Die neuen iphones
Vieles war über die neuen iphoneModelle bereits im Vorfeld bekannt. Ein Problem, das Apple immer weniger im Griff zu haben scheint – oder vielleicht auch gar nicht mehr im Griff haben will. Eine gute Quelle für anstehende Designänderungen sind seit jeher Hüllenhersteller. Haben uns diese in den vergangenen Jahren auf der IFA ihre neuen Modelle für kommende iphone-modelle noch verstohlen „unter dem Tresen“gezeigt, plakatierten in diesem Jahr gerade Anbieter aus Fernost ihre neuesten Produkte mit Aussparungen für einen quadratischen Kamerabuckel gern gleich mehrere Quadratmeter groß – irre!
Neues Kamerasystem
Das neue „Standard-iphone“, der Nachfolger des iphone XR also, erhält nun eine Kameralinse mehr und holt damit gewissermaßen zu den Vorjahres-topmodellen iphone XS und XS Max auf. Deren Nachfolger wiederum, das iphone 11 Pro und das iphone 11 Pro Max, erhalten indes ebenfalls eine weitere Kameralinse, kommen nun also auf je drei rückwärtige Linsen. Die Anordnung der drei Kameralinsen führt dazu, dass der von vielen Betrachtern verhasste, von den meisten Besitzern aber sowieso durch eine Hülle verborgene Kamerabuckel, nun auf ungefähr die doppelten Ausmaße anwächst.
Im iphone 11 stecken nun drei 12-MegapixelObjektive – zwei auf der Rück- und eines auf der Vorderseite. Bei den rückwärtigen Linsen handelt es sich um je ein Weitwinkel- und ein Ultraweitwinkelobjektiv, welches zweifach herauszoomen kann.
Das iphone 11 Pro enthält darüber hinaus – und wie schon das iphone XS und iphone XS Max – eine Telephotolinse mit einer Brennweite von 52 Millimeter.
Im selben Atemzug führt Apple auch neue Foto- und Videomodi ein: einen Nachtmodus, der sehr an das erinnert, was Google schon länger bietet, sowie einen Porträtmodus, der jetzt auch Tiere erkennt. Außerdem mit dabei: Die neue Funktion „Quick Take“, die eine Videoaufnahme startet, wenn man den Auslöser der Foto-app gedrückt hält.
Die Front-kamera bietet nicht nur mit 12 Megapixeln mehr als je zuvor, sondern ermöglicht auch einen neuen Videomodus: SlowMotion-selfies, genannt „Slofie“s.
Deep Fusion ist eine Fototechnologie, die mit einem Update später im Herbst nachgereicht wird: Bei schwierigen Lichtverhältnissen schießt das iphone neun Bilder und errechnet Pixel für Pixel das beste Foto in unter einer Sekunde.
Die Kamera gehört zu den stärksten Kaufargumenten für das neue iphone. Apple setzt seit vielen Jahren auf diese Strategie. Und das zu Recht: Das iphone ist die wohl populärste Kamera der Welt – die mit ihr gemachten Fotos sind nicht nur Schnappschüsse, sondern oftmals wertvolle Erinnerungen. Apple erbringt mit den neuen iphones einmal mehr den Beweis, dass man inzwischen nur noch alle drei Jahre zu einem neuen Gerät greifen muss, um technologisch Schritt zu halten: Das ist gut für das eigene Portemonnaie, aber schlecht für die Aktionäre.
Was hat man davon?
Kurz gesagt: Bildverbesserungen an allen Fronten. Drei Linsen ermöglichen zunächst einmal drei unterschiedliche optische Zoom-stufen. Apple wird beim Fotografieren allerdings stets Bildinformationen aus allen drei Linsen auswerten und so eine bessere Bildqualität ermöglichen – gerade auch bei Aufnahmen, die bei schwachem Licht angefertigt werden. Die parallel ebenfalls verbesserten Softwarefähigkeiten zur automatischen Optimierung der Aufnahmen tun dann ihr Übriges.noch dramatischer wirken sich die Verbesserungen auf Videoaufnahmen aus.
