Interview mit Dietrich F. Brennenstuhl, Architekt und Gründer der Nimbus Group
»Licht verantwortungsvoll dort zu nutzen, wo wir gerade Licht benötigen, muss der Weg sein.«
Wann haben Sie sich das erste Mal ernsthaft mit „smarten“Lampen beschäftigt und überlegt, eine eigene in Ihr Portfolio aufzunehmen?
Bereits 1992 bei unserem ersten Lichtbaukasten, dem Seilsystem Cirrus. Der erste „smarte“Schritt war, das System als Ganzes dimmen zu können. Im zweiten Schritt haben wir die Lichtelemente über einen Chip einzeln ansteuerbar gemacht und somit individuelle Lichtszenen ermöglicht. Somit ist unser Anspruch nach situativer Lichtsteuerung schon dreißig Jahre alt. Was heute State of the Art geworden ist.
Ihnen ist wichtig, eine kreative und möglichst offene Unternehmensatmosphäre zu erschaffen. Können Sie konkret benennen, wie sich dies auf die Produkte und Innovationen bei Nimbus auswirkt?
Die von Beginn an gelebte Unternehmenskultur der abteilungsübergreifenden Offenheit war mit Sicherheit ein permanenter Motor in der Reflexion auf das tägliche Tun, auf die Produkte und neue innovative Gedanken. Die Offenheit versuchen wir auch mit unseren Kund:innen, den Planer:innen, Architekt:innen und Händler:innen zu teilen. Aktuell planen wir eine völlig neue Ausstellung – und ein Kommunikationskonzept, das dann auch weltweit seinen Niederschlag finden soll.
Was hat Sie in den letzten Jahren im Bereich „Smarte Lampen“am meisten begeistert und wo sehen Sie auf dem Markt noch das größte
Entwicklungspotenzial?
Bei smarten Produkten, egal ob Licht, Haussteuerung insgesamt oder anderes, steht für mich die einfache Bedienbarkeit, die „Usability“im Vordergrund. Darin sehe ich das größte Potenzial. Wer diese Disziplin am besten beherrscht, schafft ein Benchmark. Wir sehen viele Ideen am Markt und haben selbst auch noch etliche Pfeile im Köcher: Aber es muss selbsterklärend sein und so einfach bedienbar wie ein iphone. Ansonsten gebe ich dem alten Lichtschalter an der gewohnten Stelle den Vorzug. Die Winglet-lampen stehen für Ihre Begeisterung an kabellosen Licht-lösungen, was können wir da von Nimbus in den kommenden Jahren noch erwarten?
Die Winglet ist aus meiner lichtplanerischen Überzeugung von einer tiefen Lichtebene im Wohnraum entstanden, die sich so nur im Neubau oder bei Komplettsanierungen als Lichtquelle an der Wand realisieren lässt. Die Winglet CL hingegen ist ein sehr einfach zu installierendes Lichtwerkzeug, das durch smarte Vernetzung Räume, Flure und Treppenaufgänge in atmosphärisches Licht eintaucht. Mit den kabellosen Produkten wie der tragbaren Leseleuchte Leggera sammeln wir seit Jahren weitere Erfahrungen im mobilen Umgang mit Licht. Diese Produkte noch einfacher nachzuladen wird ein weiterer Meilenstein in der Nutzung von kabellosem Licht sein. Daran arbeiten wir.
Wie sehr treibt Sie der ökologische Aspekt bei Ihren Produkten um und gibt es konkrete Pläne für besonders nachhaltige smarte Lampen? Der ökologische Aspekt war für uns bereits Ende der 90er Jahre Motivation und Motor, sich mit der Led-technik zu befassen. Eine Lichtquelle, mit der im Gegensatz zur Glühlampe (Halogen etc.) neunzig Prozent des Stromverbrauchs gespart werden konnte. Nimbus war 2006 die erste Firma weltweit, die eine komplette leistungsfähige Led-leuchtenfamilie auf den Markt gebracht hat. Die Ledtechnik hat sich in den letzten fünfzehn Jahren natürlich stark verbessert und damit die Lichtqualität und die Leistungswerte. Hier scheint die Led-technik bald an einer Leistungsgrenze angekommen zu sein. Das Licht durch intelligente Steuerung im Verbrauch weiter zu optimieren, ist ein wesentlicher Aspekt. Dem steht ein stückweit der zunehmende Spieltrieb im Umgang mit Licht entgegen, der zu einer „Lichtverschmutzung“unserer Umwelt beiträgt. Licht verantwortungsvoll dort zu nutzen, wo wir gerade Licht benötigen, muss der Weg sein. Hier hilft uns unsere Auseinandersetzung mit den akkubetriebenen Leuchten, bei denen wir mit einem Bewegungssensor unter anderem den optimierten Energieeinsatz immer im Blick haben müssen. Gut gestaltete wertige Produkte sind ebenfalls ein nicht zu unterschätzender Aspekt der ökologischen Betrachtung.
