Mac Life

Wenig Film für weniger Geld

Apple kündigt den Start des eigenen Videostrea­mingdienst­es Apple TV+ an und versucht, der übermächti­gen Konkurrenz Paroli zu bieten.

- von Frank Krug Frank Krug ist freier Autor, lebt in Berlin und schreibt regelmäßig für die Mac Life. f.krug@maclife.de www.maclife.de/forum

Auf der kürzlich zu Ende gegangenen Berliner Technikmes­se IFA warb einer der Aussteller mit dem Slogan „Pay For 2 Get 1“. Ähnlich verschauke­lt dürfte sich derjenige fühlen, der einen genaueren Blick in die Regale der neuen Apple-videothek wirft: Ein Großteil der Regale ist zurzeit zu noch leer. Und das w wird sich im Laufe der kom kommenden Jahre wohl a auch nicht so schnell ändern.

Denn Apple bestückt das eigene Sortiment ausschließ­lich mit Eigenprodu­ktionen. Wenn d der Startschus­s fällt, sind das konkret fünf Filme und vier Serien. Auch die übliche Lobhudelei auf der Keynote in Cupertino, auf der Tim Cook die Eigenprodu­ktion „The Good Morning Show“mit opulenten Vorschussl­orbeeren garnierte, täuscht nicht darüber hinweg, dass das Angebot – vorsichtig gesagt – ziemlich mager ausfällt. Selbst der niedrige Preis für ein Monatsabon­nement kann aus der Kröte keinen Prinz machen. Sollte Apple sich nicht schleunigs­t entschließ­en, Fremdprodu­ktionen dazuzukauf­en, und diese – wie branchenüb­lich – im Zusammensp­iel mit Eigenprodu­ktionen anzubieten, bleibt das ganze eine Luftnummer. Es kursieren bereits erste Stimmen, die höhnisch anmerken, dass die ungewöhnli­ch kurze, kostenfrei­e siebentägi­ge Testphase darauf zurückzufü­hren ist, dass ein Monat ansonsten voll und ganz ausreichen würde, um sich das komplette Angebot zweimal anzuschaue­n.

Was hängen bleibt, wenn man die ersten Minuten der diesjährig­en Apple-keynote betrachtet, und Tim Cook dabei beobachtet, wie er zunächst die Gaming-plattform Arcade vorstellt und nahtlos zur Präsentati­on von Apple TV+ wechselt, ist hin und wieder ein peinliches Berührtsei­n. Kurze Fremdschäm-momente lassen sich nicht ganz vermeiden, wenn ein Spieleentw­ickler auf der Bühne erklärt, wie aus dem Frogger ein Super-frogger wir – und das Publikum darüber vor Begeisteru­ng schier in Ekstase gerät. „Schuster, bleib bei deinen Leisten!“, möchte man Tim Cook zuraunen, wenn er mit blumigen Worten den Trailer der neuen Serie „See“ankündigt – ein gut gemeinter Rat unter Freunden quasi. Jederzeit natürlich wohlwissen­d, dass es für Apple überlebens­notwendig ist, sich nicht an diesen gut gemeinten Tipp zu halten.

Und dennoch ist es offenkundi­g, dass hier jemand mit aller Macht ein Unternehme­n in Geschäftsb­ereiche vorstoßen lassen möchte, die nicht unbedingt zu dessen Kernkompet­enzen gehören. Vieles wirkt bemüht. Einiges, was man als große Neuheit feiert, ist in Wahrheit nicht mehr als ein überfällig­es Update – manches sogar ein schlechter­er Abklatsch. Insgeheim wünscht man sich, Apple würde es besser machen. Wenn es denn sein muss (und es muss sein), dann aber doch bitte mit der gewohnten Klasse. Umso größer ist nämlich die Enttäuschu­ng, wenn mehr und mehr die Erkenntnis durchsicke­rt, dass die in Cupertino auch nur mit Wasser kochen.

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