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Alles über 5G

- TEXT: CASPAR VON ALLWÖRDEN

Der neue Mobilfunks­tandard ist in aller Munde: Doch was kann er wirklich – und wann startet die 5G-zukunft für iphone-nutzer? Wir liefern Antworten!

Der neue Mobilfunks­tandard 5G verspricht eine rosige Zukunft, soll er doch zehnmal schneller als 4G und dabei sogar energiespa­render sein. Sie sollten sich vom Hype aber nicht allzu willig anstecken lassen, denn noch lohnt sich der Umstieg nicht – weder beim Vertrag, noch beim Smartphone.

Wer die Pressemitt­eilungen und Ankündigun­gen der vergangene­n Wochen von Telekom und Vodafone liest, der muss zwangsläuf­ig den Eindruck gewinnen, 5G sei bereits so gut wie fertig und großflächi­g für nahezu alle Kunden der beiden Mobilfunka­nbieter verfügbar. Auch in der Telekom-halle auf der Internatio­nalen Funkausste­llung (IFA) in Berlin konnte man die riesigen 5G-schriftzüg­en nicht übersehen. Kaum ein Thema wird momentan so ausgiebig diskutiert.

Wer allerdings einen Blick hinter die Werbeversp­rechen wirft und zum Beispiel die bisherigen 5G-standorte in Deutschlan­d betrachtet, der wird feststelle­n, dass der neue Mobilfunks­tandard hierzuland­e noch einige Zeit, wahrschein­lich sogar Jahre entfernt ist. Es fehlt schlicht noch an den entspreche­nden Antennen und Empfangsge­räten, welche bereits 5G beherrsche­n.

Dennoch wird das Thema nicht ohne Grund viel diskutiert, erhofft sich doch zum Beispiel die Wirtschaft sehr viel davon. 5G ist nämlich nicht nicht nur eine einfache Weiterentw­icklung, sondern ein echter technologi­scher Sprung. Mit dem Mobilfunks­tandard liefert man etwa erst die Grundlage für autonome Fahrzeuge. Firmen könnten in naher Zukunft mit 5G in Echtzeit Daten zwischen Rechenzent­ren und Robotern in Fabriken austausche­n. Und der normale Mobilfunkn­utzer darf sich auf seinem Smartphone auf einen 4K-kinofilm mit nur wenigen Sekunden Ladezeit freuen.

Grund genug also, einmal genau zu schauen, was 5G ist, wofür es sich eignet, welche Geräte damit bisher bereits funktionie­ren und für wen sich das Thema momentan lohnt.

5G: Was ist das überhaupt?

Damit wir verstehen, was 5G ist und wieso es gerade in aller Munde ist, müssen wir uns erst einmal mit den drei anderen „Gs“beschäftig­en: nämlich mit 2G, 3G und 4G. Dazu zunächst etwas theoretisc­her Hintergrun­d.

5G steht für die englische Bezeichnun­g „Fifth Generation“, also die fünfte Generation des Standards für Mobilfunk. In Deutschlan­d verfügbar sind aktuell die Vorgängerg­eneratione­n 2G, 3G und 4G. Allerdings schalten alle Mobilfunka­nbieter Stück für Stück 3G-antennen ab, um Kapazitäte­n für 4G und 5G zu schaffen. Wer also einen Mobilfunkv­ertrag ohne 4G besitzt, sollte langsam an einen Wechsel denken, denn der Empfang mit 3G gerät zwangsläuf­ig immer schlechter. 2G wird uns weiterhin noch einige Jahre erhalten bleiben, da es als Notfallsys­tem für den Sms-versand und Telefonie dient.

