DJI Mavic Mini
Gesetzeskonform leichte 249 Gramm wiegt die neue DJI Mavic Mini – nicht nur für Social-media-junkies ist sie aktuell jedoch ein absolutes Schwergewicht. Warum Copter-fans so sehr auf diese Drohne fliegen? Wir haben es gecheckt!
Der neue Überflieger am DrohnenHimmel im Probeflug
Drohnen-videos sind der Renner auf SocialMedia-plattformen. Beim Betrachten der zum Teil spektakulären Aufnahmen packt viele spontan die Lust, aus der Helikopterposition gemachte Bilder vom Urlaub selbst ins Netz zu stellen. Wären da nur nicht die vielen bürokratischen Hürden und Vorschriften: Drohnen-versicherung, Plakettenpflicht, Führerschein, Flugverbotszonen und vieles mehr – da gibt es einiges zu beachten. Und dann drückt auch noch der vergleichsweise hohe Preis für eine technisch vernünftig ausgestattete Kameradrohne die Kaufmotivation.
Der chinesische Branchenprimus DJI will mit seiner Mavic Mini einige dieser Bremsklötze aus dem Weg schaffen – etwa die gesetzliche Kennzeichnungspflicht.
Fliegen ohne Führerschein
So müssen Sie hierzulande in der Regel eine feuerfeste Plakette am Flieger anbringen, auf der Ihr Name sowie die Ihre Anschrift zu finden sind. Ohne diese Marke darf die Drohne nicht aufsteigen – sofern sie 250 Gramm und mehr wiegt. DJI hat seinen Winzling aber so weit abgespeckt, dass er auf exakt 249 Gramm kommt. Damit entfällt nicht nur die Anbringung der Plakette, sondern auch die Erbringung eines „Kenntnisnachweises UAV“– denn der Drohnenführerschein ist erst bei Geräten ab zwei Kilogramm Startgewicht für Piloten Pflicht.
Aber natürlich müssen auch Mavic-mini-piloten zahlreiche Vorgaben beachten: Die Webseite des Bundesministeriums für Verkehr gibt detaillierte Auskunft darüber: bit.ly/drohnen-regeln
Die von DJI verordnete Diätkur bringt der Mini auf technischer Seite einige Nachteile – im direkten Vergleich zu den populären Mavic-schwestermodellen jedenfalls. So fehlen dem „Dröhnchen“unter anderem Hindernissensoren oben, vorn, an den Seiten und hinten. Die leiten bei anderen Modellen eine Ausweich- beziehungsweise
Bremsautomatik ein, sobald der Pilot Bäumen, Ästen, Schränken, Autos oder anderen Gegenständen zu nahe kommt. Nur nach unten ist das Fluggerät mit der entsprechenden Messtechnik ausgestattet, die Sie beim Starten und Landen unterstützt. Sie müssen also in einigen Situationen sehr viel konzentrierter steuern und genauer hinschauen als etwa beim Lenken einer Mavic 2 Pro oder Mavic 2 Zoom.
Unterschiede zeigen sich auch bei der verbauten Kameratechnik. Während etwa die beiden größeren Modelle Videos mit bis zu 30 Bildern pro Sekunde in 4K-auflösung (3.840 × 2160 Bildpunkte) liefern, schafft die Mini-schwester bei gleicher Bildrate 2,7K (2.688 × 1512 Pixel). Die Mavic Mini besitzt eine 12-Megapixel-kamera, die Mavic 2 Pro ist mit einer 20-Megapixel-knipse etwas besser ausgestattet. Auch die maximale Video-bitrate fällt bei der Mini geringer aus als bei den größeren Schwestern: 40 statt 100 Megabit pro Sekunde (Mbps) leistet sie.
Die spannende Frage also vor dem ersten Flug: Wie fällt die Bildqualität angesichts der schwächeren technischen Spezifikationen aus?
Die Bildqualität
Die Antwort: überraschend gut! Die Szenen können sich auch im Vergleich zu den anderen Mavic-modellen durchaus sehen lassen. Bereits unbearbeitete Videos zeigen satte Farben, scharfe Details und einen ordentlichen Dynamikumfang. Der Dreiachsen-gimbal sorgt für eine herausragende Bildstabilisierung – da wackelt nichts.
Aufnahmeeinstellungen lassen sich allerdings nur eingeschränkt vornehmen. Bei Videos drehen Sie auf Wunsch an der Belichtungskorrektur. Bei Fotos ändern Sie Details wie die Verschlusszeit und den ISO-WERT. Bilder und Videos landen auf einer Micro-sd-karte, Fotos liegen dort ausschließlich im Jpeg-format vor – eine Umstellung auf RAW ist nur bei den großen Geschwistern möglich.
