Mobile Wlan-router
In heimischen Gefilden muss man sich um den Zugang zum Internet selten Gedanken machen. Doch wie gelangt man einfach, schnell und günstig an entlegenen Orten der Welt ins Netz? Die Antwort liefern mobile Wlan-router.
Überall auf der Welt im Netz: Die besten Hotspots für unterwegs vorgestellt
Vor Jahren, als das Personal der „Piratenpartei“wortgewaltig mit frischen Ideen und schwerem technischen Gerät bewaffnet die politische Landschaft (ein bisschen) aufmischte, machte nach einem für Neulinge gelungenen Wahlabend in den sozialen Medien ein Kalauer die Runde: Statt mit üblichen Politiker-floskeln, so mutmaßte man, würden sich die Piraten wohl eher mit dem Slogan „Wir danken unserem WLAN“erkenntlich zeigen. Worüber man seinerzeit noch herzlich gelacht hat, ist für viele bitterer Ernst geworden. Denn im Jahr 2020 gilt: ohne WLAN kein geordnetes (Berufs-)leben mehr.
Innerhalb der deutschen Grenzen – und seit Juni 2017 sogar Eu-weit – setzt man einen dauerhaften Zugang zum Internet gesetzlich voraus. Er gehört zur sogenannten Grundversorgung dazu – ob in Portugal, der Slowakei oder der Lüneburger Heide. Pekuniär bedeutet dies, dass Sie in Eu-ländern für die Nutzung mobiler Daten unterwegs nichts extra zahlen – zumindest nicht mehr als das, was Sie bei vergleichbarem Gebrauch in Ihrem Heimatland zahlen würden.
Doch was passiert, wenn Sie in geografische Regionen vorstoßen, in denen Ihr üblicher Tarif nicht mehr greift? Wenn Sie dann die mobilen Daten einfach weiter nutzen, kann das schnell teuer werden – für jeden Gast im Internet lautet die Nemesis hier: Roaming-gebühren. Ihr Mobilfunkanbieter kann in diesem Fall die Preisgestaltung relativ frei bestimmen. Setzen Sie alternativ eine neue Sim-karte im jeweiligen Aufenthaltsland in Ihr iphone ein, bedeutet dies wiederum, dass Sie nicht mehr unter Ihrer angestammten Nummer erreichbar sind.
Die flexibelste Lösung ist in diesem Fall ein mobiler WLANRouter. Diesen können Sie in vielen Ländern vor Ort leihen (siehe Kasten). Oder aber Sie erwerben vor Reiseantritt einen eigenen und statten die zum Gebrauch nötige Sim-karte mit einem Datenvolumen Ihrer Wahl aus. Zwar entstehen sowohl Anschaffungskosten für den Router als auch für die Sim-karte, dennoch ist diese Variante die zumeist preiswerteste, wenn Sie die mobilen Daten auch nur halb so intensiv nutzen wie zu Hause. Setzen Sie den mobilen Router ausgiebig ein, relativieren sich zumindest die Anschaffungskosten des Geräts recht schnell. Zudem lässt er sich ohne Aufwand an Familie und Freunde verleihen, wenn diese weit entfernte Orte aufsuchen und dabei auf eine solide Wlan-versorgung Wert legen.
Wie funktioniert ein mobiler Router?
Einen mobilen WLAN Router verwenden Sie im Ausland ähnlich wie jenen, den Sie zu Hause benutzen, nur dass der tragbare Wlan-lieferant angenehm klein in Ihrer Jackentasche Platz findet. Solange Sie ihn nicht irgendwo liegen lassen, brauchen Sie keine Angst zu haben, außer Reichweite von seinem Signal zu geraten. Das in den mobilen Router integrierte Modem baut die Verbindung zum Internet logischerweise nicht per Kabel auf, sondern holt sich den Zugang von der nächsten verfügbaren Mobilfunkantenne und wandelt deren Signal in das gewünschte mobile WLAN-NETZ um.
In den Router müssen Sie lediglich eine Sim-karte eines beliebigen Anbieters einlegen und können anschließend mit einem gekauften Datenvolumen überall ins Netz, bis das Volumen aufgebraucht ist oder das Gerät an die Steckdose muss. Dabei funktionieren sowohl Vertragsals auch Prepaid-datenkarten. Zwar gibt es hin und wieder den Fall, dass eine Karte mit einem bestimmten Gerät nicht kompatibel ist, dies ist aber die Ausnahme. Oft bieten die Hersteller der mobilen Router zudem online einsehbare Listen an, die aufzeigen, welche Karten reibungslos mit ihren Geräten funktionieren und welche nicht.
