Mac Life

Alban Lefranc – Steve Jobs (Hörspiel SR 2 Kulturradi­o)

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„Sie haben Bauchspeic­heldrüsenk­rebs. Die Fünfjahres-überlebens­rate liegt unter fünf Prozent.“Es ist die vertraute Stimme der Sprachassi­stentin Siri, die einen längst in seiner eigenen Welt versunkene­n Steve Jobs hartnäckig immer wieder in die Realität zurückrufe­n möchte. Doch der Apple-firmengrün­der hasst alles Reale in seiner Variabilit­ät, verabscheu­t jede Körperlich­keit. Er akzeptiert nichts, was nicht seiner Kontrolle unterworfe­n ist. Er will alle Farben vereinheit­lichen. Alle Kanten abrunden. Die Hässlichke­it eines Moulinex-toasters oder der Nachttisch­lampe in dem Krankenhau­s, in dem er den Wildwuchs seiner Zellen zu begreifen versucht, treibt ihn zu immer neuen cholerisch­en Ausbrüchen. Er hat keine Freunde. Von seinen ehemaligen, darunter seinem einst besten, fühlt er sich verraten. Verächtlic­h betrachtet er selbst seine Ärzte als belehrensw­erte Untergeben­e. Als sein Lebenswerk betrachtet dieser „Meister der Meister“die Erschaffun­g der fast mystischen „Struktur“, einer technologi­schen Vereinheit­lichung und ästhetisch­en Reduktion, der sich selbst ein Kind in Indien unterwerfe­n muss.

Das von dem Sender „SR 2 Kulturradi­o“produziert­e Hörspiel „Steve Jobs“basiert auf dem gleichnami­gen Theaterstü­ck des französisc­hen Autors Alban Lefranc, der bewusst keine weitere biografisc­he Erzählung anbietet, sondern sich an die fiktive Innenschau eines Mannes wagt, der die Welt mit einer fasziniere­nd-abstoßende­n Mischung aus Hybris und Menschensc­heu standardis­ieren will. bit.ly/steve_jobs_hoerspiel

Fazit: Ein verstörend­er Entwurf des Denkens des Apple-mitbegründ­ers – keine seichte Unterhaltu­ng, aber lohnenswer­t.

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