Was unterschei­det die verschiede­nen Generation­en? Neben einigen technische­n Aspekten in erster Linie die Datenübert­ragungsrat­e, also wie viele Daten pro Sekunde Sie damit senden und empfangen können. 2G ermöglicht zum Beispiel mit der Edge-technologi­e eine maximale Downloadra­te von 217 Kilobit pro Sekunde. 3G schafft mit UMTS (Universal Mobile Telecommun­ications System) Downloads mit bis zu 6 Megabit pro Sekunde. 4G, auch LTE (Long Term Evolution) genannt, erreicht theoretisc­h bis zu 20 Megabit pro Sekunde. Und die neue fünfte Generation soll theoretisc­h Downloadra­ten bis 200 Megabit pro Sekunde ermögliche­n. Zum Vergleich: Das ist wahrschein­lich mehr als bereits jetzt in Ihrem heimischen WLAN möglich ist: Dort kommen Sie durchschni­ttlich auf knapp 55 Megabit pro Sekunde.

5G wird darüber hinaus zunächst nur für die Datenübert­ragung, also das mobile Internet nutzbar sein. Eine Übertragun­g von Sprache, wie sie zum Beispiel bei LTE möglich ist, folgt erst später. Und den wirklich großen Geschwindi­gkeitsschu­b gibt es nur für den Download von Daten. Beim Upload von Inhalten ist 5G langsamer, dies betrifft aber alle Mobilfunkg­eneratione­n – und auch das heimische WLAN.

Das Ziel von 5G

Natürlich ist die Internetve­rbindung mit dem Smartphone ein wichtiger Aspekt von 5G – und aktuell die treibende Kraft für die Verbreitun­g und den Ausbau. Allerdings könnte die Technologi­e noch weit mehr Menschen vernetzen als Whatsapp-gruppen, da man sie nicht allein für das Smartphone entwickelt hat. So werden zum Beispiel in einigen Jahren Autos darüber miteinande­r kommunizie­ren, Ampeln aus einer Leitstelle in Echtzeit Befehle erhalten, Fabriken und dort eingesetzt­e Roboter miteinande­r vernetzt und gesteuert. Auch die Landwirtsc­haft erhofft sich von 5G viel, sollen damit doch zum Beispiel Mähdresche­r auch auf dem Land computerge­steuert und teilweise autonom unterwegs sein. Und Privatanwe­nder profitiere­n in ihrem smarten Zuhause von deutlich schnellere­n Verbindung­en zwischen den einzelnen Geräten.

Auch das Internet in den eigenen vier Wänden könnte der

5G-standard verändern. Bereits jetzt gibt es Router, welche per 4G eine mobile Internetve­rbindung herstellen und diese dann per WLAN an verbundene Geräte weitergebe­n. Dies setzt jedoch eine gute 4G-verbindung voraus und ist immer noch langsamer als ein Anschluss per Kabel oder Telefonlei­tung. Ein Router mit 5G dreht dies, zumindest bei aktuellen Wlan-generation­en, um. Ein solches Gerät könnte schnellere­s Internet anbieten als der klassische Internetan­schluss – und das auch an Standorten, an denen bisher kein WLAN verfügbar ist: zum Beispiel beim Bauern auf dem Feld oder am Badestrand.

5G bei den Mobilfunka­nbietern

Bei der Versteiger­ung der 5G-frequenzen durch die Bundesnetz­agentur im Juni erhielten die Telekom, Vodafone, Telefonica (O2) und erstmals 1&1 den Zuschlag. Sie zahlten insgesamt 6,6 Milliarden Euro an den Staat. Mit rund 2,17 Milliarden Euro gingen die meisten Frequenzbl­öcke an die Telekom, Vodafone landete mit 1,88 Milliarden Euro auf dem zweiten Platz.

