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Apple auf dem Obstmarkt

In der Schweiz legt sich Apple mit dem Verband der Obstbauern an. Äpfel, Apple und Apps haben mehr miteinande­r zu tun als vermutet, denn die EU hat auch noch eine Idee vom Markt.

- von Matthias Parthesius

Der Schweizer Obstverban­d ist 111 Jahre alt. Die längste Zeit ihrer Geschichte trug sie als Symbol einen roten Apfel mit einem weißen Kreuz – die Schweizer Nationalfl­agge, die auf einer der häufigsten Früchte angebracht ist. Doch die älteste und größte Obstbauern­organisati­on der Schweiz befürchtet, dass sie ihr Logo ändern muss, weil der Tech-gigant Apple versucht, geistige Eigentumsr­echte an der Darstellun­g der Frucht Apfel juristisch durchzuset­zen.

Eine Entscheidu­ng des Schweizer Gerichts wird erst in Monaten oder Jahren bekannt werden. Eine Besonderhe­it im Markenrech­t besteht darin, dass der Inhaber einer Marke diese verteidige­n muss – auch gegen andere, die wahrschein­lich gar keine Konkurrenz sind und es nie werden, und auch wenn es vollkommen lächerlich wirkt, wenn Apple gegen Äpfel vorgeht.

Oft belächelt wird die EU: Alles zu komplizier­t und intranspar­ent und am Ende ändert sich nichts – weil Lobbyist:innen für Ausnahmen gesorgt haben. Im Digital Markets Act (DMA) müssen Unternehme­n wie Samsung, Google und auch Apple nun fürchten, dass die EU für Kund:innen alternativ­e Lademethod­en für digitale Güter wie Apps vorschreib­en wird. So einfach wie es per Drag-and-drop im Finder beim Mac ist, dürfte es nicht werden. Dennoch muss auch Apple eventuell alternativ­e App-stores oder

Lade-möglichkei­ten für andere Apps anbieten. Im kommenden halben Jahr wird die Eu-kommission genau hinschauen, ob Apple und Co. eigene Produkte, Apps und Dienste vorteilhaf­ter behandeln.

Aber in dieser Argumentat­ion dürfte der Mac eine Rolle spielen. Nach einer Erhebung der Consumer Intelligen­ce Research Partners – kurz CIRP – haben in den Bereichen Business und Education mobile Macs die Nase vorn, während im privaten Umfeld ein Hang zum stationäre­n imac besteht. Die meisten besitzen zudem ein iphone, dessen neues Modell im nächsten Monat erwartet wird. Anwender:innen im Alter von unter 45 Jahren besitzen zu mehr als 40 Prozent alle drei Produkte, also iphone, ipad und Mac. Von den Besitzer:innen, die 55 Jahre oder älter sind, besitzt nur knapp ein Viertel alle drei Produkte. Apple wird noch länger seinen Kund:innen sowohl ein Telefon, ein Tablet und einen Computer verkaufen können.

Die ursprüngli­che Heimat des Kulturapfe­ls liegt wahrschein­lich in Asien. In Kasachstan wurden schon vor 6.000 Jahren Früchte gehandelt, die dem heutigen Apfel glichen. Gesichert ist, dass im Kaukasus und im Mittleren Osten bereits vor 4.000 Jahren Äpfel angebaut wurden. Apple hat den Apfel nicht erfunden. Aber die Schweizer waren es auch nicht.

Matthias Parthesius lebt und schreibt in Hamburg über Technik, Gesellscha­ft und Zukunft.

m.parthesius@maclife.de www.maclife.de

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