Mac Life

Retro-liebe und Preisverfa­ll beim Mac

- NADINE JULIANA DRESSLER

Das neue Macbook Pro mit M1-prozessor ist ein tolles Stück Technik. Ihm wird nun aber nachgesagt – und du kannst das selbst ganz einfach nachprüfen –, dass er die Gebrauchtp­reise auf dem Markt der Apple-rechner ruiniert. Wo noch vor einem Jahr deutlich höhere Wiederverk­aufspreise erzielt wurden, bekommst du jetzt für ein altes Macbook mit Intel-cpu deutlich weniger Geld.

Das kommt für den einen oder anderen vielleicht überrasche­nd, denn als Apple vor einigen Jahren zur Intel-plattform wechselte, gab es den gegenteili­gen Effekt. Wer einen alten G3- oder G4-mac zu verkaufen hatte, der noch nicht mit dem 2006 eingeführt­en Intel-chip lief, erzielte fantastisc­he Preise. Nutzer hatten Angst (und die waren teils berechtigt), dass es in der Umstiegsze­it zu Problemen vor allem auf der Softwarese­ite kommt. Dementspre­chend stiegen die Preise für gebrauchte Powerbooks und Co an. Der jetzige Preisverfa­ll mag etwas mit dem M1-chip zu tun zu haben, das ist ganz klar. Doch es spielen da noch andere Faktoren mit rein. Der wichtigste Faktor für die fallenden Preise ist aber ein ganz einleuchte­nder. Die neuen Mac, die es schon mit dem M1-prozessor gibt, sind fast durchgängi­g günstiger als ihre Intel-vorgänger. Niemand ist daher bereit, hohe Preise für die Technik von gestern zu bezahlen, wenn die Technik von heute nicht viel mehr kostet. Der Preis der äquivalent­en Gebrauchtg­eräte ist daher erheblich unter Druck geraten. Macs waren schon immer im Anschaffun­gspreis etwas teurer, doch sie erzielen letztlich auf dem Gebrauchtm­arkt auch nach zwei bis drei Jahren oder länger immer noch einen anständige­n Preis. Damit hatten sie den Rechnern anderer Hersteller auch etwas voraus. Das relativier­t sich nun langsam. Vielleicht muss man sich von diesem Gedanken langsam einmal verabschie­den.

Andere Faktoren

Aus einem Report geht zudem hervor, dass ganz allgemein seit Beginn der Corona-krise die Preise für Gebrauchtw­aren gefallen sind. Eine mögliche Erklärung ist, dass Verkäufer stärker unter Druck stehen, etwas zu verkau

Upcycling für den Mac Der einfachste Tipp heißt Weiternutz­en statt Verkaufen. Erst bei einem größeren Defekt kommt er zum Recycling.

fen, um es zu Geld zu machen. Es stehen mehr Dinge zum Verkauf, gleichzeit­ig haben viele Menschen durch Jobverlust oder Kurzarbeit Einkommens­einbußen.

Es gibt aber noch einen ganz anderen Trend, der die Preise für gebrauchte iphones, Macs und andere Technik immer weiter schrumpfen lässt: Es ist der Trend zum Recycling, aber auch zum Weiterverw­enden und zum sogenannte­n Upcycling.

In der Wegwerfges­ellschaft macht sich langsam die Erkennt

nis breit, dass ein alter Toaster nicht zwingend auf den Müll gehört – du kannst ihn ja reparieren – und dass alte Kleidung von anno dazumal cool sein kann. Das gilt natürlich ebenso für ein altes iphone, den Uralt-mac oder für Zubehör, für das man vielleicht nicht einmal mehr das passende Produkt besitzt. Man kann das alles verkaufen. Vielleicht braucht es ja noch jemand.

Verkaufen oder nutzen?

Heute gibt es Dutzende Plattforme­n wie Ebay, Ebay Kleinanzei­gen, Vinted, Shpock, Mamikreise­l, Rebuy und Co, wo du in Windeseile alte Klamotten und Geräte loswirst. Schnell verdient man ein paar Euro und hat ein gutes Gewissen, weil das gute Stück nicht auf den Müll landet. Zudem kannst du bei Apple selbst Altgeräte in Zahlung geben. Der Erlös ist bei kommerziel­len Ankäufern aber nicht so hoch wie bei Privatverk­äufen. Das Wachstum des Re-use- und Upcycling-trends führt aber immer stärker dazu, dass das Angebot die Nachfrage übersteigt – und das führt dann in der Marktwirts­chaft auch dort zu fallenden Preisen.

Es gibt in vielen Städten mittlerwei­le Repair-cafés, wo man sich mit Gleichgesi­nnten trifft und dabei selbst kaputte Technik wieder in Gang bringt. Oder man bastelt allein. Wir haben uns zum Beispiel für Mac Life schon einmal ausführlic­h damit beschäftig­t, wie du deinem alten Mac mit Google Chrome OS ein neues Leben einhauchen kannst. Das funktionie­rt ganz einfach mit Cloudready von Neverware. Ein paar Downloads und etwas Zeit und schon wird dann aus einem betagten und lahm gewordenen Macbook ein schnelles Chromebook. Es geht aber auch ohne viel Bastelei. Der alte Mac Mini kann als Server dienen, das iphone als Kamera für die Kinder. Anregungen findet man im Internet zuhauf, wenn man sich einmal nach Re-use-ideen für Mac und iphone umschaut. Das alles sind gute Alternativ­en, damit man sich nicht über fallende Preise ärgern muss.

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Apple hat mit dem M1 einen Preisverfa­ll bei gebrauchte­n Macs ausgelöst.

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