Haben Sie die Sim-karte eingelegt, nutzen Sie das neu entstandene WLAN-NETZ ähnlich wie das heimische Internet-gateway: Sie können etwa iphones, ipads und natürlich Ihr Macbook anmelden und zusätzlich ganze Familien oder Mitglieder einer Reisegruppe an Ihren Zugang teilhaben lassen. Die Anzahl der möglichen Teilnehmer hängt von der Begrenzung ab, die das jeweils genutzte Routermodell vorgibt.
Dabei kann es vorkommen, dass Sie den sogenannten Access-point-name (APN) konfigurieren müssen, dies wird jedoch in den Anleitungen der meisten Geräte erklärt und lässt sich meist in wenigen Schritten umsetzen. Wenn Sie den Aufwand von vornherein minimieren möchten, achten Sie beim Kauf darauf, dass Sie eine SIMKarte mit APN erwerben. Verzichten Sie darauf, kann dies zur Folge haben, dass Sie die APNEinstellungen bei jedem Start des Routers neu eingeben müssen.
Die verschiedenen Modelle
Wir haben unterschiedliche akkubetriebene mobile Router getestet, deren Preise und Leistungen zwar variieren, die jedoch auf den ersten Blick eines gemein haben: Alle Geräte sind flach, leicht und klein, sodass sie unterwegs sprichwörtlich nicht ins Gewicht fallen. Ein passables Einstiegsmodell ist der D-link DWR-932, den Sie bereits für 60 Euro bekommen. Um Zugang zum Internet zu erhalten, klappen Sie wie bei den meisten Mobilroutern die Rückseite auf, legen Ihre vorher mit Datenvolumen bestückte SIMKarte und den herausnehmbaren Akku ein, schließen das Gerät wieder und sind – nachdem Sie den Akku aufgeladen haben – startklar. Fortan können Sie – je nach Verfügbarkeit und Ort – mit bis zu 4G Lte-geschwindigkeit im Netz surfen. Die Downloadgeschwindigkeit hängt vom jeweiligen Router ab; das D-link-modell sichert Ihnen bis zu 150 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) zu. Der Akku hält beim DWR-932 bis zu
fünf Stunden, bevor er wieder ans Netz muss. Wie viele Geräte Sie mit diesem Modell verbinden können, ist leider unklar, jedoch können Sie Ihr mit dem Router verbundenes iphone als Hotspot nutzen.
Das D-link-gerät verfügt über keinen Bildschirm und stellt somit eine Art Plug-and-play-lösung dar. Es hat zwar, was Akku und Sharing-optionen angeht, die schwächsten Werte aller von uns getesteten mobilen Router, dafür ist der DWR-932 günstig und tut seinen Dienst anstandslos.
Netgears Aircard 797 (180 Euro) nehmen Sie exakt auf dieselbe Weise in Betrieb, jedoch erhalten Sie mit diesem Gerät bis zu 400 Megabit pro Sekunde an Downloadgeschwindgkeit. In unserem Test verlief sowohl das Surfen mit mehreren Geräten als auch das Laden von Daten problemlos und schnell.
Auf dem etwa briefmarkengroßen Bildschirm des Aircard sehen Sie alle wichtigen Informationen und erhalten unter anderem Angaben über die Stärke der Verbindung und den Restspeicher. Die rudimentäre Navigation erfolgt mit einem einzigen Druckknopf am Gehäuse. Wollen Sie es etwas komfortabler haben, können Sie sich die Netgear-app herunterladen, die alle Informationen etwas größer und ansehnlicher aufbereitet. Der Akku des Aircard 797 hält knapp elf Stunden und sollte somit im Ausland einen kompletten Ausflugtag bedienen.
Der TP Link M7650 (140 Euro) liegt preislich zwischen den beiden erstgenannten Geräten. Dieser mobile Router liefert aber sogar über 600 Megabit pro Sekunde Downloadgeschwindigkeit. Wirklich bemerkbar macht sich dies im Vergleich zum Aircard 797 aber nur bei größeren Datenmengen.
Das Gehäuse des Tp-link-routers wirkte in unserem Test ein wenig anfälliger, die Abdeckung schließt nicht ganz so gut wie die des Aircard. Auch ist das Display eine Idee kleiner. Die zu dem Gerät gehörige App ist (wie jede andere Anwendung der hier besprochenen Router) kostenfrei erhältlich. Während Sie beim Aircard 15 Geräte gleichzeitig mit WLAN versorgen können, akzeptiert der M7650 sogar bis zu 32 Nutzer. Bei einer übermäßig hohen Anzahl an Teilnehmern dürfte die Leistung jedoch naturgemäß merklich leiden. Auch der Akku des Tp-link-routers hält zwei bis drei Stunden länger als der des Netgear. Im alltäglichen Gebrauch sind sich beide Router jedoch insgesamt sehr ähnlich.
