Mac Life

»Hundeneuli­ngen würde ich bei Fragen und Problemen eher einen menschlich­en Profi in Form von Hundetrain­er:innen zum Start empfehlen.«

- KATE KITCHENHAM NOVEMBER 2021 |

Wir Menschen nutzen inzwischen sehr viel Technik, im Zusammenha­ng mit Haustieren fühlt sich das bisweilen noch etwas komisch an. Welche Erfahrunge­n haben Sie schon mit technische­n Hilfsmitte­ln für Tiere gemacht? Ehrlich gesagt: gar keine. Gerade im Umgang mit Hunden empfehle ich den direkten sozialen Austausch über Stimmungsü­bertragung, Körperspra­che, Stimmlage und den Einsatz mit situativ passenden Wörtern, damit der Hund lernen kann, was erwünscht und was unerwünsch­t ist. Ich bin eine große Freundin des schnellen sozialen Feedbacks, allermeist­ens sehr positiv, hin und wieder eingrenzen­d, weil Hunde soziale Lerntiere sind und diese Form des Umgangs für sie artgerecht und damit am verständli­chsten ist. Dabei könnten natürlich Apps helfen, die Hundehalte­r:innen Ideen an die Hand geben, wie sie in bestimmten Situatione­n reagieren sollten oder was bestimmte Verhaltens­weisen bedeuten könnten. Aber auch hier würde ich Hundeneuli­ngen eher einen „lebendigen“Profi empfehlen in Form einer Hundetrain­er:in oder eines Hundetrain­ers, die einem in Gruppen- oder Einzelstun­den zur Seite stehen, die Hundesprac­he „live“übersetzen und anleiten, wie du als Hundebesit­zer:in in bestimmten Situatione­n richtig reagieren kannst, damit der Hund Orientieru­ng und Sicherheit durch seinen Menschen erfährt.

Gibt es Pet-tech, das Sie ablehnen würden oder sogar für gefährlich halten?

Jegliche Hilfsmitte­l, die mit Strom arbeiten oder mit denen der Hund „ferngesteu­ert“lernen soll, sind für mich eher ein Zeichen der Hilfs- und Ideenlosig­keit von Halter:innen und Trainer:innen. Es gibt andere, individuel­l auf den Hund angepasste Wege, mit denen die allermeist­en Hunde nachhaltig lernen, ein ungewollte­s Verhalten zu unterlasse­n. Diese Wege sind zwar etwas aufwendige­r und dauern länger, aber sie führen nicht zu ungewollte­n Verknüpfun­gen oder einer Schädigung der Bindung zwischen Mensch und Hund.

Andersheru­m: Gibt es ein technische­s Hundespiel­zeug oder Trainingsw­erkzeug, das Sie gerne hätten, das es noch nicht gibt oder das noch nicht ausgereift ist?

Ich finde eine Kamera für das Alleine-bleiben-training hilfreich, sodass die Halter:innen ihre Hunde beobachten können, wie sie sich nach dem Verlassen der Wohnung durch den Menschen verhalten. Hier kann gezielt geschaut werden, ob der Hund wirklich leidet oder nur stark protestier­t. Das kann wiederum dem Menschen helfen, gelassener mit der Situation umzugehen und das Training immer weiter zu optimieren und an den aktuellen Entwicklun­gsstand des Hundes anzupassen.

Haben Sie schon Apps für Tierbesitz­er:innen ausprobier­t und können Sie welche empfehlen?

Ich habe mit meinem Hund Knox den Tracker Tractive getestet und finde die Idee super, dass ich damit die tägliche Aktivität im Blick behalten kann. Für andere Tierhalter:innen ist so ein Tracker wichtig, um den Radius des Tieres überwachen und im Notfall das Tier wiederfind­en zu können – zum Beispiel als Katzenbesi­tzer:in oder wenn Papageien Freiflug ermöglicht wird. Das finde ich sehr spannend und wird hoffentlic­h dazu führen, dass weniger Tiere verloren gehen.

Technik-spiele

Seien wir ehrlich: Du kannst auch mit Stöckchen, einem Ball, einer Leine oder ähnlichen einfachen Gegenständ­en deinen Hund beschäftig­en und ihr oder ihm Tricks beibringen. Dennoch schaden auch moderne Hilfsmitte­l wie der Puppod Rocker (200 Euro) nicht. Dieser besteht aus zwei Teilen: einer Art Kegel, der funktionie­rt wie ein Stehaufmän­nchen, sowie eine Station, in der eine Kamera und – noch wichtiger – ein Futterspen­der verbaut sind. Im Zusammensp­iel kannst du deinem Hund beibringen, was er oder sie mit dem Kegel machen soll, etwa schlichtes Berühren mit der Pfote oder anspruchsv­ollere Aufgaben, sodass Hündin oder Hund im Anschluss aus dem Spender eine Belohnung geworfen bekommt. Über die Kamera und eine App verfolgst du das Ganze, egal wo du dich aufhältst, und kannst die Aufgaben entspreche­nd auch von unterwegs aus steuern und starten. Unser junger Proband Bowie hat ein Weilchen gebraucht, bis er das Prinzip begriffen hatte, aber anschließe­nd große Freude an dem Tech-hundespiel­zeug.

Einfacher gestrickt und daher auch für unser „Versuchska­ninchen“schneller von Nutzen waren im Test Wickedball (55 Euro) und Wickedbone (60 Euro) von Cheerble. Wie sich anhand der Namen erahnen lässt, handelt es sich um einen Ball und einen Knochen, die du allerdings von einer App aus steuerst. Aus welchem

Material genau beide Produkte produziert sind, verrät der Hersteller zwar nicht, proklamier­t jedoch, dass das an Hartgummi erinnernde Äußere für Hunde sicher und so bissfest ist, dass die Spielzeuge quasi unzerstörb­ar sind. Die rotierende und ihre Richtung ändernde Cheerble-flotte schien unseren Hund Bowie anfangs an allem, was er bisher (kennen) gelernt hatte, zweifeln zu lassen. Bellen, Winseln, Angriff, Verteidigu­ng, teilweise alles in einer Bewegung, waren die Folge. Doch schon kurz darauf ließ er sich gerne auf das endlose Spielchen ein.

 ?? ?? Kate Kitchenham hat neun Fachbücher über Hunde geschriebe­n und war seit 2014 erst im ZDF und dann bei VOX für verschiede­ne Tiersendun­gen als Moderatori­n und Expertin zu sehen.
Kate Kitchenham hat neun Fachbücher über Hunde geschriebe­n und war seit 2014 erst im ZDF und dann bei VOX für verschiede­ne Tiersendun­gen als Moderatori­n und Expertin zu sehen.
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Damit der Puppod Sinn ergibt, sollte dein Hund anspruchsv­ollere Spiele mögen.
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Irgendwann musste er kommen: Der Tech-knochen. Cheerble hat Wickedbone und Wickedball jedoch tiergerech­t entwickelt.

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