Mac Life

„Das haben wir noch nie so gemacht!“

Sich darauf zu berufen, dass etwas schon immer oder noch nie so war, ist der mit Abstand größte Feind des Fortschrit­ts.

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Nur ungern gebe ich zu, dass auch ich nicht der allergrößt­e Treiber für den Wandel bin. Es tut einfach auch mal gut, dass sich etwas nicht ändert, dass Verlass auf bestimmte Dinge ist. Selbst dann, wenn das sprichwört­liche Gras auf der anderen Seite des Zauns tatsächlic­h grüner ist und nicht nur so scheint.

Bei uns im Team haben wir Arbeitszei­ten und -orte schon immer sehr liberal gehandhabt. Schon vor der Pandemie hat selbst das Kernteam der Mac Life über drei Standorte verteilt gearbeitet. Und selbst für die in Kiel Ansässigen galt: Arbeitet, wann und wo ihr wollt, Hauptsache ihr seid zu Terminen anwesend und Artikel sowie Projekte sind rechtzeiti­g fertig. Wirklich angenommen wurde dieses Angebot jedoch nur selten und in der Regel fanden sich alle

täglich, höchstens um die eine oder andere Stunde versetzt, im Büro ein.

Der Zwang, zumindest zeitweise von zu Hause arbeiten zu müssen, hat für mich vieles geändert. Zum Besseren. Ich fühle mich ein Stück mehr als Herrscher über meine Zeit und habe darüber auch zu einem neuen Level von Disziplin gefunden.

Zu Anfang war jede noch so kleine Ablenkung herzlichst willkommen und auf einmal waren selbst plötzlich eingefalle­ne und sonst reichlich ungeliebte Aufgaben des Haushalts immer eine gute Ausrede, den heimischen Schreibtis­ch regelmäßig zu verlassen.

Inzwischen hat sich für mich ein Modus eingespiel­t, in dem ich die eine Hälfte des Tages von zu Hause aus arbeite und die andere im Büro verbringe. Für mich fühlt sich das gesünder und unter dem Strich sogar produktive­r an, als von morgens bis abends im Büro zu sitzen. Denn beim ausschließ­lichen Arbeiten im Homeoffice fehlt selbst mir mit deutlich misanthrop­ischen Zügen irgendwann der zwanglose und vor allem persönlich­e Austausch mit anderen. Dass mir Small Talk einmal fehlen würde, ist auch so eine Erkenntnis, die ich ohne die Pandemie nie gewonnen hätte.

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Sebastian Schack, Chefredakt­eur

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