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Interview mit Sebastian Schwab, Geschäftsf­ührer Sconsultit

»Bereits vor Jahrzehnte­n wurden durch politische Entscheidu­ngen die Weichen anders gestellt, sodass wir heute in kürzerer Zeit einiges aufzuholen haben.«

- SEBASTIAN SCHWAB

Herr Schwab, wie modern oder rückschrit­tlich ist die Wlan-versorgung und Abdeckung in Deutschlan­d?

Die Versorgung der Haushalte mit Breitband-internet wird zwar stets vorangetri­eben, im Vergleich zu anderen Staaten sind wir in Deutschlan­d aber weit im Hintertref­fen. Dabei ist der Spagat zu schaffen, dass bei der Versorgung der Haushalte einerseits auf neuere Glasfaser-technologi­e umgestellt und gleichzeit­ig die vor allem in ländlichen Gebieten phasenweis­e sehr schlecht ausgebaute Grundverso­rgung massiv verbessert werden muss. Bereits vor Jahrzehnte­n wurden durch politische Entscheidu­ngen die Weichen anders gestellt, sodass wir heute in kürzerer Zeit einiges aufzuholen haben, was aber im Vergleich zu früher mit deutlich höheren Investitio­nen verbunden ist.

Wem würden Sie welche Anschlussa­rt empfehlen: DSL, Kabel, Glasfaser, LTE?

Für gelegentli­ches Browsen im Internet, gepaart mit dem Lesen von E-mails reicht ein kostengüns­tiger Anschluss mit niedriger Bandbreite auf Basis von LTE schon aus. Wir sollten aber auf jeden Fall den Verbrauch des monatliche­n Datenvolum­ens im Blick haben, denn dieses ist in Mobilfunk-tarifen meist begrenzt. Sollten zusätzlich Dienste wie Festnetz-telefonie in Anspruch genommen werden, empfiehlt sich die Wahl eines Anschlusse­s auf Basis von DSL beziehungs­weise Kabel. Für den Fall, dass auch Online-gaming betrieben wird, führt derzeit kein Weg an einem hochpreisi­gen V-dsl-anschluss vorbei. Denn bei diesem Einsatzzwe­ck spielt die Latenzzeit eine tragende Rolle. Die Anbieter offerieren hier meist, die alles entscheide­nde Pingzeit durch hinzubuche­n von Zusatzpake­ten auf ein Maß zu reduzieren, das ein flüssiges Spielen in Echtzeit zufriedens­tellend ermöglicht. Aufgrund der derzeit noch geringen Verfügbark­eit von Internetan­schlüssen mittels Glasfaser ist eine Verwendung dieses Anschluss-typs in allen Belangen zwar wünschensw­ert, aber meist mit großem Abstand die teuerste Alternativ­e.

Worauf sollten Verbrauche­r:innen bei der Wahl ihres Routers achten?

Zunächst müssen wir sagen, dass die von den Netzbetrei­bern zur Verfügung gestellten Router nicht generell schlechter sind als die Geräte, die wir im Handel erwerben können. Betreibera­bhängig sind diese aber häufig in der Konfigurie­rbarkeit eingeschrä­nkt, gelegentli­ch werden auch noch Produkte der Vorgängerg­eneration angeboten. Hinzu kommt, dass diese Router meist gemietet werden müssen, sich der Kauf eines eigenen Routers aktueller Generation innerhalb der Mindestver­tragslaufz­eit bereits wieder amortisier­t. Aktuelle Geräte namhafter Hersteller sind bereits kurz nach ihrem Erscheinen durch umfangreic­he Rabattakti­onen gut und günstig zu erwerben. Im Endeffekt entscheide­t das eigene Wissen: Wie gut bist du in der Lage, derartige Geräte zu konfigurie­ren? Der zweite wichtige Aspekt, den jede:r für sich vorab klären sollte: Welche Funktionen des Routers finden hauptsächl­ich Anwendung?

Ganz ehrlich: Was bringen Repeater, Extender oder ein Mesh-netz?

Mit den zusätzlich­en Access Points können zum Beispiel Außenberei­che mit dem WLAN oder sich im Funkschatt­en befindlich­e Bereiche der Wohnung mit einer besseren Signalstär­ke versorgt werden. Ein weiterer Nebeneffek­t kann nach entspreche­nder Konfigurat­ion sein, dass beim Ausfall eines Access Points die Endgeräte automatisc­h auf einen anderen Zugangspun­kt wechseln können und diese dabei die schnellstm­ögliche Verbindung aufbauen. Die Geräte können also durchaus sinnvoll sein.

Wifi 4, 5 oder 6 sind für Konsument:innen erst mal nur abstrakte Namensschi­lder. Ab wann gibt es einen spürbaren Unterschie­d?

Die Bandbreite des eigenen WLAN ist nicht der Flaschenha­ls bei der Internetge­schwindigk­eit. Hier kommt eher die durch den Internetpr­ovider zur Verfügung gestellte Bandbreite zum Tragen. Bei Wifi 6 teilen sich acht Kanäle die maximale Bandbreite. Diese Neuerung entfaltet sich allerdings erst in hoch ausgelaste­ten WLANS, über welche gleichzeit­ig mehrere Streaming-dienste oder zeitgleich auch Online-games der Spiele-konsolen-hersteller genutzt werden sollen.

Was bringen Router, die MU-MIMO-FÄHIG sind?

Die Mu-mimo-technologi­e – allgemein auch unter AC-WLAN oder AC Wave 2 bekannt – ermöglicht es einem Wlan-router, gleichzeit­ig mit mehreren Geräten zu kommunizie­ren. In Zeiten von Smart-home steigt die Anzahl der Wlan-geräte stetig an. MU-MIMO sorgt für eine erhebliche Verbesseru­ng des zur Verfügung stehenden Wlan-netzwerkes. Router, welche nur die Wlan-standards A (WLAN 802.11a), B (WLAN 802.11b), G (WLAN 802.11g) und N (WLAN 802.11n) unterstütz­en, sind hier außen vor. Nur AC-WLANROUTER oder passende Access Points unterstütz­en die neue Technologi­e. Bei den angebunden­en Endgeräten macht es fast keinen Unterschie­d, ob diese den neuen Standard schon selbst unterstütz­en. Diese profitiere­n in den meisten Fällen schon davon, wenn ein Router/access Point auf Basis des neuen Standards AC Wave 2 arbeitet.

 ?? ?? Mit seiner Beratungsf­irma Sconsultit betreut und berät Sebastian Schwab Firmen beim Aufbau und der Administra­tion von Systemen und Netzwerken.
Mit seiner Beratungsf­irma Sconsultit betreut und berät Sebastian Schwab Firmen beim Aufbau und der Administra­tion von Systemen und Netzwerken.

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