Die teuerste Lösung kommt ebenfalls von Netgear und heißt MR2100 Nighthawk M2: Für diesen mobilen Router müssen Sie 380 Euro auf den Tisch legen, dafür steigt Ihre Downloadgeschwindigkeit auf satte 2 Gigabit pro Sekunde – was sich deutlich bemerkbar macht. Das rasante Laden kann speziell bei Geschäftsterminen im Ausland, bei aufwendigen Grafiken, Bildern oder Filmen eine wichtige Rolle spielen. Teilen können Sie den M2-netzzugang mit bis zu 19 Internet-bedürftigen.
Mit 5.040 Milliamperstunden (mah) bietet Netgears Nighthawk auch den stärksten Akku und somit die längste Laufzeit der von uns getesteten Geräte. Selbst für lange Arbeits- oder Reisetage mit intensiver Nutzung sollte eine Ladung für einen konstanten Internetzugang ausreichen. Bei
dem im Verhältnis zur Konkurrenz nahezu üppigen 2,4-Zoll-bildschirm handelt es sich um ein Touchscreen-display, das recht angenehm in der Handhabung ist.
Möchten Sie den Nighthawk auch zu Hause nutzen, erleichtert Netgear Ihnen dies mit einer eingebauten Ethernet-buchse, sodass Sie mit einem LAN-KAbel den Datenverbrauch Ihrer Sim-karte schonen. Da der Router zudem über einen USB-EINgang verfügt, können Sie Medien von einem Stick oder einer externen Festplatte auf alle verbundenen Geräte streamen, um etwa einen Film zu schauen. Dass Sie ihn unterwegs auch als Akku verwenden und Ihr iphone daran aufladen dürfen, erscheint da schon fast selbstverständlich.
All diese Fähigkeiten bedeuten zwar, dass der Nighthawk M2 etwas größer ist als die übrigen mobilen Router, doch immer noch klein und portabel genug, um unterwegs im Gepäck nicht zu stören.
Die kartenlose Alternative
Eine interessante und relativ neue Variante eines mobilen Wlan-routers hat die Berliner Firma Skyroam mit dem Solis Lite (140 Euro) sowie dem Solis X (200 Euro) entwickelt. Die wie orangefarbene Eishockeypucks aussehenden Geräte verfügen über keinerlei Bildschirme – und öffnen lassen sich die Geräte ebenso wenig. Das hat jedoch seinen guten Grund: Der Solis benötigt keine Sim-karte, diese ist bereits virtuell „verbaut“. Sie müssen lediglich die zu dem Gerät gehörende App laden und anschließend Ihren Wunschtarif wählen. Auch alle weiteren Einstellungen nehmen Sie in der Smartphone-anwendung vor, in der Sie sämtliche Informationen und Rubriken sehr übersichtlich und aufgeräumt vorfinden.
Der Solis Lite ist mit weniger Fähigkeiten ausgestattet als das erweiterte X-modell, dafür genießen Sie bei beiden denselben Vorteil einer sehr sinnvoll gestaffelten Tarifauswahl. Je nach Bedarf und Nutzung können Sie sich eine von drei Varianten aussuchen: Vielnutzer sollten das unbegrenzte monatliche Abonnement für 80 Euro wählen, Kurzurlauber den jeweiligen Tagespass für acht Euro. Und wenn Sie flexibel bleiben möchten, buchen Sie den sogenannten „Godata“-tarif: Bei diesem zahlen Sie acht Euro für ein Gigabyte und jeweils acht Euro für jedes weitere Gigabyte.
Die Skyroam-geräte haben gleich mehrere Vorteile: Sie können präzise auswählen, welche Leistung zu Ihrem Nutzungsverhalten und Ihren Ansprüchen passt, zudem entfällt die Herausforderung, die richtige Sim-karte zu finden und diese einzusetzen. Der Wlan-zugang ist in jedem Tarif grenzenlos; Sie können bis zu zehn Geräte teilhaben lassen und müssen sich vertraglich nicht binden – wie es bei manchen Sim-karten der Fall ist. Die globale Abdeckung, die Skyroam bietet, ist mit (laut Hersteller) über 130 Ländern mehr als ordentlich – auch in diesem Punkt müssen Sie sich nicht über die Kompatibilität Sorgen machen. Zudem ist auch die Akkulaufzeit mit 16 Stunden absolut ausreichend.
Entscheiden Sie sich für den Solis X, erhalten Sie zusätzlich ein paar nützliche Zusatzfunktionen: In der robusten Datendose steckt ein 4.700 Milliamperestunden starker Akku, mit dem Sie mithilfe einer zeitgemäßen Usb-c-schnittstelle Ihr iphone oder ipad aufladen. Zusätzlich beherbergt der Solis X eine Kamera sowie einen etwas irreführend so getauften „Smart Assistant“, der Ihnen diverse personalisierbare Kurzbefehle des Internetdienstes IFTTT auf Tastendruck beschert.