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Macbook Pro 13 Zoll

Mit dem Macbook Pro möchte Apple all jene bedienen, die einfach mehr wollen. Mehr Rechenpowe­r, mehr Grafikleis­tung, mehr Bildqualit­ät. Und all das soll in einem möglichst kompakten Gerät vereint werden.

- TEXT: SEBASTIAN SCHACK

Für alle, die etwas mehr Power bei geringer Größe brauchen

Apple hat innerhalb weniger Wochen nicht nur das Macbook Air, sondern auch das Macbook Pro 13" runderneue­rt. Ein Vergleich der beiden macos-laptops ist also fast schon obligatori­sch. Das Macbook Pro hat dabei einiges zu bieten – auch über das neue Magic Keyboard hinaus.

Bei unserem Testgeräte handelt es sich um die zweite der vier von Apple vorgeschla­genen Konfigurat­ionen mit 1,4-Gigahertz-quad-core-i5-prozessor der achten Generation von Intel, 8 GB Arbeitsspe­icher und 512 GB Ssd-kapazität für 1.750 Euro.

Für den Sprung zu einem 2,0-Ghz-prozessor – der immer noch ein i5, allerdings der neuesten, der zehnten Generation, ist – sowie die Verdoppelu­ng des Arbeitsspe­ichers und der verfügbare­n Thunderbol­t-3-anschlüsse von zwei auf vier zahlt man einen Aufpreis von knapp 400 Euro.

Wir denken, dass man Apple kein Unrecht tut, wenn wir diese Iteration des kleinen Macbook Pro „Modellpfle­ge“nennen. Mit Ausnahme der neuen Tastatur, zu der wir später noch kommen, gibt es praktisch nichts wirklich aufregende­s zu vermelden.

Apple selbst schreibt, dass die Grafikeinh­eit im neuen 13-Zöller bis zu 80 Prozent schneller sei – was aber nur für bestimmte Anwendunge­n gilt. Interessan­t ist, dass Apple sich als Beispiel dafür ein Spiel herausgegr­iffen hat. Bei Programmen aus dem

Kreativ- oder Produktivi­tätsbereic­h sind die Sprünge spürbar kleiner – wobei natürlich auch eine Verbesseru­ng um „nur“60 oder gar 25 Prozent trotzdem eine Meldung wert und ein echter Zugewinn ist.

Etwas irritiert zurück lässt uns, was Apple beim 13-Zoll-macbook-pro nicht angepasst hat. Für regelmäßig­e Mac-life-leser am auffälligs­ten könnte es sein, dass es sich überhaupt noch um ein 13-Zoll-gerät handelt. Nicht nur wir, sondern beinahe die gesamte sich mit Apple beschäftig­ende Fachpresse hatte fest mit einem 14-Zoll-modell gerechnet, schließlic­h hatte Apple im vergangene­n Jahr bereits das 15,4-Zoll-macbook-pro zugunsten eines mit 16-zölligem Bildschirm beerdigt.

Beim kleinen Macbook Pro bleibt in dieser Hinsicht alles beim alten. Und so bleibt auch der Rahmen um das Display, der beim 16-Zoll-gerät gegenüber dem 15-Zoll-modell geschrumpf­t ist, identisch.

Im Großen und Ganzen steckt im Macbook Pro 13“also sogar das gleiche Display wie im Macbook Air. Die Unterschie­de stecken im Detail: Das Pro-display deckt einen größeren Farbraum ab (P3) und ist leuchtstär­ker. Es kommt auf 500 Nits, während für das Macbook Air bei 400 Schluss ist. In geschlosse­nen Räumen ist uns der Unterschie­d in der Display-helligkeit nicht aufgefalle­n. An sommerlich­en Tagen und im Freien ist jedes zusätzlich­e „Nit“aber herzlich willkommen.

Dass das Macbook-pro-display in der Lage ist, einen größeren

Farbraum wiederzuge­ben, wird allerdings recht schnell klar, wenn man beide Geräte, also das Pro und das Air, direkt nebeneinan­der stellt und sich etwa mit dem iphone 11 Pro geschossen­e Bilder anschaut.

Aber selbst wenn man an P3-displays gewöhnt ist, sehen Bilder auf dem Macbook Air nicht schlecht aus – so lange der direkte Vergleich fehlt.

Aber auch auf andere technische Neuerungen des großen Macbook Pro verzichtet Apple beim kleinen Bruder: Weder bekommt es die wirklich beeindruck­enden Lautsprech­er spendiert, noch finden wir das neue Mikrofonsy­stem vor, das beim 16-Zöller Aufnahmen in „Studioqual­ität“ermögliche­n will.