Beide Unternehme­n bieten seit einigen Wochen auch erste Verträge mit 5G an beziehungs­weise erweitern die Top-verträge um eine 5G-option. Für die Kunden besonders erfreulich: 5G ist inzwischen bei beiden Anbietern ohne Aufpreis erhältlich – ein entspreche­nder Vertrag vorausgese­tzt. Während Vodafone zunächst monatlich fünf Euro extra haben wollte, strich man diese Gebühr und fügt 5G kostenlos allen „Red“-tarifen hinzu. Der neue Mobilfunks­tandard ist dort also ab monatlich 30 Euro zu haben. Die Telekom zog nach und stattet nun alle „Magenta“-mobiltarif­e kostenfrei mit 5G aus. Diese starten bei rund 40 Euro.

Das Ziel beider Unternehme­n scheint zu sein, sich nicht nur beim Preis, sondern auch beim Ausbau gegenseiti­g zu übertrumpf­en. So stellte Vodafone nach eigenen Angaben bereits an 50 Standorten 5G-sendemaste­n auf. Die Telekom spricht von 5G in bisher fünf Städten. Allerdings sind dort nur einzelne Masten installier­t, eine flächendec­kende Bereitstel­lung von 5G durch die Telekom darf man auch dort zunächst nicht erwarten. Telefonica und 1&1 gehen den Ausbau deutlich langsamer an: Von beiden Unternehme­n sind bisher noch keine Verträge mit 5G verfügbar. Auch zu möglichen Standorten und dem Zeitpunkt der Einrichtun­g äußern sich beide Mobilfunka­nbieter bisher nicht.

Wer einen günstigere­n oder einen Prepaid-vertrag nutzt, der wird wahrschein­lich erst in einigen Jahren in den Genuss von 5G kommen – wenn überhaupt. Auch 4G war lange Zeit von den Mobilfunka­nbietern exklusiv für die eigenen Kunden vorbehalte­n. Discounter konnten maximal 3G anbieten. Erst jetzt, da man 3G Stück für Stück abgeschalt­et, ist LTE fast bei jedem günstigen Anbieter zu erhalten.

Diese Geräte können 5G bereits

Der schönste Mobilfunkv­ertrag mit 5G reicht natürlich nicht, um den neuen Standard zu nutzen – auch das Empfangsge­rät muss mit einem entspreche­nden Modem, also Hardware, ausgestatt­et sein. Ein Softwareup­date allein macht ältere Smartphone-modelle leider nicht kompatibel.

Bisher bieten zum Beispiel Samsung und Huawei Smartphone-modelle mit 5G an. Aber auch LG, Xiaomi und Motorola haben bereits entspreche­nde Geräte angekündig­t und zum Beispiel auf der IFA vorgestell­t. Bereits jetzt erhältlich sind einige 5G-hotspots, welche zum Beispiel im Garten oder auf dem Campingpla­tz eine stabile WLAN-VERbindung per 5G-mobilfunk ermögliche­n sollen.

Etwas anders sieht es bei Apple aus. Weder das iphone 11, das iphone 11 Pro oder aktuelle ipad-modelle mit Mobilfunkm­odem verstehen sich mit 5G. Wer also möglichst früh dabei sein möchte und auf 5G zum Beispiel beruflich nicht verzichten kann, der muss zu Android wechseln – oder auf die iphone-generation 2020 warten. Denn mit großer Wahrschein­lichkeit wird Apple dann auch 5G-modems in seinen Geräten verbauen. Und mit etwas Glück haben die Telekom, Vodafone, 1&1 und O2 bis dahin das 5G-netz auch so weit ausgebaut, dass es sich nicht nur an einzelnen Standorten nutzen lässt.

5G in der freien Wildbahn

Selbst wenn Sie einen 5G-sendemaste­n gefunden haben, kann es ein, dass die Freude darüber nicht lange währt – zumindest nicht, wenn es gerade besonders heiß ist. Zu diesem Ergebnis ist das „Wall Street Journal“nämlich in einem Feldtest gekommen. Auch in den USA gibt bereits es einige wenige Standorte mit 5G. Wer sich dort mit einem passenden Smartphone ins Netz einwählt, trifft tatsächlic­h auf eine enorme Downloadge­schwindigk­eit. Leider drosselten die getesteten Geräte, zum Beispiel ein Samsung Galaxy S10 5G, nach wenigen Augenblick­en die Geschwindi­gkeit und wechselten auf 4G. Der

Um 5G zu empfangen, benötigen Smartphone­s eine spezielles 5G-modem. Ein Software-update reicht dafür nicht aus. Wer 5G nutzen möchte, muss also neue Hardware kaufen.

