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Interview mit Prof. Dr. Jürgen Kießling, Medizinphy­siker und Hörgeräte-experte

»Die Hörgeräte-hersteller arbeiten daran, aus den lange stigmatisi­erten Hörhilfen Lifestylep­rodukte zu machen.«

- PROF. DR. JÜRGEN KIESSLING

Herr Prof. Kießling, was können Hearables von Hörgeräten lernen? Technologi­sch eine ganze Menge. Hörgeräte sind eine High-end-technologi­e auf kleinstem Raum, mit langer Laufzeit und ausgereift­en Funktionen. Die bisherigen Hearables sind eher im niedrigen Preissegme­nt angesiedel­t und bieten nur einen Bruchteil der Funktional­itäten eines Hörgerätes. Aber die Hearables bewegen sich deutlich auf die Hörgeräte zu – und umgekehrt.

Werden die beiden Geräteklas­sen verschmelz­en? Auf absehbare Zeit sicherlich nicht. Aber der Markt für günstige Geräte mit fortschrit­tlichen Technologi­en ist groß, viel größer als der Hörgeräte-markt. Und die Hörgeräte-hersteller auf der anderen Seite arbeiten daran, aus den lange stigmatisi­erten Hörhilfen Lifestyle-produkte zu machen. Mit Sensoren ausgestatt­ete Hörgeräte können beispielsw­eise als Gesundheit­stracker fungieren, das Spektrum ist hier groß. Aber die Trennung zwischen der profession­ellen Medizintec­hnik auf der einen und der günstigere­n Consumer-technik auf der anderen Seite wird bleiben.

Viele der Technologi­en, die Apple in seinen Produkten einsetzt, kommen aus dem Hörgeräte-markt. Sehen Sie da Spielraum für Kooperatio­nen?

Es gibt bereits vielfältig­e Kooperatio­nen. Auch gibt es immer mal Gerüchte über Apple-hörgeräte, aber da ist noch nichts Konkretes bekannt. In Sachen Android ist da zurzeit mehr Bewegung drin. Aber das iphone war und ist ein Pionier in der Unterstütz­ung von Hörhilfen auf Betriebssy­stemebene, kaum ein anderes Gerät kann mit so vielen Geräten und Funktionen zusammenar­beiten.

Was können wir in Zukunft von Hearables erwarten? Da gibt es einige Technologi­en, die verstärkt Anwendung finden werden, zu nennen wäre das sogenannte „unterstütz­te Hören“(Augmented Hearing). Hier werden Hearables-nutzer:innen Funktionen bereitgest­ellt, die noch vor kurzer Zeit in der Form nur in Hörgeräten zu finden waren. Etwa Anpassungs­möglichkei­ten an das eigene Gehör, was einige Hersteller bereits bieten, eine verbessert­e Störschall­unterdrück­ung oder Richtmikro­fonfunktio­nalitäten. Hearables können so eine Art Einstiegsf­unktion übernehmen, bei höhergradi­gen Hörproblem­en bietet dann umgekehrt das Hörgerät Hearables-funktionen wie Musik-streaming.

Inwiefern unterstütz­en etwa Krankenkas­sen den Einsatz von Hearables? Hierzuland­e gibt es aktuell keine Finanzieru­ng durch die Krankenkas­sen. In anderen Ländern sieht das zum Teil schon anders aus, so fördert etwa der NHS (der britische National Health Service) die Anschaffun­g von Hearables für Menschen mit geringeren bis mittleren Hörproblem­en. In Deutschlan­d werden explizit nur Medizinpro­dukte mitfinanzi­ert und eine finanziell­e Unterstütz­ung für die Anschaffun­g von Hearables ist auch nicht absehbar. Dafür spricht schon die Tatsache, dass bei uns primär die Sprachvers­tändlichke­it als Maßstab für den Versorgung­sanspruch mit Hörgeräten genommen wird, andere unterstütz­ende Features aus dem Hearables-bereich wie beispielsw­eise Audiostrea­ming werden von den Kostenträg­ern nicht übernommen.

Herr Prof. Dr. Kießling, herzlichen Dank für das Gespräch!

Usb-anschluss ausgestatt­et. Die Premium-ladeschale besitzt darüber hinaus einen integriert­en Akku, mit dem sich die Hörgeräte im Test drei- bis viermal aufladen lassen, ohne dass die Ladeschale ans Netz muss. Aufgeladen wird auch hier per Mikro-usb. Werden die Hörgeräte aus der Ladeschale herausgeno­mmen, werden sie automatisc­h eingeschal­tet und verbinden sich mit der App.

Die One gibt es in acht Farbvarian­ten von Silber über Braun bis Schwarz, sodass du die Geräte je nach Vorliebe verstecken oder als eine Art Accessoire nutzen kannst. Die Geräte sind Ip68-zertifizie­rt und weisen eine spezielle Nanotech-beschichtu­ng innen und außen auf. Damit ist die Technik der Geräte gut gegen Wasser, Staub und Schmutz geschützt.

Preislich sind die Resound One im gehobenen Premium-segment anzusiedel­n. Der Preis liegt je nach Variante bei ungefähr 2.400 bis 3.100 Euro, wobei hier auch die Anpassung durch deine Hörakustik­er:innen mit einberechn­et ist.

Fazit

Mit den Resound One legt der dänische Hersteller ein beeindruck­endes Stück Technik vor, das im Markt der Premium-hörgeräte seinen Platz finden wird. Die Akkuleistu­ng ist mehr als ausreichen­d, der Tragekomfo­rt gut und der Klang herausrage­nd. Aber der Ansatz geht noch weit über das der bloßen Hörhilfen hinaus. In Verbindung mit einem ios-gerät und der passenden App wird daraus ein Streaming-device, das ein ziemlich perfektes Hearable darstellt.

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Die Premiumlad­eschale ermöglicht kabelloses Laden der Hörgeräte, bis zu dreimal mit einer einzigen Akkuladung.

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