Ein überaus willkommener Nebeneffekt: Durch die dritte Kameralinse verbessert Apple nochmals die Ar-fähigkeiten (AR: Augmented Reality, Erweiterte Realität) der neuen iphone-modelle.
Mehr Power mit A13
Kurz vor Redaktionsschluss hat Richard Yu, der Chef der Verbrauchersparte von Huawei, im Rahmen der Elektronikmesse IFA deren neues „System On A Chip“(SOC), das auf den Namen „Kirin 990“hört, vorgestellt – das erste SOC mit integriertem 5G-modem.
Apple legt nun seinerseits mit dem A13 Bionic nach. Dieser ist wieder einmal in beeindruckendem Maße energieeffizienter und schneller als sein Vorgänger, der A12 Bionic. Dabei behauptet Apple, dass der A13 der schnellste Chip in einem Smartphone sei. Wer wirklich die Nase vorn hat, Apple oder Hauwei, werden erst Benchmarks zeigen. Dabei ist der A13 so viel energieeffizienter, dass die Batterie nun vier Stunden länger als beim iphone XS und sogar fünf Stunden länger als beim iphone XS Max durchhält.
Was hat man davon?
Das ständige „Höher, Schneller, Weiter“bei Prozessoren hat bei Smartphones schon länger keinen unmittelbaren Mehrwert mehr für die meisten Nutzer. Selbst ein zwei oder gar drei Jahre alter Apple-chip ist vermutlich immer noch schnell genug für das meiste, was Sie mit Ihrem iphone so machen.
Nachlassen darf Apple hier trotzdem nicht, ist doch genau diese ständige Verbesserung auch ein Garant dafür, dass ein heute gekauftes iphone noch in drei bis fünf Jahren gute Dienste leisten wird.
Kaum Neues bei Displays
Wie zu erwarten war, hat Apple an den DisplayGrößen nichts verändert. Das Premium-modell (iphone 11 Pro) gibt es in zwei Varianten mit diagonalen Displayabmessungen von 5,8 und 6,5 Zoll (14,7 bzw. 16,5 Zentimeter). Das günstigere iphone 11 als Nachfolger des iphone XR kommt weiterhin mit einem 6,1-zölligen (15,5 Zentimeter) Display daher.
Technisch hat Apple bei den neuen Displays wenig verändert. Die Top-modelle werden weiterhin mit einem Oled-display ausgestattet, das Apple nun „Super Retina XDR Display“nennt – analog zum Display, das dem Mac Pro zugehörig ist. Sie sind in der Lage, Hdr-inhalte wiederzugeben. Dabei kommen beide mit Auflösungen von 2.436x1.125 und 2.688x1.242 Bildpunkten auf eine Pixeldichte von 458 PPI (Pixels Per Inch).
Das günstigere iphone 11 wird mit einem LC-DISplay („Liquid Retina HD Display“) mit einer Pixeldichte von 326 PPI ausgeliefert.
Geschützt wird das Display laut Apple durch das härteste und stabilste Glas der Industrie. Ob das allerdings reicht, um die Spider-app-epidemie einzudämmen, wird erst die Zukunft zeigen.
Was hat man davon?
Die von Apple verbauten Displays sind schon seit Langem über fast jegliche Kritik erhaben. Und auch das vermeintlich schlechtere Display im iphone 11 ist nach wie vor super. Kaum jemand verbaut Lc-display-einheiten auf dem Qualitätsniveau von Apple. Uns ist im ganzen vergangenem Jahr niemand begegnet, der vom Display in seinem iphone XR enttäuscht gewesen wäre. Mit den Oled-displays setzt Apple in den iphone-11-pro-modellen, wie zuletzt auch schon
beim iphone XS und iphone XS Max, nochmals einen drauf. Der Unterschied in der Bilddarstellung ist im direkten Vergleich unverkennbar – aber unter Alltagsbedingungen eben auch nur im direkten Vergleich.
