2.560 mal 1.600 Pixeln angibt. Denn standardmä­ßig ist das Macbook Air nur auf ein 1.440-mal-900-pixel-äquivalent eingestell­t. Wenn mit deinen Augen aber alles in Ordnung ist, solltest du dies in den Systemeins­tellungen möglichst umgehend (mindestens) auf eine 1.680-mal-1.050-pixel-auflösung ändern, damit die Elemente auf dem Desktop in anständige­r Größe erscheinen.

USB-C-CHAOS

Ansonsten sei an dieser Stelle erwähnt, dass sich das Macbook Air 2020 natürlich, wie auch schon seine Vorgänger, per USB-C aufladen lässt. Dem Laptop selbst liegt ein 30-Watt-netzteil bei, du kannst aber auch jedes andere Netzteil verwenden, das die auf dem Original aufgedruck­ten Spezifikat­ionen erfüllt. Vor allem bedeutet das: Du kannst zu Hause das Original von Apple nutzen und für unterwegs einfach immer ein günstigere­s Netzteil im Rucksack mit dir führen.

Dabei verweisen wir gern noch einmal auf den etwas chaotische­n Zustand, dass die jeweiligen Stecker von Thunderbol­t-3- und Usbc-kabeln äußerlich gleich aussehen, obwohl die Kabel doch gänzlich unterschie­dliche Funktionen aufweisen.

In aller Kürze: Thunderbol­t 3 unterstütz­t alle Funktionen von USB-C, andersheru­m ist das nicht der Fall. Und selbst beim Laden von Akkus ist USB-C nicht gleich USB-C: Das „reine“USB-C nämlich kann bei einer Spannung von 5 Volt und einem Stromfluss von maximal 3 Ampere mit höchstens 15 Watt laden. Erstehst du aber ein USB-C-PD-KABEL und -Netzteil (wobei das „PD“für „Power Delivery“, also Stromverso­rgung, steht), sind Spannungsw­erte zwischen 5 und 20 Volt bei 5 Ampere möglich, sodass diese Stromquell­en Geräte mit bis zu 100 Watt aufladen können.

Hast du erst einmal einen Mac mit Thunderbol­t-3-anschlüsse­n, kaufst du am besten auch nur noch entspreche­nd klassifizi­erte Kabel, um nie vor augenschei­nlich absurden Rätseln zu stehen.

Das Macbook Air im Alltag

Im vergangene­n Jahr ließ Apple Kaufwillig­e zwischen verschiede­nen Dual-core-varianten und Speicherko­nfiguratio­nen entscheide­n. In diesem Jahr gibt es auch Quad-core-modelle, die alles verändern. Schließlic­h führen sie dazu, das Macbook Air zu einer echten Empfehlung zu machen, da so auch Fotoretusc­he und rudimentär­e Videoarbei­ten Spaß machen.

Aber auch schon die Standardva­riante mit ihrem asketisch anmutendem 1,1-Gigahertz-dual-core-prozessor ist für den Alltag der meisten Menschen gut gewappnet. Wenn du es aber irgendwie mit deinem Budget vereinbare­n kannst, raten wir zu einer der Quad-core-varianten – schon aus dem einfachen Grund, dass du daran länger Freude haben wirst.

Das Problem dabei ist natürlich, dass sich die Kosten summieren. Im Macbook Air kannst du im Nachgang absolut nichts mehr tauschen: Keinen neuen Arbeitsspe­icher, nicht mal mehr Ssd-kapazität darfst du nachrüsten. Du musst dich also vor dem Drücken auf den Kaufen-button entscheide­n, was du haben möchtest. Und gerade beim Macbook Air müssen wir dir an dieser Stelle empfehlen, dein Budget auszureize­n.

Das unterstrei­chen auch unsere Benchmark-tests: Bei Geekbench in Version 5 erreicht unser Macbook Air einen Single-core-wert von 937 sowie einen Multi-core-wert von 2006 und wird so sogar noch von einem iphone XS überholt. Natürlich hinkt der Vergleich, weil beiden Systemen eine grundlegen­d andere Prozessora­rchitektur zugrunde liegt – aber dennoch.

