Webkit: Ist Safari der neue Internet Explorer?
Da hat aber jemand seinem Unmut Luft gemacht: Google-entwickler Alex Russell hält Apple auf dem Kurznachrichtendienst Twitter öffentlich vor, die Entwicklung von Webtechnologien wissentlich zu behindern. Der Mitarbeiter des Chrome-teams macht seine Argumentation in erster Linie an Apples Webkit-technologie fest: Während auf anderen Plattformen (auch auf dem Mac, Red.) Googles Blink und Mozillas Gecko als Alternativen zu der primär von Apple weiterentwickelten Safari-browserengine Einsatz finden, unterbindet der iphone-hersteller dies auf seinen Mobilplattformen. Zudem investiere Apple zu wenig in die Weiterentwicklung von Webkit, weshalb es zahlreichen aktuellen Entwicklungen hinterherhinken würde. Für Webentwickler würde dies bedeuten, ständig auf iphone- und ipad-nutzer Rücksicht nehmen zu müssen. Russells Spitze in Richtung Cupertino: „IOS – und zwar das gesamte Betriebssystem – ist der neue Internet Explorer 6“.
Erhielt Alex Russell nach der Darstellung seiner Vorwürfe, die er ausdrücklich nicht gegen Apples Webkit-team gerichtet verstanden sehen wolle, auf Twitter viel Kritik und Gegenwind, stimmten ihm andere Entwickler zu. Im Onlinemagazin „Onezero“etwa meldete sich der Programmierer und Blogger Owen Williams zu Wort, der Apple vorwirft, zum Beispiel die Implementierung Progressiver Web Apps (siehe Mac Life 216) in die eigenen Betriebssysteme zunehmend zu erschweren, um die Verkäufe im hauseigenen App Store nicht zu gefährden. Mit dem quelloffenen Framework Electron entwickelte, plattformübergreifende Anwendungen würde Apple offenbar nicht mehr im Mac App Store zulassen. Auch andere Webtechnologien, so etwa der für die Videotelefonie mit Google Meet genutzte freie Webrtc-standard wären nur sehr schleppend und unvollständig auf Apple-plattformen umgesetzt worden – eine Einbindung innerhalb von Apps sei sogar unmöglich.