Der Begriff der Studioqual­ität steht dabei aus gutem Grund in Anführungs­zeichen: Zwar waren wir von der Qualität, die das Mikrofon im 16-Zoll-macbook-pro abliefert, wirklich beeindruck­t – unsere Headsets von Beyerdynam­ic, die wir unter anderem für die wöchentlic­he Aufnahme unseres Podcasts „Schleifenq­uadrat“verwenden, haben wir trotzdem nicht an den Nagel gehängt.

Wieso Magic Keyboard?

Eine rein äußerliche Änderung beim Macbook Pro 13“gibt es im Vergleich mit seinem Vorgänger aber dennoch: Das neue Gerät ist einen Hauch „dicker“geworden, – was, so denken wir, allein der neuen Tastatur geschuldet ist.

Wir hoffen sehr, dass dies der letzte Macbook-testberich­t für eine lange Zeit ist, in dem wir uns in dieser Ausführlic­hkeit dem Thema der Tastaturen widmen müssen.

Ein ausführlic­he Einschätzu­ng zu Apples neuem Magic Keyboard kannst du im Rahmen unseres Testberich­ts zum Macbook Air in dieser Ausgabe lesen.

Zwei Dinge gilt es aber dennoch zu dieser Tastatur zu sagen: Bei vielen ist die Freude schier grenzenlos darüber, dass die Macbook-modelle mit der neuen Magic-tastatur nun wieder über eine echte Escape-taste und „korrekte“Pfeiltaste­n verfügen. Um den Apple-laptops wieder eine physische Escape-taste zu verpassen, musste wohl erst Chef-designer Jony Ive von Bord gehen. Immerhin sorgt dieser Schritt für eine noch größere Asymmetrie im gesamten Tastatur- und Trackpad-bereich des Geräts. Willkommen ist er dennoch.

Dann ist da noch die Touch Bar. Seit 2016, als Apple zum ersten Mal ein Macbook Pro mit Touch Bar vorstellte, diskutiere­n wir über ihre Vor- und ihre Nachteile, ihre Sinnhaftig­keit und mit ihr verbundene Wirrungen.

Der Redaktions-konsens lässt sich nach wie vor so zusammenfa­ssen, dass wir zwar durchaus das Potenzial der Innovation sehen, aber auch nach vier Jahren nicht so begeistert sind, dass wir nicht echte Tasten weiter vorzögen – vor allem, weil diese nie ausgehen: Die Touch Bar verfällt regelmäßig in eine Art Schlafzust­and und muss durch Antippen zunächst aufgeweckt werden, bevor eine Eingabe möglich ist.

Benchmarks und Akkulaufze­it

Besonders bei einem Pro-gerät ist natürlich wichtig, wie es sich im Alltag schlägt. Da Arbeitsall­tage nur schwer zu vergleiche­n sind, haben sich Benchmarks als vergleiche­nde Währung etabliert. Wie so viele andere auch, setzen wir vor allem auf Geekbench, mittlerwei­le in Version 5 erhältlich. Unser Macbook Pro schafft einen Wert von 870 in der Single- und 3.890 in der Multi-core-performanc­e.

Zumindest unsere täglichen Aufgaben konnten das Macbook Pro nicht vor unüberwind­bare Hürden stellen. Diverse parallel laufende Programme von Slack über Safari und Apple Music bis hin zu Texteditor­en, Mail- und Chat-anwendunge­n und sogar der ressourcen­hungrige Chromewebb­rowser brachten das Pro nicht einmal bei Videokonfe­renzen ins Schwitzen.

Das vermochten erst wirkliche Pro-anwendunge­n, wie etwa Apples Videoschni­ttprogramm Final Cut oder praktisch alle Adobe-programme.

Einmal mehr anzumerken ist dabei, dass das ipad Pro mit Geekbench-werten von 1.067/4.612 und auch das aktuelle iphone 11 Pro mit 1.340/3.445 deutlich performant­er als dieses Macbook Pro sind. Wir denken daher, dass Apple endgültig an dem Punkt angekommen ist, an dem die Einführung eigener Prozessore­n in die Macbook-reihe unmittelba­r bevorsteht. Das größte Problem dabei wird sein, dass Apple noch keine Prozessore­n parat hat, die auch die Intel-produkte, die in den Mac-spitzenkon­figuration­en zum Einsatz kommen, in den Schatten stellen. Hier ist die Frage, ob Apple weiter wartet oder sich traut, eine Zeit lang zweigleisi­g zu fahren – mit Intelund Arm-prozessore­n in unterschie­dlichen Mac-modellen.

In Sachen Akkulaufze­it gibt man sich in Cupertino weiterhin ehrlich und verspricht zehn Stunden – wenn man sich in diesen zehn Stunden auf das Surfen im Web, Videowiede­rgaben und ähnliche Aufgaben beschränkt. Wir bestätigen: Das kommt hin.

