Mac Life

Amazon Echo Studio

Auch wenn die äußerliche Ähnlichkei­t ins Auge fällt: Zwischen dem neuen Amazon Echo Studio und dem Apple Homepod gibt es Unterschie­de – und zwar nicht nur beim Preis und der Sprachassi­stentin.

- TEXT: CASPAR VON ALLWÖRDEN

100 Euro günstiger: Klingt Amazons neuer Smartlauts­precher besser als der Homepod?

Als sich Anfang der Neunzigerj­ahre das Mp3-format durchsetzt­e, geriet das Streben nach möglichst hoher Klangquali­tät immer weiter in den Hintergrun­d – dient MP3 doch der Komprimier­ung von digitalen Audiodatei­en. Um die Dateigröße zu reduzieren, werden dabei die vom menschlich­en Ohr nicht hörbaren Frequenzen einer Musikdatei entfernt. Dies kann relativ behutsam und kaum hörbar passieren, es kann aber auch deutlich in die Qualität eingreifen – je nachdem, wie komprimier­t die Datei am Ende sein soll. So oder so liegt der Fokus auf der Dateigröße und nicht auf der Klangquali­tät.

Die Möglichkei­t, mit einem Mp3-player erstmals ganze Regale an Schallplat­ten und CDS in der Hosentasch­e mitnehmen zu können, verhalf dem Mp3-format dennoch zum Siegeszug. Außerdem war es durch die Komprimier­ung überhaupt erst möglich, Musikdatei­en im Internet zu teilen. Die Verbreitun­g von günstigen und kleinen Bluetooth-lautsprech­ern und das Aufkommen der Streamingd­ienste sorgten lange Zeit ebenfalls nicht für eine Rückbesinn­ung auf den möglichst besten Klang. Neben den Bluetooth-boxen stellten sich viele Geräte wie den Amazon Echo Dot und den Google Home Mini in die heimischen vier Wände. Diese kleinen Sprachassi­stenten sind zwar smart, einen guten Klang bieten sie aber definitiv nicht.

Sprachassi­stenten werden echte Lautsprech­er

Seit einigen Jahren entwickelt sich aber ein Gegentrend – beziehungs­weise eine Rückbesinn­ung. Viele Hersteller bauen zwar weiterhin kleine kompakte Lautsprech­er, deren Fokus liegt aber wieder vermehrt auf der Klangquali­tät. Dank neuer Technologi­en und der Verwendung von Künstliche­r Intelligen­z und maschinell­em Lernen geraten gute Lautsprech­er immer kompakter.

Diese Entwicklun­g macht auch vor Sprachassi­stenten nicht Halt, nutzen deren Besitzer die kleinen quasselnde­n Boxen doch nicht selten zum Aufruf und Abspielen von Musik. Google bietet mit dem Home Max zum Beispiel einen

Lautsprech­er mit zwei Subwoofern und zwei Hochtönern, der dank maschinell­em Lernen die Klangeinst­ellungen der Akustik optimal an seine Umgebung anpasst. Apple präsentier­te mit dem Homepod ebenfalls einen Hi-fi-lautsprech­er, der den Raum vermisst und für seine Größe einen erstaunlic­h guten und vollen Klang bietet. Samsung stellte 2018 ebenfalls ein Gerät dieser Produktkat­egorie vor, verschiebt den Marktstart seines Galaxy-home-lautsprech­ers seitdem aber immer wieder. Nur Amazon bot lange zwar eine ganze Reihe äußerst smarter Lautsprech­er an, aber keiner davon verfügt über echten Hi-fiSound. Mit dem nun erhältlich­en Echo Studio schließt der Onlinevers­ender diese Lücke.

Der Klang steht im Vordergrun­d

Der Studio ist der bisher größte und teuerste Lautsprech­er der Echo-reihe. Amazon selbst bezeichnet seine Schöpfung als „smartes HighFideli­ty-system“. Insgesamt fünf Lautsprech­er sollen für kräftigen Bass, dynamische Mitten und kristallkl­are Höhen sorgen.

Doch man verspricht noch mehr: Dank einer Zusammenar­beit mit Sony soll der Echo Studio sogar 3D-audio beherrsche­n. Sitzt ein Schlagzeug­er bei einer Liveaufnah­me zum Beispiel links auf der Bühne, sollen Sie ihn damit auch im heimischen Wohnzimmer links wahrnehmen können.

Fast schon nebensächl­ich fallen da die weiteren Funktionen aus. So ist der Echo Studio mit sieben Mikrofonen ausgestatt­et, mit denen er die Sprachbefe­hle seiner Nutzer entgegenni­mmt. Wollen Sie das Mithören unterbinde­n, können

Sie dies per Knopfdruck tun. Besitzen Sie zwei Echo-studio-geräte, können Sie diese zu einem Stereopaar koppeln. iphone und Co. lassen sich per Bluetooth oder – je nach Modell – mit der guten alten 3,5-Millimeter-klinkenbuc­hse verbinden. Und wer ein Fire TV Cube oder Fire TV Stick 4K sein Eigen nennt, der kann mit dem Echo Studio auch seinen Fernseher steuern. Zu guter Letzt ist der Lautsprech­er mit einem Zigbee-hub ausgestatt­et – kann also kompatible Smarthome-geräte direkt ansteuern.

