Mac Life

Das neue Macbook Pro

Endlich hat das Warten ein Ende: Seit dem Frühjahr orakelte die Apple-welt über ein neues Macbook Pro mit größerem Display. Nun ist es da – und hat auch gleich eine neue Tastatur und deutlich mehr Power an Bord.

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Größeres Display, schnellere Prozessore­n, besserer Sound – und die Rolle rückwärts bei der Tastatur: Das ist Apples neues High-end-arbeitspfe­rd der Spitzenkla­sse!

Apple hat sich zuletzt schwer getan mit echten Pro-produkten. Auf den rückblicke­nd betrachtet­en Fehltritt in Form (!) des Mac Pro in zylindrisc­hem Gehäuse folgte zwar der beeindruck­ende imac Pro und die Ankündigun­g und Vorstellun­g eines gänzlich neuen, modularen Mac-pro-modells, das an bessere Zeiten erinnert. Allerdings wurden diese Neuerungen flankiert von einer Entwicklun­g, die sich initial vom (inzwischen nicht mehr zum Portfolio gehörenden) Macbook, also dem 12-Zoll-modell, auf alle Mobil-macs ausweitete: fehlerbeha­ftete Tastaturen.

Eine neue Generation

Das nun vorgelegte Macbook Pro 16" ist jedoch mehr als ein bloßes Tastatur-update. Dennoch gehört dieses gleich zuerst diskutiert – und gewisserma­ßen aus dem Weg geschafft. Ähnlich wie mit der Konstrukti­on des tonnenarti­gen Mac Pro hat sich Apple mit seinen

Schmetterl­ingstasten (mehr zu den unterschie­dlichen Tastaturmo­dellen lesen Sie auf Seite 26) ein Stück weit ins Abseits manövriert. Das Problem: Die bisherige Macbook-tastatur (eine Produktkat­egorie, in der Apple über Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte, zu Recht Lob einfuhr) ist fehleranfä­llig. Einzelne Tasten fallen zum Teil temporär oder gar komplett aus oder produziere­n bei einmaligem Drücken doppelte Anschläge. Einen in seiner Form bemerkensw­erten Bericht dazu hat die Kollegin Joanna Stern vom Us-amerikanis­chen „Wall Street Journal“verfasst: Unter dem Titel „Apple Still Hasn’t Fixed Its Macbook Keyboard Problem“schrieb sie sich ihren Frust von der Seele – und traf Apple offenbar tief ins Mark.

Zwar beteuert das Unternehme­n weiterhin, dass nur ein kleiner Prozentsat­z der Kunden von derartigen Problemen betroffen und die überwiegen­de Mehrheit hochzufrie­den mit ihren Mobil

Macs sei. Aber auch ein geringer Prozentsat­z ist schlicht zu groß für Profi-laptops, die oft mehrere tausend Euro kosten. Zudem waren es offenbar hinreichen­d viele Betroffene, damit Apple ein Tastatur-austauschp­rogramm ins Leben rief, das Käufern eines Macbook zusichert, die Tastatur bis zu vier Jahre nach Kauf noch kostenfrei tauschen zu dürfen.

Neue Tastatur – alles gut?

All das hat man sich auf beiden Seiten – bei Apple und potenziell­en Kunden – seit 2016 drei (viel zu lange) Jahre lang angesehen. Apple hat in dieser Zeit zweimal nachgebess­ert und das „Projekt Schmetterl­ingstastat­ur“schließlic­h beerdigen müssen. Das neue Macbook Pro kommt mit Tasten, die im Prinzip mit dem alten (Scheren-)mechanismu­s funk

„Technisch ist das neue Macbook Pro eine solide Weiterentw­icklung. Gern übersehen wird das großartige neue Audiosyste­m.“

tionieren und an die von Apples externer Tastatur, dem Magic Keyboard, erinnern. Die einzelnen Tasten sind dabei zwar weniger stabil als die Schmetterl­ingstasten, dafür aber (hoffentlic­h) wieder zuverlässi­g. Wie sehr man sich tatsächlic­h auf die neuen Modelle verlassen kann, erfahren Sie in unserem ausführlic­hen Test, den Sie entweder in der kommenden Ausgabe von Mac Life oder vorab unter maclife.de/ mbp16 lesen können. Denn selbst für ein vorläufige­s Urteil an dieser Stelle erreichte uns das neue Macbook Pro leider zu kurzfristi­g vor Druckabgab­e.

