Apple auf dem Obstmarkt
In der Schweiz legt sich Apple mit dem Verband der Obstbauern an. Äpfel, Apple und Apps haben mehr miteinander zu tun als vermutet, denn die EU hat auch noch eine Idee vom Markt.
Der Schweizer Obstverband ist 111 Jahre alt. Die längste Zeit ihrer Geschichte trug sie als Symbol einen roten Apfel mit einem weißen Kreuz – die Schweizer Nationalflagge, die auf einer der häufigsten Früchte angebracht ist. Doch die älteste und größte Obstbauernorganisation der Schweiz befürchtet, dass sie ihr Logo ändern muss, weil der Tech-gigant Apple versucht, geistige Eigentumsrechte an der Darstellung der Frucht Apfel juristisch durchzusetzen.
Eine Entscheidung des Schweizer Gerichts wird erst in Monaten oder Jahren bekannt werden. Eine Besonderheit im Markenrecht besteht darin, dass der Inhaber einer Marke diese verteidigen muss – auch gegen andere, die wahrscheinlich gar keine Konkurrenz sind und es nie werden, und auch wenn es vollkommen lächerlich wirkt, wenn Apple gegen Äpfel vorgeht.
Oft belächelt wird die EU: Alles zu kompliziert und intransparent und am Ende ändert sich nichts – weil Lobbyist:innen für Ausnahmen gesorgt haben. Im Digital Markets Act (DMA) müssen Unternehmen wie Samsung, Google und auch Apple nun fürchten, dass die EU für Kund:innen alternative Lademethoden für digitale Güter wie Apps vorschreiben wird. So einfach wie es per Drag-and-drop im Finder beim Mac ist, dürfte es nicht werden. Dennoch muss auch Apple eventuell alternative App-stores oder
Lade-möglichkeiten für andere Apps anbieten. Im kommenden halben Jahr wird die Eu-kommission genau hinschauen, ob Apple und Co. eigene Produkte, Apps und Dienste vorteilhafter behandeln.
Aber in dieser Argumentation dürfte der Mac eine Rolle spielen. Nach einer Erhebung der Consumer Intelligence Research Partners – kurz CIRP – haben in den Bereichen Business und Education mobile Macs die Nase vorn, während im privaten Umfeld ein Hang zum stationären imac besteht. Die meisten besitzen zudem ein iphone, dessen neues Modell im nächsten Monat erwartet wird. Anwender:innen im Alter von unter 45 Jahren besitzen zu mehr als 40 Prozent alle drei Produkte, also iphone, ipad und Mac. Von den Besitzer:innen, die 55 Jahre oder älter sind, besitzt nur knapp ein Viertel alle drei Produkte. Apple wird noch länger seinen Kund:innen sowohl ein Telefon, ein Tablet und einen Computer verkaufen können.
Die ursprüngliche Heimat des Kulturapfels liegt wahrscheinlich in Asien. In Kasachstan wurden schon vor 6.000 Jahren Früchte gehandelt, die dem heutigen Apfel glichen. Gesichert ist, dass im Kaukasus und im Mittleren Osten bereits vor 4.000 Jahren Äpfel angebaut wurden. Apple hat den Apfel nicht erfunden. Aber die Schweizer waren es auch nicht.
Matthias Parthesius lebt und schreibt in Hamburg über Technik, Gesellschaft und Zukunft.
m.parthesius@maclife.de www.maclife.de