Von Geparden und Berglöwen
Wie ein Rudel Großkatzen die moderne Computerwelt auf den Kopf stellte.
Die offizielle Mac-os-x-geschichte begann mit einem Bären mit dem Namen „Kodiak“. Kodiak startete als 30 Us-dollar teure Betaversion, die das neue Mac-betriebssystem und die richtungsweisende Aqua-oberfläche vorstellte. Die Beta lief im Mai 2001 aus, und „Cheetah“(zu Deutsch: Gepard) war fertig und übernahm. Mac OS X 10.0 sah anders aus und funktionierte anders als jedes frühere Mac-betriebssystem. Es basierte auf einem Darwin-unix-ähnlichen Kern und dem Mach-kernel der „Open Software Foundation“, verfügte über ein vollständiges präemptives Multitasking und hatte eine Befehlszeilenschnittstelle in Form eines Terminals.
Der Gepard war jedoch hungrig: Als Apple selbst viele Macs noch mit 64 MB RAM auslieferte, bevorzugte Mac OS X 10.0 bereits 128 MB. Cheetah benötigte mindestens 800 MB Festplattenspeicher, unterstützte aber nicht die Upgrade-karten, die die bisherigen Power Macs der G3-version auf dem neuesten Stand hielten. Die Anwendungen waren entsprechend langsam und Kernel-panic-abstürze an der Tagesordnung. Aufgrund von Hardware-problemen fehlten zudem Funktionen wie die Dvd-wiedergabe oder das Brennen von CDS.
Mac OS X 10.1 „Puma“lieferte ein kostenfreies Upgrade – und heilte einige von Gepards vielen Kinderkrankheiten. Es wurde im September 2001 veröffentlicht, hatte ein besseres Applescript und erheblich optimierte Opengl-treiber. Außerdem wurde Image Capture für das Scannen und die digitale Fotografie eingeführt. Auf neu verkauften Macs kam Puma aber erst mit Mac OS X 10.1.2 im Januar 2002 als Standardbetriebssystem an – vorher regierte weiter Mac OS 9.
Die nächste Großkatze hörte auf den Namen „Jaguar“: Mac OS X 10.2 erschien im August 2002. Es war stabiler und brachte eine Reihe Verbesserungen mit sich. Universal Access machte Macs leichter zugänglich. Hinzu kamen MPEG-4-VIDEO in Quicktime, die Inkwell-handschrifterkennung und Rendezvous für eine leichtere lokale Vernetzung. Außerdem führte Apple die Quartzextreme-darstellungstechnologie zur Verbesserung der Grafikleistung ein. Aber Jaguar nahm auch etwas: Das „lächelnde“Mac-symbol während des Starts wich dem heute bekannten, angebissenen Apple-logo.
Gib mir Metall, Baby!
Der „Panther“von 2003, Mac OS X 10.3, glänzte durch die optische Veränderung: Der neugestaltete Finder besaß nun die Anmutung gebürsteten Metalls – und sah insgesamt schlichter, seriöser und nicht mehr so verspielt aus wie seine Vorgänger. Panther führte die Exposé-fensterverwaltung, X11, schnelle Benutzerwechsel, Font Book für die Schriftartenverwaltung und Filevault für die Verschlüsselung ein. Hinzu kam ein eigener Standard-webbrowser namens Safari.
„Tiger“(oder Mac OS X 10.4) lieferte Apple
erst im April 2005 aus – dafür aber mit großem Erfolg: Sechs Wochen nach dem Verkaufsstart hatte das Unternehmen nach eigenen Angaben bereits mehr als zwei Millionen Exemplare ausgeliefert.
Das Tiger-update beinhaltete viele noch heute wichtige Dinge, so etwa die Spotlightsuche, Rss-feeds in Safari, Dashboard-widgets, das Wörterbuch, Automator, Voiceover und Xcode 2.0. Aber noch wichtiger: Version 10.4 war die erste Version von Mac OS X, die auf Intelprozessoren lief. Auf der WWDC 2005 verkündete Steve Jobs, dass Apple bis 2007 alle Macs auf Intel-chips umstellen wolle. Zeitgleich kündigte er Mac OS X 10.4.4 an, die erste öffentlich freigegebene Version von Mac OS X sowohl für Powerpc- als auch für Intel-x86-prozessoren.
Mac OS X 10.5 „Leopard“sollte dann im Jahr 2007 die letzte Version sein, die auf POWERPCCPUS funktionierte. Die Unterstützung für Classic-anwendungen wurde abgeschafft und „Boot Camp“für das duale Starten von Windows auf Intel-macs eingeführt. Hinzu kamen zum Beispiel Time Machine und die virtuellen Desktop-spaces eingeführt.
„Snow Leopard“wurde 2009 für nur 29 USDollar ausgeliefert und verkaufte sich entsprechend gut. Viele der Kernanwendungen ließen sich nun, ebenso wie der Kernel, im 64-Bit-modus ausführen. Snow Leopard führte – in Anlehnung an das iphone – den Mac App Store ein und nutze letztmals den Namen „Mac OS X“: Aus Mac OS X verkürzte sich mit „Lion“offiziell zu OS X.
Version 10.7 war der Versuch, sehr unterschiedliche Anforderungen unter einen Hut zu bringen. Natürlich sollte es den Mac-getreuen gefallen, aber Lion musste auch Menschen ansprechen, für die Apple mittlerweile „die iphone-firma“war. Damit begannen die Grenzen zwischen Mac und IOS erstmals zu verwischen. Lion brachte den natürlichen Scrolling-verlauf,
OS X Lion brachte den natürlichen Bildlauf und die neuen Schnittstellen von Mission Control und Launchpad.
die ausgiebige Verwendung von Trackpad-gesten und die bekannten Mission-control- und Launchpad-oberflächen mit.
Viele der Oberflächenelemente waren vom iphone inspiriert. Airdrop, der Vollbildmodus und Auto-save kamen hinzu – das bedeutete noch mehr „ios-feeling“, wobei Notizen und Erinnerungen zu separaten Apps mutierten. Apple ersetzte ichat durch Nachrichten, Push-nachrichten im ios-stil fanden ins Benachrichtigungszentrum des Mac Einlass.
„Der König der Tiere“bezeichnete gleichzeitig die letzte bezahlte Version von OS X – und das Finale von Apples Großkatzen-vorliebe.