Alle Einstellungen nehmen Sie mit der neuen „DJI Fly“-iphone-app vor, die man ganz offensichtlich speziell für Einsteiger entwickelt hat: Die Handhabung ist simpel und bewusst wenige Funktionen stehen zur Verfügung. Dafür liefert die App auf einen Blick Informationen zu Flughöhe, Distanz, verbleibender Flugzeit (im Test maximal 27 Minuten mit einer Ladung) sowie zum Akkustand und bietet drei Flugmodi: „P“für „Position“, „S“für „Sport“und „C“für „Cinesmooth“.
Serienmäßig ist der Position-modus eingestellt – sozusagen der Allrounder, der für eine stabile Flugbewegung sorgen soll. Im Sport-modus hingegen saust die Drohne mit einer Höchstgeschwindigkeit von bis zu etwa 45 Kilometern pro Stunde durch die Lüfte – perfekt für die Verfolgungsjagd etwa eines Autos. Deutlich ruhiger fällt die Reise beim Cinesmooth-modus aus: Bei einer Geschwindigkeit von bis zu knapp 15 Kilometern pro Stunde fallen Schwenks und Überflüge besonders ruhig aus.
Dazu tragen auch die sehr guten Flugeigenschaften der Drohne bei. Sie reagiert schnell und zuverlässig auf die Eingaben des Piloten und liegt stabil in der Luft. Mithilfe von GPS- und GlonassNavigationssatellitensystemen prüft sie ständig ihre Position – und hält diese präzise.
Das alles gilt jedenfalls für ruhige Wetterlagen mit Windgeschwindigkeiten von bis zu circa 30 Kilometern pro Stunde. Bei Tests in stürmischeren Situationen stieß die Drohne schnell an ihrer Grenzen. Sie gab dann via App eine entsprechende Warnmeldung aus, und die starken Verwackler glich der Gimbal nicht mehr aus.
Der Controller
Sie steuern die Drohne mit dem beiliegenden Controller. Der bietet zwei Steuerknüppel, Antennen, den Ein- und Ausschalter, eine Aufnahmetaste, einen Button für die automatische Rückholfunktion der Drohne und Regler für die Änderung der Kameraperspektive.
Die DJI-FLY-APP ist zum Fliegen der Drohne zwar grundsätzlich nicht nötig, die Steuerung allein mit dem Controller ist jedoch nicht empfehlenswert. Denn nur das darin eingespannte iphone – respektive die darauf laufende App – zeigt die bereits beschriebenen Fluginformationen an, lässt Funktionen auswählen und Einstellungen vornehmen. Denn ein Display ist nicht in der Fernbedienung verbaut, das bieten nur die Controller der größeren Modelle.
Fairerweise muss jedoch der deutliche Preisunterschied Erwähnung finden: Während die Geschwister zum Testzeitpunkt jeweils deutlich über 1.000 Euro kosteten, ist die Mavic Mini vergleichsweise erschwinglich: Das Basispaket – bestehend aus Drohne, Akku, Micro-usb-ladekabel, Fernsteuerung, Verbindungskabel für Smartphones, Ersatz-propeller und -Controller (für die Fernsteuerung) – kostet rund 400 Euro und ist somit das derzeit günstigstes Modell des chinesischen Marktführers.
Wer 100 Euro drauflegt, bekommt die „Fly More Combo“, die unter anderem zwei weitere Akkus, ein 18-Watt-ladegerät, einen Propellerschutz sowie ein Transportetui enthält – ein sinnvolles Paket für Drohnen-novizen.
Fazit
Ultrakompakt, vergleichsweise günstig, leicht zu bedienen, sehr gute Flugeigenschaften: Das sind DJIS Zutaten für die perfekte Einstiegs-drohne. Nicht zu vergessen: die tolle Aufnahmequalität, die der 1/2,3 Zoll große Sensor liefert. Obwohl Mavic-mini-piloten auf die 4K-auflösung verzichten müssen, fallen die Ergebnisse klasse aus. Mit ein bisschen Nachbearbeitung sind Unterschiede zu den Aufnahmen teurerer Modelle kaum zu erkennen – vor allem in Full-hd-auflösung, bei der die Szenen besonders sanft mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde über die Mattscheibe flimmern.
Profis dürften jedoch Details wie den FollowMe-modus vermissen, dank dem die Drohne einem Objekt – etwa dem Besitzer beim Radeln – selbsttätig folgt. Schade ist zudem, dass der Mini ein interner Speicher (oder ein beigelegtes Speichermedium) fehlt, sodass eine Micro-sd-speicherkarte zum Pflichtkauf gerät.