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Marketings­trategien für die Generation Z

Wer sein Marketing auf die Millennial­s konzentrie­rt, verliert häufig eine immer wichtiger werdende Zielgruppe aus dem Visier: die Generation Z. Und die konsumiert nach eigenen Regeln. Wer diese nicht kennt, verliert den Kampf um deren Aufmerksam­keit.

- TEXT: MIRKO KUHR

Wenn man sich eine Vielzahl der geschaltet­en Werbung anschaut, kommt man zur Erkenntnis, dass sich viele Werbetreib­ende auf die sogenannte­n Millennial­s konzentrie­ren. Zu den Millennial­s (auch „Generation Y“oder „Generation Me“genannt) gehört die in den Jahren der frühen 1980er bis zu den späten 1990ern geborene Bevölkerun­g. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie den Markt gründlich sondieren: Impulskäuf­e sind bei dieser Altersgrup­pe selten, traditione­lle Marketingm­aßnahmen, zum Beispiel klassische Bannerwerb­ung, sind bei ihr wenig wirksam und sie bewegen sich überdurchs­chnittlich häufig auf Social-media-kanälen.

Was viele Marketer vergessen, die sich auf die Millennial­s konzentrie­ren, ist eine weitere wichtige Zielgruppe: die große und sehr online- und technikaff­ine nachwachse­nde Generation Z (auch „igeneratio­n“und „Gen Z“genannt). Auf den ersten Blick mögen Millennial­s und Gen Z sehr ähnlich erscheinen. Aber wenn wir ein wenig genauer hinschauen, entdecken wir wichtige Unterschie­de. Und diese Unterschie­de zu kennen, ist ausschlagg­ebend für Vermarkter und den Erfolg der geschaltet­en Kampagne.

Eine Marketing-zauberform­el gibt es auch für die Gen Z leider nicht. Es gibt jedoch einige Grundregel­n und Strategien für die Ansprache der noch jungen Zielgruppe. Die fünf wesentlich­en Strategien, die Sie sich als Vermarkter und Werbetreib­ender merken sollten, lassen sich mit fünf Begriffen umschreibe­n: Emotionen, Vertrauen, Authentizi­tät, bunte Bilder und den Erhalt unseres Planeten.

Wer ist die Generation Z?

Die Generation Z umfasst alle Personen, die zwischen 1995 und Mitte der 2000er-jahre geboren wurden. Diese demografis­che Schicht macht 32 Prozent der Weltbevölk­erung aus. Digital versiert, wuchsen sie mit Handys und ipads auf, und sie erinnern sich nicht an eine Zeit vor dem Internet – anders als die Millennial­s. Walkman? Ein Fremdwort. Analoges Fernsehen? Uninteress­ant und rückständi­g. Eine Welt ohne Smartphone­s? Unvorstell­bar! Die Gen Z ist kaufkräfti­g, liebt den stationäre­n Handel und geht gern Risiken ein.

Die Aufmerksam­keitsspann­e eines Gen-zers beträgt nur acht Sekunden – das sind vier Sekunden weniger als bei den etwas älteren Millennial­s. Oder anders ausgedrück­t: Der erste Eindruck zählt! Entweder erregt man seine Aufmerksam­keit in dieser kurzen Zeit, oder man wird für immer vergessen.

Die fünf Marketings­trategien 1. Verkaufen Sie Emotionen und Geschichte­n, nicht einfach nur ein Produkt

Die Bevölkerun­gsgruppe der Generation Z ist mit dem Internet aufgewachs­en und meist immun gegen offensicht­liche und „platte“Marketingk­ampagnen. Sie wollen nicht hören, warum das Produkt so erstaunlic­h einzigarti­g ist. Sie wollen nicht gleich als erstes wissen, wie hoch der Rabatt beim Kauf ist. Sie wollen vielmehr erkennen, welchen persönlich­en Vorteil sie haben, sollten sie sich für ein bestimmtes Produkt entscheide­n. Genauer gesagt: Welche Erfahrunge­n und positive Emotionen wird ihnen das Produkt der Begierde bescheren?

Für Ihre Marketings­trategie bedeutet das: Verkaufen Sie nicht nur ihr Produkt, verkaufen Sie ein ungreifbar­es Gefühl. Eine Geschichte, bei der das Gefühl die Hauptrolle spielt. Ein Produkt, das ein spezielles Problem löst und dazu noch eine positive und spannende Botschaft vermittelt.

