Wenig Film für weniger Geld
Apple kündigt den Start des eigenen Videostreamingdienstes Apple TV+ an und versucht, der übermächtigen Konkurrenz Paroli zu bieten.
Auf der kürzlich zu Ende gegangenen Berliner Technikmesse IFA warb einer der Aussteller mit dem Slogan „Pay For 2 Get 1“. Ähnlich verschaukelt dürfte sich derjenige fühlen, der einen genaueren Blick in die Regale der neuen Apple-videothek wirft: Ein Großteil der Regale ist zurzeit zu noch leer. Und das w wird sich im Laufe der kom kommenden Jahre wohl a auch nicht so schnell ändern.
Denn Apple bestückt das eigene Sortiment ausschließlich mit Eigenproduktionen. Wenn d der Startschuss fällt, sind das konkret fünf Filme und vier Serien. Auch die übliche Lobhudelei auf der Keynote in Cupertino, auf der Tim Cook die Eigenproduktion „The Good Morning Show“mit opulenten Vorschusslorbeeren garnierte, täuscht nicht darüber hinweg, dass das Angebot – vorsichtig gesagt – ziemlich mager ausfällt. Selbst der niedrige Preis für ein Monatsabonnement kann aus der Kröte keinen Prinz machen. Sollte Apple sich nicht schleunigst entschließen, Fremdproduktionen dazuzukaufen, und diese – wie branchenüblich – im Zusammenspiel mit Eigenproduktionen anzubieten, bleibt das ganze eine Luftnummer. Es kursieren bereits erste Stimmen, die höhnisch anmerken, dass die ungewöhnlich kurze, kostenfreie siebentägige Testphase darauf zurückzuführen ist, dass ein Monat ansonsten voll und ganz ausreichen würde, um sich das komplette Angebot zweimal anzuschauen.
Was hängen bleibt, wenn man die ersten Minuten der diesjährigen Apple-keynote betrachtet, und Tim Cook dabei beobachtet, wie er zunächst die Gaming-plattform Arcade vorstellt und nahtlos zur Präsentation von Apple TV+ wechselt, ist hin und wieder ein peinliches Berührtsein. Kurze Fremdschäm-momente lassen sich nicht ganz vermeiden, wenn ein Spieleentwickler auf der Bühne erklärt, wie aus dem Frogger ein Super-frogger wir – und das Publikum darüber vor Begeisterung schier in Ekstase gerät. „Schuster, bleib bei deinen Leisten!“, möchte man Tim Cook zuraunen, wenn er mit blumigen Worten den Trailer der neuen Serie „See“ankündigt – ein gut gemeinter Rat unter Freunden quasi. Jederzeit natürlich wohlwissend, dass es für Apple überlebensnotwendig ist, sich nicht an diesen gut gemeinten Tipp zu halten.
Und dennoch ist es offenkundig, dass hier jemand mit aller Macht ein Unternehmen in Geschäftsbereiche vorstoßen lassen möchte, die nicht unbedingt zu dessen Kernkompetenzen gehören. Vieles wirkt bemüht. Einiges, was man als große Neuheit feiert, ist in Wahrheit nicht mehr als ein überfälliges Update – manches sogar ein schlechterer Abklatsch. Insgeheim wünscht man sich, Apple würde es besser machen. Wenn es denn sein muss (und es muss sein), dann aber doch bitte mit der gewohnten Klasse. Umso größer ist nämlich die Enttäuschung, wenn mehr und mehr die Erkenntnis durchsickert, dass die in Cupertino auch nur mit Wasser kochen.