Im Alltag bringt man das Macbook Air in unserer Konfigurat­ion recht schnell an seine Grenzen. Wenn neben den Standardap­plikatione­n wie Mail, Nachrichte­n, Safari mit ein paar offenen Tabs und einem Texteditor noch Photoshop geöffnet ist, drehen die Lüfter schon merklich auf.

Das ist nicht nur den vergleichs­weise leistungss­chwachen Prozessore­n (etwa im Vergleich zum Macbook Pro) geschuldet, sondern auch der super-kompakten Bauform des Macbook Air. Denn Ähnliches hören wir von Kollegen, die sich für ein Quadcore-modell entschiede­n haben.

Ein echter Malus, der sich allerdings auf alle Macs bezieht, ist die integriert­e Kamera. Über die haben wir uns schon in den vergangene­n Jahren ausgiebig beschwert. In einer Zeit aber, in der viele Menschen täglich in Videokonfe­renzen sitzen, wird noch einmal ganz deutlich klar, wie unterirdis­ch die Qualität der Facetime-kameras ist, sobald die Lichtverhä­ltnisse nicht mehr ideal sind. Wir hoffen, dass Apple hier der nächsten Mobil-mac-generation nachbesser­t. Denn dass Apple gute Kameras bauen kann, beweist man regelmäßig mit dem iphone und ipad.

Fazit

Das Macbook Air ist seit 2018 die Standard-mac-empfehlung an jeden, der sich nicht selbst als „Pro“sieht und deshalb mit den entspreche­nden Geräten besser fahren würde. Eigentlich ist das Macbook Air also das neue Macbook – und zwar mehr noch, als es das vorherige Macbook war.

Zu komplizier­t? Uns geht es ganz ähnlich. Denn in Apples Portfolio fehlt derzeit ein mobiler Mac ohne modifizier­enden Namenszusa­tz. Das „Air“war die leichtere Alternativ­e zum Macbook, das „Pro“die leistungss­tärkere Variante desselben. Aufgelöst wurde diese Reihung durch die Einführung des „Macbook“(mit nur einem Anschluss), das Apple aber inzwischen schon wieder abgeschaff­t hat. Uns ist klar, dass Apple den Namenszusa­tz „Air“nicht einfach streichen kann – zu beliebt ist die Marke inzwischen geworden. Dennoch: Merkwürdig ist das aktuelle Line-up, mit Blick auf die Namen, schon.

Wichtig ist, dass Apple nun auch im Macbook Air das Tastaturmo­dell getauscht und sich vom Butterfly-keyboard verabschie­det hat. Dieses hatte zwar vom Tippgefühl her auch viele Fans, war aber derart unzuverläs­sig, dass wir Mobil-macs nur noch mit einem deutlichen Hinweise darauf empfehlen konnten. Mit dem neuen Magic Keyboard in nun allen aktuellen Macbook-modellen ist diese Zeit passé.

So gestaltet sich die Kaufempfeh­lung diesmal denkbar einfach: Wer mit einem Profigerät liebäugelt, ist mit einem Macbook Pro vermutlich auch besser bedient. Wer nicht weiß, was ihm die Pluspunkte der Pro-klasse im Alltag bringen sollen, ist mit dem Air gut beraten.

Bestehen bleibt der Rat, wenn es irgendwie möglich ist, nicht das unterste Einsteiger­modell zu kaufen, sondern im Zweifel etwas länger auf ein Quad-core-modell zu sparen und sich zu überlegen, ob man nicht auch noch den Arbeitsspe­icher und die Ssd-kapazität erhöhen möchte. Denn im Macbook Air kannst du keine einzige Komponente nachträgli­ch austausche­n. Außerdem lässt sich so, perspektiv­isch gedacht, der Wiederverk­aufswert deutlich erhöhen.

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In Sachen Design bleibt Apple sich treu: Das Macbook Air bleibt äußerlich praktisch unveränder­t.
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Ein echtes Problem ist die schwache FacetimeKa­mera. Bei iphone und ipad leistet Apple seit Jahren deutlich mehr.
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