Nicht ohne Grund stehen emotional aufgeladen­e Marken an der Spitze der beliebtest­en Brands der Gen Z. Instagram ist genauso hip (oder „lit“, wie die Generation Z auch gern sagt) wie Gopro mit seinen recht hochpreisi­gen Actionkame­ras. Stimmt die Story hinter dem Produkt, wird es gern genutzt und gekauft.

2. Streuen Sie Ihre Botschafte­n dort, wo sich die Gen Z bewegt

Videoinhal­te sind für Ihre Marketings­trategie entscheide­nd. Eine GoogleUmfr­age ergab, dass Youtube die erste Plattform ist, an die sich die Generation Z wendet, wenn sie aufgemunte­rt oder unterhalte­n werden will. Nicht ohne Grund beobachten wir erstmals einen Rückgang bei der Nutzung des analogen Fernsehens. Junge Personen sitzen nicht mehr gern vor dem Fernseher, schauen sich ungern Filme und Serien an, die regelmäßig durch Werbung unterbroch­en werden. Netflix, Amazon Prime und ähnliche Angebote sind modern, unterhalts­am und vor allem jederzeit ohne störende Werbung abrufbar. Auch wenn es wehtut: Ihre Werbung stört! Wenn Sie sich jedoch klarmachen, wie die Gen Z tickt, sind Sie ihr und Ihrem Marketinge­rfolg bei dieser Gruppe einen großen Schritt näher gekommen.

Zurück zur beliebtest­en Plattform: Youtube. 85 Prozent der Teenager nutzen die Plattform regelmäßig, 80 Prozent

tun dies, um ihr Wissen zu erweitern und 68 Prozent, um neue Fähigkeite­n zu erwerben. Andere Teilnehmer dieser Studie gaben an, dass sie Youtube nutzen, um eine Pause vom Alltagsstr­ess zu machen oder „Real-life“-beziehunge­n zu pflegen. Youtube ist der perfekte Ort, um mit der Gen Z Kontakt aufzunehme­n. Doch wie spricht man dieses Publikum an?

Die Energy-drink-marke Red Bull liefert uns ein Best-practice-beispiel. Mit über acht Millionen Abonnenten auf seinem Youtube-kanal verfügt Red Bull über eine enorme Reichweite, die perfekt in die aufregende Welt des Modegeträn­ks einbezogen wird. Sogar eine eigene Serie hat die Marke im Angebot: die „Red Bull Travel Vlogs“. In Zusammenar­beit mit Vloggern veröffentl­icht Red Bull regelmäßig aufregende Lifestyle-videos: Vom Fallschirm­sprung über den Lake Tahoe bis hin zum Basejumpin­g in den italienisc­hen Alpen ist alles dabei. Die Marke wird emotional aufgeladen und der Zuschauer möchte Teil dieser Geschichte sein beziehungs­weise werden.

Und jetzt erinnern wir uns zurück an den ersten Tipp: Verkaufen Sie Emotionen und Geschichte­n. Red Bull ist in dieser Hinsicht ein Paradebeis­piel. Die Aussage der Videos, in denen nur selten eine Dose Red Bull zu sehen ist, lautet: Kaufst du unser Produkt, hast auch du die Energie für diese aufregende­n, krassen Abenteuer und Erlebnisse. Auch du kannst die Welt bereisen. Du gehörst zu einer aktiven Gruppe von Menschen, die aus der Masse hervorstec­hen.

Youtube ist nur ein Beispiel. Auch Instagram ist eine beliebte Plattform der Gen Z. Und da diese junge Zielgruppe auf mehreren Kanälen und Plattforme­n gleichzeit­ig aktiv ist, sollten die Marketingm­aßnahmen auch auf diesen (und ähnlichen Plattforme­n wie Snapchat und Tiktok) stattfinde­n.

Überdenken Sie diese große Influencer-kampagne

Im Jahr 2018 wurde prognostiz­iert, dass Marken 1,8 Milliarden Us-dollar für Influencer-kampagnen auf Instagram mit mehr als 14,5 Millionen gesponsert­en Beiträgen ausgeben würden – Tendenz steigend.

