Mac Life

iphone-hack per Webseitena­ufruf

- Benjamin Otterstein

Es ist zwar nicht der 1. April, aber dennoch klingt es wie ein schlechter Scherz für viele iphone-nutzer: Apples Smartphone­s, angeblich ausgestatt­et mit höchsten Datenschut­zstandards, vielen ausgeklüge­lten Sicherheit­smechanism­en und starken Zugriffsbe­schränkung­en, ließen sich beinahe zwei Jahre lang durch den simplen Besuch von Webseiten hacken. Auf diese Schwachste­lle im ios-betriebssy­stem stießen Forscher von Googles „Project Zero“, die im Rahmen Ihrer Arbeit Sicherheit­slücken ausfindig machen, die sich (nahezu) ohne Interaktio­nen der Nutzer ausnutzen lassen.

Google erklärt den Hack

In einem umfassende­n Blogpost führt Googles Project-zero-team aus, dass man auf eine kleine Ansammlung von gehackten Websites stieß, die auf Angriffe auf iphone-nutzer spezialisi­ert sind. Den Sicherheit­sforschern zufolge wählten die Websites die Ziele ohne Bevorzugun­g aus. Es reichte dabei aus, wenn ein Nutzer eine der gehackten Seiten im mobilen Browser aufrief, um das Endgerät zu attackiere­n und mit einer Malware zu infizieren.

Laut Google haben die Websites dazu mehrere Sicherheit­slücken zu einer sogenannte­n „Exploit Chain“verbunden und waren dadurch in der Lage, verschiede­ne Ebenen in den IOS-SIcherheit­ssystemen auszuhebel­n. Bis zu 14 Lücken nutzten die Hacker, um das geschlosse­ne Sandbox-system des Browsers zu umgehen und bis zum Kern des Betriebssy­stems vorzudring­en, welcher die vollständi­ge Kontrolle über das iphone erlaubt.

Mehrere tausend iphone-nutzer sollen innerhalb von zwei Jahren diese Websites besucht haben.

In einer öffentlich­en Stellungna­hme reagierte Apple auf die Vorwürfe und warf Google eine unberechti­gte Panikmache vor, „die bei allen iphone-nutzern die Angst schürt, dass ihre Geräte kompromitt­iert wurden“. Apple zufolge handelt es sich jedoch um einen Angriff, der „eng begrenzt“sei und nur für „etwa zwei Monate“stattfand. Der Fokus der betroffene­n Seiten lag dabei auf Inhalten zur uigurische­n Gemeinscha­ft. Trotz dieser Einwände nimmt Apple den Vorfall nach eigenem Bekunden sehr ernst und schloss die Schwachste­llen innerhalb von zehn Tagen nach dem Bekanntwer­den. Als Google an Apple herantrat, soll die Problemlös­ung bereits in vollem Gange gewesen sein. Ein ios-update entfernte die Lücken laut Apple bereits im Februar.

Mehr Geld für gefundene Sicherheit­slücken

Noch vor dem Bekanntwer­den des iphone-hacks durch Web

seitenaufr­ufe brachte sich Apple in eine bessere Position. Lange musste sich Apple nämlich die Kritik gefallen lassen, dass man nur wenig und selten für gefundene Sicherheit­slücken zahlen würde. Im Rahmen der diesjährig­en Blackhat-sicherheit­skonferenz änderte das Unternehme­n seinen Kurs und kündigte eine deutliche Ausweitung des „Bug Bounty“-programms an.

Bislang ließ das Unternehme­n nur ausgewählt­e Personen und Forschungs­kreise für das Programm zu. Dieses umfasste lediglich IOS und lag mit einer maximalen Auszahlung­shöhe von 200.000 Us-dollar weit unter dem, was andere Unternehme­n für Fehlermeld­ungen zahlen. Wie Apples „Head of Security for Engineerin­g and Architectu­re“, Ivan Krstić, auf der Blackhat 2019 bekanntgab, wird das Programm auf alle Betriebssy­steme ausgeweite­t. Dazu zählen nun auch macos, tvos, ipados, watchos und sogar der Onlinespei­cher icloud.

Als weiteren Fortschrit­t nannte Krstić, dass man das Programm im Herbst für alle Sicherheit­sforscher freigegebe­n will und man dadurch mehr Zulauf erwarte.

Für zusätzlich­es Engagement könnte allerdings auch der Umstand sorgen, dass Apple bis zu eine Million Us-dollar für besonders schwerwieg­ende, aufgedeckt­e Sicherheit­slücken zahlen will. Für Lücken, die zu einem nicht autorisier­ten Zugriff auf icloud-daten führen könnten, will Apple 100.000 Us-dollar zahlen. Gleiches gilt auch für Möglichkei­ten, den Sperrbilds­chirm zu umgehen.

Das Unternehme­n will zudem Boni einführen, wenn Teilnehmer etwa einen Fehler noch vor der offizielle­n Veröffentl­ichung eines Betriebssy­stems entdecken. Finden sie hingegen eine Lücke während einer Betaphase, gibt es bis zu 50 Prozent extra.

Es bleibt abzuwarten, ob Apple durch die neuen Maßnahmen weitere „interaktio­nslose“Angriffsmö­glichkeite­n rechtzeiti­g verhindern kann.

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Der Besuch einer Website soll tausende iphones mit Malware infiziert haben.

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