Außen alles ähnlich
Auch wenn Jony Ive bei Apple auf dem Weg nach draußen ist, eines seiner Design-mantras wird noch lange Bestand haben: Optische Veränderungen müssen einem Zweck dienen. Es wird nichts verändert, nur, um es anders zu machen.
Die technischen Neuerungen der iphoneModelle 2019 erfordern keine Änderungen des Designs – ausgenommen von dem vergrößerten Kamerabuckel. Und so gibt es sie auch nicht. Wer das neue iphone 11 sowie die Pro-modelle neben die Vorjahresgeneration legt, wird mit bloßem Auge keinen Unterschied feststellen. Die Abmessungen sind quasi identisch. Lediglich die iphone-pro-modelle werden etwas dicker und legen um 11 Gramm (iphone 11 Pro) respektive 20 Gramm (iphone 11 Pro Max) zu.
Des Weiteren sind alle neuen iphone-modelle nach IEC Norm 60529 unter IP68 klassifiziert. Das bedeutet, dass sie bei einer Tiefe von zwei Metern für bis zu 30 Minuten wasserdicht sind. Bei den Pro-modellen gilt dies sogar bei einer Tiefe von bis zu vier Metern. Badewannen- oder Spülbeckenunfälle können dem iphone also nichts anhaben. Wirklich neu ist vor allem der nun mattierte Rücken der Pro-modelle, der auch für besseren Grip sorgen soll.
Was hat man davon?
Als Besitzer und Nutzer eines iphone nichts. Dabei könnte Apple hier so leicht Bonuspunkte sammeln. Denn in seinen Grundzügen ist das iphone-design zum letzten Mal beim Sprung vom iphone 5S auf das iphone 6 verändert worden. Seither hat das iphone eine zu allen Seiten abgerundete Kante – und seither beschweren sich letztlich auch viele iphone-käufer darüber, dass es nicht mehr so gut in der Hand läge wie noch das iphone 5S mit seinem kantigeren Design.
Natürlich hat sich seit dem iphone 6 viel getan und niemand würde ein iphone 6 mit einem iphone 11 verwechseln (allein schon durch den Wegfall des Home Buttons). Trotzdem sehnen wir uns einen größeren Design-sprung herbei. Vorgemacht hat Apple es selbst: bei den ipad-proModellen. Eine Adaption deren Designs auf die neuen iphone-modelle – das wäre es!
Und auch, wenn es um das Thema Farbvielfalt geht, hat Apple weiterhin „Stacheldraht in den Hosentaschen“. Die neuen Top-modelle gibt es weiterhin im ewigen Farbdreiklang aus Dunkelgrau, Silber und Gold. Alle drei variieren von Jahr zu Jahr mal mehr, mal weniger stark, bleiben aber letztlich doch immer ähnlich.
Anders im Vorjahr beim iphone XR und jetzt dem iphone 11: Hier hatte Apple den Spaßfaktor diverser ipod-modelle und letztlich auch vom iphone 5c herübergerettet.
Wir verstehen, dass die Top-modelle edel, wertig, sogar luxuriös anmuten sollen. Gleichzeitig ist es schade, dass Apple gerade die Kunden, die absurde Summen für ein Telefon auf den Tisch legen, bei der Farbwahl derart einzuschränken. Immerhin: Der bekannte Dreiklang wird in diesem Jahr um ein Dunkelgrün ergänzt.
Auf der anderen Seite wird man sich allerdings vielleicht in Cupertino auch denken: „Eigentlich brauchen wir nur noch eine Farbe, die Leute kaufen eh ’ne Hülle!“
Das Ende von 3D Touch
Schon im vergangenen Jahr hat Apple 3D Touch nicht ins iphone XR integriert, sondern stattdessen „Haptic Touch“implementiert. Diesen Schritt geht Apple nun bei allen neuen iphone-modellen. Die Vermutung liegt nahe, dass die 3D-touchFunktionalität einfach nicht gut genug bei den iphone-nutzern ankam und nun konsequent gestrichen wird.