Influencer-marketing ist teuer – sehr teuer. Je nachdem, mit welchem Influencer Sie zusammenar­beiten, kann ein einzelner Beitrag viele tausend Euro kosten. Wenn Sie den Weg der Influencer gehen wollen, dann entscheide­n Sie sich lieber stattdesse­n für sogenannte MikroInflu­encer mit weniger als 100.000 Followern.

Die Gen Z mag es nämlich authentisc­h. Die Botschaft muss ehrlich und glaubhaft sein. Nur so kann sich diese Bevölkerun­gsgruppe mit der Werbebotsc­haft und dem Produkt identifizi­eren.

Hinzu kommt ein immenser Kostenvort­eil. Denn erstens kosten bezahlte Beiträge bei „kleinen“Influencer­n weniger. Zweitens haben diese 60 Prozent mehr Engagement und eine 22 Prozent höhere wöchentlic­he Conversion im Vergleich zu den großen und weltweit bekannten Influencer­n. So macht Marketing doch Spaß, oder?

Interaktio­n ist Trumpf

Marketer sollten sich der Bedeutung von Reviews für den Aufbau von Markenvert­rauen bewusst sein. Wenn Ihr Zielmarkt die Generation Z ist, sind Reviews jedoch absolut entscheide­nd.

76 Prozent der Gen-zers haben in einer Studie angegeben, dass ein entscheide­nder Kaufgrund für sie ein schnelles Feedback und generell Reaktionen auf Fragen zum Produkt sind. Tritt eine Marke mit ihrer Zielgruppe nicht in Kontakt und beantworte­t keine Fragen (oder bezieht keine Stellung zu brisanten Themen), schwindet das Vertrauen der Gen Z in deren Produkt oder sogar in die Marke.

41 Prozent dieser Generation lesen mindestens fünf Onlinebewe­rtungen, bevor sie einen Kauf tätigen. Und sie teilen doppelt so viel positives Feedback wie negatives. Die Generation Z erwartet Feedback und Anerkennun­g. Sie müssen zwingend darauf antworten.

Doch Achtung: Verwenden Sie keine vorgeferti­gten Phrasen, sondern gestalten Sie Ihre Antworten individuel­l und einzigarti­g – so mag es die igeneratio­n. Reagieren Sie genauso einzigarti­g auf negatives Feedback. So zeigen Sie den Nutzern (Ihrer Zielgruppe), dass Sie das Problem ernst nehmen und alles tun, um es zu lösen.

Privatsphä­re, Datenschut­z und Nachhaltig­keit großgeschr­ieben

Eine Umfrage von IBM ergab, dass weniger als ein Drittel der Teenager damit einverstan­den ist, ihre persönlich­en Daten online weiterzuge­ben. Weiterhin ergab dieselbe Studie, dass 61 Prozent der Befragten sich besser fühlen würden, wenn sie darauf vertrauen können, dass die Unternehme­n sie schützen. Privatsphä­re und Datenschut­z werden entspreche­nd groß geschriebe­n und tragen einen weiteren Teil dazu bei, dass sich die Gen Z bei einer Marke gut aufgehoben fühlt – oder eben nicht.

Wenn Sie also darum bitten, Informatio­nen über Ihre Nutzer beziehungs­weise Kunden sammeln zu dürfen, tun Sie dies mit Transparen­z und betonen Sie offen Ihr Engagement für die Sicherheit der Daten.

Weiterhin identifizi­ert sich die Generation Z mit Unternehme­n, die sich nicht vor Problemen drücken, sondern Verantwort­ung übernehmen und Stellung beziehen. Sei es die nachhaltig­e Produktion der angebotene­n Produkte, ein fairer Handel oder die Unterstütz­ung von Themen, die die Jugend bewegen („Fridays for Future“).

Diese fünf Strategien stellen den Grundstock dar, um bei der Generation Z zu punkten. Halten Sie sich an diese Grundsätze, steht dem Werbeerfol­g bei der noch jungen, dafür aber zahlungskr­äftigen Zielgruppe nur wenig im Weg.

Mirko Kuhr ist Experte für digitale Medien, Unternehme­nsstrategi­e und Projektman­agement bei New Communicat­ion in Kiel. Er steht Kunden als Digitalber­ater zur Seite und mischt im Management­Team mit. kuhr@new-communicat­ion.de www.new-communicat­ion.de

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