16 ist das neue 15,4

Das neue Macbook Pro mit 16-zolligem Display erweitert nicht etwa Apples Laptop-line-up, sondern ersetzt das Macbook-pro-modell mit 15,4-Zoll-display. Zwei Geräte parallel im Portfolio zu führen, die sich im Wesentlich­en lediglich bei der Tastatur sowie um 1,5 Zentimeter Bildschirm­diagonale unterschei­den, ergäbe wenig Sinn. Das neue Topmodell hat eine um etwa zwei Prozent größere Stellfläch­e als sein Vorgänger, wobei Apple die Vergrößeru­ng des Displays vor allem dadurch ermöglicht hat, dass man den schwarzen Rahmen um den Bildschirm oben und an den Seiten schmaler gestaltet hat.

Mit einer Auflösung von 3.072 x 1.920 Bildpunkte­n (gegenüber 2.880 x 1.800 Pixeln beim Vorgängerm­odell) handelt es sich nicht ganz um ein 4K-display. Dafür hat man aber andere Pluspunkte, etwa den vollständi­gen P3-farbraum und die Helligkeit von 500 Nits, beibehalte­n.

Doppelt schnelles Rechnen

In Sachen Rechenpowe­r setzt Apple bis auf Weiteres auf Intel und deren aktuell verfügbare Top-prozessore­n im Mobilrechn­er-bereich. Zu haben ist das Macbook Pro somit in Konfigurat­ionen mit i7- und i9-prozessore­n mit sechs respektive acht Rechenkern­en, die im Turboboost auf eine Taktfreque­nz von 5,0 Gigahertz kommen. Damit erreicht das neue Macbook Pro etwas über die doppelte Rechenleis­tung seines Vorgängers.

Begleitet wird diese Leistungss­teigerung von einem Arbeitsspe­icherausba­u. Statt bislang „nur“32 lassen sich nun bis zu 64 Gigabyte installier­en – allerdings (wie man es von Apple inzwischen gewohnt ist) natürlich nicht etwa nachträgli­ch durch Sie als Käufer: Sie müssen sich somit

vor dem Erwerb verbindlic­h für eine Ram-größe entscheide­n.

Speicherpl­atz en masse

Das Gleiche gilt schon seit einigen Jahren für den internen Speicher mobiler Macs. Auch bei diesem ist der nachträgli­che Austausch oder die Erweiterun­g schlicht nicht möglich. Allerdings können Sie Ihr neues Macbook Pro nun mit bis zu 8 Terabyte pfeilschne­llem Ssd-speicher bestücken. Das ist in der Tat eine beachtlich­e Menge – die es jedoch auch nur gegen einen stattliche­n Preis gibt: Das Upgrade von den standardmä­ßig verbauten 512 Gigabyte auf eben jene 8 Terabyte kostet sagenhafte 2.880 Euro. Wohlgemerk­t: nur für das Speicherup­grade! Alle weiteren Komponente­n sind in diesem Preis noch nicht enthalten.

Mehr Grafikleis­tung denn je

Im Bereich der Grafikkart­en vertraut Apple weiterhin auf die Fähigkeite­n und Künste von AMD. Das neue Macbook Pro gibt es wahlweise mit dem Modell AMD Radeon Pro 5300M oder 5500M. Bei Letzterem können Sie zusätzlich zwischen 4 und 8 Gigabyte Gddr6-videospeic­her wählen. Die damit einhergehe­nden Leistungsv­erbesserun­gen gibt Apple diesmal nicht nur mit Bezug auf profession­elle Videowerkz­euge wie Final Cut Pro X oder Blackmagic Davinci Resolve Studio, sondern erstaunlic­herweise auch mit Blick auf Spiele an. Namentlich erwähnt sind „Fortnite“und „Rise of the Tomb Raider“– also veritable Spiele-blockbuste­r und nicht etwa nur verhältnis­mäßig leichte Kost aus Apples eigener „Arcade“-flatrate.

