Mac Life

Schaffe schaffe, Häusle baue!

Apple investiert 2,3 Milliarden Us-dollar in den Ausbau des kalifornis­chen Wohnungsma­rkts.

- Von Frank Krug

Die Meldung hört sich vordergrün­dig absurd an. Sie klingt in etwas so, als hätte die Deutsche Telekom soeben verkündet, einen Teil ihres Gewinns in die Sanierung öffentlich­er Hallenbäde­r zu investiere­n.

Auf den ersten Blick passt da etwas nicht so ganz zusammen. Auf den zweiten dann aber doch irgendwie. Auf den dritten hört man die Nachtigall hinter dieser Aktion schon leise trapsen. Und auf den vierten sieht man, dass Google und Facebook es genauso machen – und sagt sich, dass es dann wohl so falsch nicht sein kann. Obwohl es letztendli­ch keiner gewieften Spürnase bedarf, um hinter den Bauaktivit­äten der großen Tech-unternehme­n auf dem kalifornis­chen Wohnungsma­rkt eine gewisse Strategie zu erkennen.

Tatsache ist, dass aufgrund der stetig steigenden Beschäftig­tenzahl bei den It-unternehme­n der Wohnraum im und ums Silicon Valley knapp geworden ist. Viele Angestellt­e mit niedrigen bis mittleren Gehältern pendeln täglich mehrere Stunden, um ihre Arbeit anzutreten. Aus Mangel an Alternativ­en reisen sie mit dem Wohnmobil an und übernachte­n größtentei­ls auch darin. Da selbst die Trailerpar­ks überlastet sind, parken viele der pendelnden Angestellt­en ihren Camper einfach am Straßenran­d und treten von dort den täglichen Weg zu ihrem Arbeitspla­tz an. Bilder parkender Autokolonn­en neben dem Seitenstre­ifen, wie man sie etwa in Berlin jeden Samstag vor den Sammelstel­len für Sperrmüll erleben kann, sind im Silicon Valley inzwischen eine Alltäglich­keit. Nur dass dort keiner ansteht, um getrennt zu entsorgen, sondern diejenigen kampieren, die uns die schöne neue Welt erschaffen möchten, die uns umgibt und deren Teil wir bereits sind.

Es ist daher aus mehreren Gründen naheliegen­d, dass sich IT-RIEsen wie Apple dieses Problems aus der schnöden analogen Welt annehmen. Nicht nur, weil die Nachfrage nach bezahlbare­m Wohnraum deutlich größer ist als das Angebot, sondern auch, weil sich das Engagement schlicht und ergreifend besser vermarkten lässt.

Darauf wies etwa Bernie Sanders jüngst hin: Apple solle „lieber seine gerechten Steuern bezahlen“, statt 800 Millionen Us-dollar an Steuersubv­entionen offshore einzustrei­chen, meinte der ewig (ein bisschen) linke Us-amerikanis­che Präsidents­chaftskand­idat. Dann bedürfe es keiner spektakulä­ren Finanzspri­tzen, die letztendli­ch nur die Brände löschen würden, die man in der Vergangenh­eit selbst gelegt habe. Damit liegt er sicherlich richtig. Aber das ist ein bekanntes Problem ewig linker Präsidents­chaftskand­idaten: Dass sie meist Recht haben – und dass ihnen die Wirklichke­it trotzdem immer wieder ein Schnippche­n schlägt.

Dann doch lieber im Zweifel die populistis­che Finanzspri­tze. Die schafft zumindest kurzfristi­g Abhilfe. Und jedes Zimmer mehr im näheren Umland ist schon mal ein Camper weniger in der zweiten Reihe.

Frank Krug ist freier Autor, lebt in Berlin und schreibt regelmäßig für die Mac Life. f.krug@maclife.de www.maclife.de/forum

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