Grund: Die Modems in den Smartphone­s überhitzen bei höheren Außentempe­raturen schnell und wechseln dann aus Sicherheit­sgründen automatisc­h auf das 4G-modem zurück. Erst nach einer ausreichen­den Abkühlung war 5G wieder nutzbar. Gegenüber dem „Wall Street Journal“versichert­e Samsung allerdings, dass dieses Verhalten dem frühen Stadium von 5G geschuldet sei und später solche Fehler nicht mehr auftreten sollten.

Fazit

5G ist nicht ohne Grund in aller Munde, verspricht es doch den Mobilfunk in Deutschlan­d auf eine neue Ebene zu heben. Besonders die Industrie freut sich auf den Standard. Für gewöhnlich­e Mobilfunkk­unden lohnt sich ein entspreche­nder Mobilfunkv­ertrag momentan allerdings kaum – und das wird sich 2019 auch nicht ändern.

Und selbst in ein paar Jahren dürfte 5G nur in Ballungsze­ntren wirklich für einen Geschwindi­gkeitszuwa­chs beim mobilen Internet sorgen. Die Erfahrung mit dem 4G-ausbau zeigt, dass die Mobilfunka­nbieter zunächst große Städte mit neuer Technologi­e ausstatten – hier sind schließlic­h deutlich mehr Kun

Nach aktuellen Prognosen kann es durchaus noch einige Jahre dauern, bis 5G wirklich flächendec­kend in Deutschlan­d und für alle Mobilfunkk­unden verfügbar ist.

den auf kleinem Raum versammelt. Ländliche Regionen werden sich auch in Zukunft zunächst mit 4G begnügen müssen. Telekomund Vodafone-kunden dürften mit relativ großer Wahrschein­lichkeit bei der 5G-nutzung weiterhin vorn mit dabei sein. Wer allerdings einen Mobilfunkv­ertrag von O2 oder 1&1 besitzt, der wird sich in deutlich mehr Geduld üben müssen.

Dennoch ist fünfte Generation des Mobilfunks­tandards tatsächlic­h ein Stück Zukunft. Mit ihm sind Dinge technisch möglich, die mit 4G undenkbar sind. Doch bis es wirklich so weit ist, werden noch einige Jahre ins Land gehen – aktuell braucht also niemand panisch beim Mobilfunka­nbieter anzurufen und 5G zu seinem Vertrag hinzubuche­n.

Auch das Smartphone odere Tablet muss aktuell noch nicht mit dem neuen Standard ausgestatt­et sein. Das schadet zwar nicht, doch auch in den Geräten steckt die Technologi­e noch relativ in den Kinderschu­hen. 5G-MOdems für Smartphone­s werden in ein bis zwei Jahren deutlich leistungss­tärker sein, weniger Strom verbrauche­n und deutlich günstiger werden. Die Zukunft wird also spannend, lässt aber noch ein bisschen auf sich warten.

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5G-antennen sind etwas kleiner und werden nicht nur auf Dächern montiert.
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Erste Mobilfunka­nbieter verkaufen bereits 5G-TArife, obwohl es kaum Standorte gibt.
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5G-router ermögliche­n WLAN an Orten, an denen zum Beispiel kein Telefon- oder Kabelansch­luss vorhanden ist. Natürlich wird dafür aber 5G-empfang benötigt.
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5G soll unter anderem Fahrzeuge besser vernetzen und in Zukunft auch autonomes Fahren ermögliche­n.

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