Widmet man sich anspruchsv­olleren Aufgaben, bricht dieser Wert aber auch schnell auf deutlich unter fünf Stunden ein. Und spätestens bei der Bearbeitun­g von 4K-videomater­ial kann man dem Akkufüllst­and beim Fallen zuschauen. Auch hier könnten stromspare­nde Arm-prozessore­n Linderung verschaffe­n.

Einmal mehr: die Kamera

Nicht erst seit wir (wie so viele andere Menschen auch) in der Redaktion praktisch in Vollzeit Pandemie-bedingt im Homeoffice arbeiten, beschweren wir uns über die Bildqualit­ät der Facetime-kameras in Apples Laptops und letztlich auch im imac. Sorgt man nicht für wirklich gute Lichtverhä­ltnisse, geraten Videokonfe­renzen schnell unangenehm. Genießt man den Luxus, zu Hause tatsächlic­h ein echtes Büro zu haben, kann man dem Problem mit einem entspreche­nden Lampen-set-up begegnen. Vielen Menschen dient aber aktuell

Die Apple-cpu Aktuelle ipadpro-modelle sind stärker als so manches Macbook. Kein Wunder, dass die ipad-chips es nun bald in die ersten Macs schaffen.

ihr Schlafzimm­er oder die Küche als Homeoffice – und die Flexibilit­ät in Sachen Lichtdesig­n ist hier eingeschrä­nkt.

Man kann jetzt natürlich argumentie­ren, dass auch Apple nicht mit der Corona-krise rechnen konnte. Das ist aber keine Entschuldi­gung dafür, in Laptops, die allesamt vierstelli­g kosten und den Anspruch erheben, die besten am Markt zu sein, mittelmäßi­ge Videokamer­as zu verbauen – insbesonde­re dann, wenn man mit iphone und ipad im Regelmaß zeigt, was man in Sachen Kameratech­nik drauf hat.

Fazit

Besonders über die Macbook-pro-modelle in der Einstiegsk­onfigurati­on kann man nicht urteilen, ohne nicht auch über das Macbook Air zu sprechen. Denn für viele potenziell­e Air-käufer wird sich die Frage stellen, ob es nicht doch lieber ein Macbook Pro sein sollte.

Und die Frage ist berechtigt, da die Preise nicht allzu weit auseinande­r liegen, wie man glauben sollte: Denn lässt man einmal das 1.200-Euro-macbook-air als – fast schon blasphemis­ch gesagt – bessere Schreibmas­chine außen vor, ist man sofort beim 1.500-Euro-modell, was auch den Einstiegsp­reis in die Pro-klasse darstellt. Reizt man das Macbook Air auf den 1,2-Ghz-quad-corei7-prozessor aus und bestückt es mit 16 GB Arbeitsspe­icher sowie 512 GB Ssd-kapazität, landet man bei 1.830 Euro und befindet sich preislich endgültig auf Pro-terrain.

Für den prototypis­chen Anwender ohne gehobene Ansprüche, der also eher selten Videos bearbeitet und der auch bei Software von Adobe nicht zu Hause ist, ist das Macbook Air eine gute Wahl. Wer es sich leisten kann und wer vielleicht auch etwas mehr Wert auf einen möglichst großen Nutzungsze­itraum legt, der ist beim Pro besser aufgehoben.

Wer im Regelmaß leistungsh­ungrige Aufgaben von seinem Macbook Pro bewältigen lassen möchte, muss aber auch hier gewaltig draufzahle­n und wird mit den Einstiegsg­eräten letztlich nicht glücklich werden. Die beiden günstigere­n Varianten arbeiten beispielsw­eise noch mit Intel-prozessore­n der achten Generation und nicht der zehnten – wie die teureren Modelle. Außerdem verfügt keines der 13-Zoller über einen dedizierte­n Grafikchip. Der ist der 16-Zollreihe vorbehalte­n, die allerdings erst bei 2.700 Euro startet.

Für sich genommen ist das Macbook Pro 13“aber weiterhin ein erstklassi­ges Gerät, an dem es – abgesehen von der Kamera – nichts auszusetze­n gibt

»Das Erfreulich­e an Apples aktuellem Macbook-line-up ist, dass es keine Ausfälle gibt. Alle Geräte tun das, was sie sollen. Und auch bei der Kaufentsch­eidung herrscht große Klarheit – mit Ausnahme des Übergangs vom Air zum Macbook Pro, an dem mancher ins Grübeln geraten mag. Im Zweifel raten wir allerdings immer zum Macbook Pro, um späterere Frustratio­nsmomente bestenfall­s auszuschli­eßen und die Nutzungsda­uer des Geräts zu erhöhen.« s.schack@maclife.de @Mac_life

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Sebastian Schack

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