Urteil gewonnen, Spiel vorbei
Apple sagt, wir haben gewonnen. Epic sagt, sie hätten verloren. Nach dem Urteil sollte es klar sein. Aber sagen beide Seiten vielleicht, was sie glauben sagen zu müssen, um den Schein zu wahren?
wischen Epic Games und Apple ist ein Urteil ergangen. Am 10. September verkündet Richterin Yvonne Gonzalez Rogers, der Argumentation von Epic nicht zu folgen. Der Vertrag zwischen Epic und Apple sei bindend. Apple stehen fast 4 Millionen Us-dollar zu, die Epic mit direkten Zahlungen im Spiel Fortnite selbst vereinnahmt hatte. Apple hat gewonnen. Aber mit dem Urteil ergeht eine richterliche Anordnung. Entwickler:innen dürfen künftig eigene Kaufoptionen außerhalb und innerhalb ihrer App bewerben. Diese Anordnung tritt 90 Tage nach Verkündung in Kraft. Bis zum 9. Dezember 2021 muss Apple den App Store reformieren, ein schwerer Schlag. Ein Sieg sieht anders aus.
Noch Ende August versprach Apple vor dem Epic-urteil eine Reihe von Änderungen für den App Store, die – vorbehaltlich einer anderen gerichtlichen Zustimmung – eine Sammelklage von Us-entwickler:innen beenden sollen. Mit dabei: Alle Entwickler:innen dürfen künftig eigene Kaufoptionen außerhalb ihrer App bewerben, und zwar ausdrücklich nicht in der App! Apple wird verlieren, denn warum sollten andere im Vergleich „weniger“erhalten als Epic mit einem Hammer-urteil, gegen das Apple noch in die nächste Instanz gehen könnte, weil „kleinere“Entwickler:innen ohne eigenes In-app-inkasso eine „ermäßigte“App-store-provision von 15 Prozent abführen sollen und die wenigen Big-player im App-business die „volle“App-store-provision von 30 Prozent dank eigenem In-appinkasso vermeiden werden.
Epic zahlt jetzt noch einmal vier Millionen Us-dollar an Apple und bekommt fortan den gesamten geschätzten Jahresumsatz von 400 Millionen Us-dollar mit dem Spiel Fortnite – ohne App-store-provision, die bei Eröffnung der Klage im August 2020 mit rund 120 Millionen Us-dollar angegeben wurde. Zusätzlich geht Epic in die Revision, denn die Richterin sieht im Apple App Store kein Monopol und keinen Missbrauch der Marktmacht.
Wenn sich Apple auf das juristische Gemetzel um Definitionen einlässt, verlieren sie nicht nur die Kontrolle über die Geldströme der Millionen-provisionen der „großen“Apps und damit einen Gradmesser, der den Erfolg von Apps zum Ausdruck bringt, sondern unser Vertrauen in den App Store. Denn die zentrale Abo-verwaltung, einfache In-app-käufe und Apple Pay an einem Ort sind Vorteile für viele Entwickler:innen und für uns Konsument:innen.
Für Apple steht mehr auf dem Spiel als für den strahlenden Verlierer Epic Games, der im August 2020 gegen Apple in die aussichtslose Schlacht zog. Hoffentlich erkennt Apple, dass mit einem weiteren Pyrrhussieg nichts gewonnen ist.
Matthias Parthesius hofft, dass Apple ein fairer Verlierer sein kann und guten Entwickler:innen hilft.