Facetime als Killer-feature?
Mit den diesjährigen Updates wird Facetime erwachsen und ein vollwertiges Werkzeug für die Video-kommunikation – sogar im Büroeinsatz.
Diese These wird unter anderem dadurch gestützt, dass Apple selbst nicht etwa irgendeine neue App in den Fokus rückt, sondern vor allem von neuen Funktionen in bestehenden Apps spricht. So schafft dann auch das altgediente und über viele Jahre eher stiefmütterlich behandelte Facetime den Sprung auf die Headliner-position des ios-15-festivals.
Die meisten Funktionen, die als neu benannt werden, sind dabei in Wahrheit nur bei Apple neu. Etwa die nun mögliche Anordnung aller Teilnehmer:innen in einem stabilen Raster und auch der Porträt-modus, der das Gesicht scharf lässt und den Rest des Bildes verschwimmen lässt, ist uns schon von Zoom und Co. hinlänglich bekannt. Zugegeben: In Facetime funktioniert das zumindest in unseren Versuchen einen Tick besser, was daran liegen dürfte, dass Facetime natürlich die volle Power von Apples Chips auszunutzen weiß. Ein Vorteil, der anderen grundsätzlich auch zur Verfügung steht, bislang unseres Wissens allerdings nicht genutzt wird. Das könnte sich in der nähren Zukunft ändern, weil Apple Funktionen wie den Porträt-modus in Facetime per Schnittstelle zur Verfügung stellen wird, sodass andere das Rad nicht ständig neu erfinden müssen.
Auch in Sachen Audio schickt Apple mehrere Verbesserungen ins Rennen. So gibt es fortan mehrere Mikrofon-einstellungen, die entweder Hintergrundgeräusche zulassen oder bestmöglich ausblenden. In unseren Facetime-gesprächen hat das in der Regel und vor allem bei andauernden Geräuschen, wie etwa einem parallel im Raum stattfindenden Gespräch oder dauerhaft im Hintergrund dudelnder Musik, recht gut funktioniert. Werfen die Nachbar:innen aber kurzzeitig mal die Kreissäge an oder setzen den Schlagbohrer auf Stahlbeton (an dieser Stelle Grüße an Reinhard Mey und Danke für seinen Song „Irgendein Depp bohrt irgendwo immer“), haben meist auch die Teilnehmer:innen am Facetime-call etwas davon. Allerdings nur für kurze Zeit, Apples Technologie erkennt und eliminiert plötzlich auftretende Geräusche erfreulich schnell. Perfekt ist die Funktion freilich nicht, sie macht jedoch viele Gespräche deutlich erträglicher.
Gänzlich neu für Facetime – und ein alter Hut für alle anderen Konferenzlösungen – ist die Möglichkeit, andere im Voraus zu einem Gespräch einzuladen. Es ist allerdings nicht so, dass du dieser Einladung direkt aus Facetime heraus einen Termin oder weitere Informationen mitgeben könntest. Es empfiehlt sich also für Termine eine klassische Kalender-einladung anzulegen und diese um einen Link zum Facetime-meeting zu ergänzen. Dies ist nicht nur mit vorher erstellten Links möglich, du kannst auch direkt in der Kalender-app einen neuen Facetime-link generieren.
In der Praxis funktioniert das ganz ausgezeichnet. Alles andere wäre aber auch eine herbe Enttäuschung gewesen. Einen echten Knaller in Sachen Facetime hat Apple aber noch in petto – es funktioniert nicht länger nur von Apple-geräten aus.