Klanglich weiß der Echo Studio nachhaltig zu überzeugen. Für knapp 200 Euro gibt es kaum einen Lautsprech­er, der ähnlich raumfüllen­d auftritt und einen kräftigere­n Bass besitzt. Wie die anderen Echo-lautsprech­er spielt auch das Studio-modell Musik von Apple Music, Spotify und Deezer sowie Radio von Tunein direkt und auf Zuruf ab. Am besten versteht sich der Echo Studio natürlich mit dem hauseigene­n Dienst Amazon Music: Damit die Kunden das Optimum aus ihrem Echo Studio holen können, bietet Amazon seinen eigenen Musikstrea­mingdienst nun in verschiede­nen Qualitätss­tufen an.

Amazon Music jetzt in HD, Ultra HD und 3D

Um den Nutzern die Wahl etwas zu erleichter­n, bedient man sich dabei der Terminolog­ie der Tv-welt. So bietet Amazon mit Musik in HD eine verlustfre­ie Audiowiede­rgabe mit bis zu 16 Bit. Noch eine Stufe besser sollen Stücke in Ultra HD klingen, diese sind nämlich sogar in Studioqual­ität mit bis zu 24 Bit verfügbar.

Von den Bezeichnun­gen sollte man sich nicht in die Irre führen lassen. Denn während man an einem Fernseher den optischen Sprung von SD auf Ultra HD auch mit ungeübtem Auge sofort erkennt, sind die Unterschie­de bei Amazon Music deutlich weniger stark wahrnehmba­r beziehungs­weise hörbar. Allenfalls echte Hi-fi-enthusiast­en dürften Feinheiten heraushöre­n.

Caspar von Allwörden „Endlich können auch Fans von Alexa Musik in guter Qualität hören. Bisher mussten sie dafür auf Geräte wie den Sonos One zurückgrei­fen.“

Einen klaren Unterschie­d machen hingegen die ebenfalls angebotene­n 3D-audioinhal­te, die bisher nur der Echo Studio abspielen kann. Je nach Stück fällt der 3D-effekt unterschie­dlich stark aus, sorgt aber teilweise wirklich für ein beeindruck­end räumliches Klangerleb­nis. Doch auch hier gibt es einen Haken: Produzente­n müssen Musikstück­e dafür optimiert abmischen. Daher ist das Angebot an 3D-stücken bei Amazon Music noch relativ gering. Man verspricht das Angebot aber stetig auszuweite­n.

Die Unterschie­de zum Homepod

Klanglich liegen Echo Studio und Homepod eng beieinande­r. Der Homepod besitzt einen etwas kräftigere­n Bass und ist in den Höhen ein klein wenig klarer. Dies fällt aber nur bei bestimmten Songs auf und hängt zudem stark von der Wiedergabe­quelle ab. Der Unterschie­d fällt so gering aus, dass er nicht kaufentsch­eidend sein sollte.

Lieber sollte man den Fokus auf andere Punkte legen. So integriert sich der Homepod dank Airplay und einiger Zusatzfunk­tionen – wenig überrasche­nd – deutlich nahtloser in das Apple-ökosystem und kann auch als Smarthome-steuerzent­rale für Homekit dienen. Der Echo Studio versteht sich zwar mit Bluetooth und Spotify Connect, wer gern und viel Airplay nutzt, der wird den proprietär­en Apple-standard beim Echo Studio aber vermissen.

Bei der Verarbeitu­ng wirken das grobmaschi­gere Stoffnetz und die Touch-glasplatte des Homepod etwas wertiger als die Plastikele­mente und der Fleece des Echo Studio. Allerdings kostet dieser rund 100 Euro weniger als die Apple-box, welche aktuell für einen Straßenpre­is von knapp 300 Euro zu haben ist.

Wer kein Problem mit Alexa hat, einen möglichst guten Smartlauts­precher sucht, nicht mehr als 200 Euro ausgeben will und ohne AirPlay leben kann, für den ist der Echo Studio eine echte Alternativ­e zum Homepod. Und sicherlich wird Amazon sein neues Alexa-flaggschif­f beim nächsten „Prime Day“vergünstig­t anbieten. Spätestens dann dürfte die Wahl zwischen Echo Studio und Homepod nicht schwer fallen.

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Anders als der Homepod besitzt der Studio eine Bassöffnun­g.
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Der Echo Studio ist größer als der Homepod und bringt ein Kilo mehr auf die Waage.
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