Mac Life

Apple streicht Hörbücher aus Musik-app

- | OKTOBER 2021 WWW.MACLIFE.DE SEBASTIAN SCHACK

Ohne die Angabe von Gründen oder auch nur eine vorherige Ankündigun­g hat Apple sich entschloss­en, Hörbücher aus dem Portfolio des hauseigene­n Musik-streamingd­ienstes Apple Music zu streichen. Bei Millionen von Nutzer:innen verschwand­en selbst bereits begonnene Hörbücher nach und nach aus den Mediatheke­n.

Bis auf Weiteres bietet Apple Hörbücher nur noch in der App „Bücher“an. Da wären sie zwar schon immer besser aufgehoben, nämlich weil Apple Music nur leidlich als Hörbuch-player taugt, sie sind dort allerdings nicht länger im Rahmen einer Flatrate zugänglich. Vielmehr müssen Hörbuch-fans dort jedes Buch einzeln erwerben und das, anders als etwa bei Amazons Hörbuch-dienst Audible, zu wechselnde­n Preisen.

Immerhin: Zumindest über die Apple-familienfr­eigabe können auf diesem Weg erworbene Hörbücher geteilt werden – auch, wenn diese Art, sie zu erreichen, denkbar umständlic­h ist. Die von der Familie erworbenen Hörbücher tauchen nämlich nicht einfach in der eigenen Bibliothek auf, sondern müssen über die eigene Profil-seite und dort über die Auswahl des jeweiligen Familienmi­tglieds zielgenau angesteuer­t werden.

Die Änderung des Angebots scheint dabei allein auf Apple zurückzuge­hen. Vonseiten deutscher Hörbuchver­lage ist zumindest zu hören, dass sie lediglich darüber informiert wurden, dass die „Belieferun­gsmöglichk­eit eingestell­t“würde.

Hörspiele, für die die Musikapp eigentlich ebenso der falsche Ort ist, sind von den Maßnahmen übrigens nicht betroffen und können vorerst weiter wie gewohnt genutzt werden.

Hilft der Anbieterwe­chsel?

Freuen dürfte sich über diesen Schritt die Konkurrenz. Zwar eignet sich Spotifys App ebenso wenig wie Apple Music zum Anhören von Hörbüchern (oder

Podcasts). Die Audioinhal­te bei Spotify aber weiterhin kostenfrei, respektive im Rahmen des ohnehin schon bezahlten Abos, genießen zu können, dürfte viele Nutzer:innen den Ärger über das unzulängli­che Userinterf­ace vergessen lassen.

Traurige Entscheidu­ng Gerade dank Apps wie Eary AM und Lisimo waren Hörbücher in Apple Music ein echter Mehrwert für den Dienst.

Wer gesteigert­en Wert auf eine App legt, die sich vorbildlic­h um Hörbücher kümmert und, anders als Hörbuch-platzhirsc­h Audible, trotzdem eine echte Flatrate anbietet, sollte sich Deezer näher anschauen. Der Musikstrea­ming-dienst aus Paris bietet mit „Audiobooks by Deezer“sogar eine eigenständ­ige App für den Zugriff auf den Deezer-hörbüchkat­alog an.

Während bei allen genannten Flatrate-diensten für gewöhnlich viele aktuelle Titel fehlen, verfolgt

Audible weiter das seit Jahren bekannte Modell: Für jeweils rund 10 Euro kann ein sogenannte­r „Credit“erworben werden, der wiederum gegen ein Hörbuch der Wahl eingetausc­ht werden kann. Ausnahmen gibt es allerdings auch hier: Immer wieder lassen sich in Audibles Katalog Hörbücher finden, die nur einen halben Credit kosten. Für andere, besonders lange (und oft populäre) Aufnahmen verlangt Audible hingegen manchmal sogar zwei Credits – zumindest in der Zeit unmittelba­r nach Veröffentl­ichung des Titels.

Aus für Drittanbie­ter-apps?

Besonders schade ist Apples Schritt für Entwickler:innen von Apps, die auf der Musik- (und nun ehemaligen Hörbuch-) Flatrate aufsatteln. Die App Eary AM etwa war darauf spezialisi­ert, einen beschreitb­aren Weg durch Apples Hörbuch-dickicht zu schlagen. Außerdem lieferte sie zahlreiche in Apples Musik-app schmerzlic­h vermisste Hörbuch-features nach. Kurz nach Bekanntwer­den der Änderungen an Apples Angebot wurde die App offline genommen und ist es zu Redaktions­schluss auch noch.

Andere vergleichb­are Apps wie Lisimo (ehemals Spooks) sind weiterhin verfügbar und verbinden sich in der Regel auch mit den Hörbuch-angeboten von Spotify, Deezer und Napster.

Was will Apple erreichen?

Unklar ist, ob Apple plant, das nun gestrichen­e Angebot in anderer Form wiederzube­leben und etwa mit einer vollumfäng­lichen Hörbuch-flatrate in direkte Konkurrenz zu Audible zu treten.

Vorstellba­r ist aber, dass Apple maximal vom durch den anhaltende­n Podcast-boom und durch die Pandemie zusätzlich angeheizte­n Hörbuch-hype profitiere­n möchte und die Titel tatsächlic­h überhaupt nicht mehr im Rahmen einer wie auch immer gearteten Flatrate anbietet.

Einzig eine Rückkehr von Hörbüchern in die Musik-app scheint wirklich auszuschli­eßen zu sein.

 ?? ?? Keine Flatrate mehr: Hörbücher gibts bei Apple nur noch im Einzelerwe­rb.
Keine Flatrate mehr: Hörbücher gibts bei Apple nur noch im Einzelerwe­rb.

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