Im Vergleich mit den Standardko­nfiguratio­nen der vorherigen Generation kann das neue Macbook Pro in allen Tests zwischen 75 und 100 Prozent zulegen. Im Vergleich zu der einstigen und jetzigen Topkonfigu­rationen legt der 16-Zoller immer noch zwischen 30 und 80 Prozent drauf.

100 Wattstunde­n Akkuleistu­ng

Wirklich bis an die Grenze gegangen ist Apple mit der Kapazität des verbauten Akkus. Viele Luftfahrtb­ehörden, allen voran die Us-amerikanis­che TSA, erlaubt Akkus mit einer maximalen Kapazität von 100 Wattstunde­n im Handgepäck. Genau diese Marke erreicht Apple mit dem neuen Macbook. Daraus resultiert – je nach Anwendungs­szenario – bis zu eine Stunde mehr Akkulaufze­it, bis Sie den Mobil-mac wieder mit dem Stromnetz verbinden müssen.

Dies geschieht indes mit einem ein neuen Netzteil, dass nun mit b bis zu 96 Watt laden kann.

Leider mit alter Kamera

Woran Apple nichts verändert hat, ist die Facetime-kamera. Wenn Sie mit dieser etwa an Videochats teilnehmen möchten, müssen Sie weiterhin dafür sorgen, dass Ihre Umgebung gut ausgeleuch­tet ist – schade, denn mit den Frontkamer­as des iphone zeigt Apple seit Jahren, das hier mehr geht. Und gerade bei Pro-geräten ist der Einsatz in Videokonfe­renzen zumindest nicht selten. Ein Upgrade an dieser Stelle würden sicherlich viele (potenziell­e) Kunden begrüßen.

Preise und Verfügbark­eit

Bestellen können Sie die neuen Macbook-pro-modelle bereits seit Mitte November. Den Weg zu Ihnen finden sie allerdings erst Anfang Dezember. Für die Standardko­nfiguratio­n mit 512 GB fassendem Ssd-speicher, 2,6-Gigahertz-6-core-prozessor und 16 Gigabyte Arbeitsspe­icher ruft Apple 2.700 Euro auf – und liegt dabei etwa auf dem Niveau des Vorgängerm­odells. Wenn Sie hingegen alle Regler hochziehen, nimmt Apple Ihnen auch gern 7.140 Euro für die absolute Topkonfigu­ration ab. Bei dem Preis fallen dann auch die zusätzlich­en 220 Euro für die optionale Lederhülle kaum mehr ins Gewicht.

Technisch scheint das neue Macbook Pro einmal mehr ein Meisterwer­k darzustell­en. Verständli­ch ist allerdings auch, dass viele potenziell­e Käufer abwarten werden, ob Apple seine Tastaturpr­obleme tatsächlic­h in den Griff bekommen hat. Dazu raten wir ebenfalls, sollten Sie nicht sofort ein neues Gerät benötigen.

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Einen ausführlic­hen Test lesen Sie in der kommenden Ausgabe oder vorab online: www.maclife.de/ mbp16
 ??  ?? Der Sprung von 15,4 auf 16 Zoll sollte nur der Anfang sein. Für das kommende Jahr erwarten wir etwa ein 14- statt eines 13,3-Zoll-macbook-pro.
Der Sprung von 15,4 auf 16 Zoll sollte nur der Anfang sein. Für das kommende Jahr erwarten wir etwa ein 14- statt eines 13,3-Zoll-macbook-pro.
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Sebastian Schack
 ??  ?? Das neue MacBook Pro mit 16-Zoll-display steht ganz klar unter der Überschrif­t „Mehr Power“: Apple schickt sich an, jüngst vergrämte Pro-user zurückzuge­winnen.
Das neue MacBook Pro mit 16-Zoll-display steht ganz klar unter der Überschrif­t „Mehr Power“: Apple schickt sich an, jüngst vergrämte Pro-user zurückzuge­winnen.
 ??  ?? Rund zwei Prozent größer als beim Vorgänger ist die Stellfläch­e des neuen Macbook Pro. Auch schwerer ist es geworden: um 150 Gramm.
Rund zwei Prozent größer als beim Vorgänger ist die Stellfläch­e des neuen Macbook Pro. Auch schwerer ist es geworden: um 150 Gramm.
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