eigenen Design zusammen fügst und die sich über die Govee App oder Hey Google und Alexa steuern lässt. Dabei kommst du bereits mit wenigen Handgriffen zum Ziel und kannst dein Gebilde immer wieder neu und anders zusammensetzen. Willst du möglichst deine gesamte Beleuchtung von einem Anbieter erhalten, bietet dir Govee auch zahlreiche gängige smarte Lampen wie Lichtstreifen oder Tisch- und Stehlampen, die alle vergleichsweise günstig zu haben sind. Einziger Wermutstropfen ist bei Govee die Auswahl der Farben, die sich an der Rgbpalette orientieren und so etwas weniger vielseitig erscheinen als beispielsweise jene von Nanoleaf.
Ganz ähnlich verhält es sich bei Yeelight, die von smarten Birnen bis zu Wand- und Deckenleuchten alles im Programm haben, was du dir für die diversen Lichtquellen wünschen kannst. Hier kannst du auch das Homekit nutzen, zudem kommen viele Produkte mit einer zusätzlichen Fernbedienung und einem smarten Lichtschalter. Zwei Produkte aus dem Yeelight-lampenreigen sind uns besonders ins Auge gefallen: Die Candela Stimmungsleuchte (60 Euro) erhellt deine Räume wie eine große Kerze oder eine alte Gaslampe und erinnert auch vom Design an antike Lichtquellen. Sie lässt sich mit anderen Candelas verbinden und dimmst du eine Lampe, folgen die anderen dem Befehl. Steuern kannst du sie sowohl am Gerät selbst als auch über die Yeelight-app. Nicht minder nützlich ist die Schreibtischlampe Serene (170 Euro), die speziell für längeres Arbeiten konzipiert wurde. Der Arm der Lampe ist flexibel einstellbar, die Sunlikeleds sind blendfrei und mit einer angenehmen Farbtemperatur ausgestattet. Der geringe Blaulichtanteil erfüllt offizielle Richtlinien der visuellen Gesundheit und eine smarte Timer-funktion erinnert dich daran, Pausen einzulegen. Die Steuerung der Serene nimmst du entweder über eine Touchleiste vor, mit der Yeelight-app oder Google Assistant, Alexa oder Samsungs Smart Things.
Günstige smarte Birnen wiederum bietet die Firma Innr, deren Leuchten du zudem mit der Hue-app steuern kannst. Darunter befinden sich, unter anderem, stimmungsvolle und auf alt getrimmte Edison-lampen. Unserer Ansicht nach besticht das Innrsortiment aber vor allem durch die vier Meter langen Indoorlichtstreifen (70 Euro), die nicht nur länger sind als die von der Konkurrenz, sondern auch deutlich günstiger. Ein Accessoire, das deine bestehenden althergebrachten Lampen smart macht, sind die Innr Smart Plugs (50 Euro), also Stecker, die herkömmliche Lichter in kluge verwandeln, und die sich anschließend ebenfalls in deiner Innr- oder Hue-app wiederfinden. Bist du lediglich auf bunte smarte Birnen aus, lohnt sich ein Blick auf die relativ junge Firma Klyqa (klyqa.de), die gerade dabei ist, ein veritables Sortiment an Smarthome-produkten aufzubauen. Der neue Mitbewerber kann seine Preise niedrig halten, da er ohne Zwischenhändler auskommt. Eine farbige smarte E27-birne kostet nur knapp 16 Euro. Dennoch sind die Klyqa-birnen mit Apple, Amazon und Google kompatibel, und der Hersteller handelt zudem umweltbewusst, pflanzt für jeden Kauf zwölf Bäume und ist, laut eigener Angabe, auf dem Weg, ein klimaneutrales Unternehmen zu werden.
Das andere Smart
Neben den herkömmlichen smarten Lampen, den außergewöhnlichen wie Nanoleaf und der Lighting Pad Lounge oder jenen für bestimmte Zwecke wie Schreibtischlampen, gibt es auch ein paar kluge Lichter, die du zwar nicht mit deinem iphone steuern kannst, die aber in ihrer Flexibilität nicht minder smart sind. Dysons Lightcycle Morph beispielsweise gibt es als Tischlampe (550 Euro) oder als Standleuchte (750 Euro) und auch sie bietet dir verschiedene Weiß- und Gelbtöne für unterschiedliche Situationen. Die Farbgebung des leuchtenden Kopfs der Lampe kann sich dabei auf Wunsch der natürlichen Umgebung anpassen und sich somit über den Tag allmählich verändern – und er reduziert im Entspannungsmodus den Anteil an blauem Licht auf ein Minimum. Du kannst ihn in diverse Richtungen drehen und so entscheiden, ob du direktes oder indirektes Licht erzeugen willst.
Doch die Lightcycle Morph wäre nicht von Dyson, wenn sie nicht noch ein besonderes Gimmick bieten würde: Der Leuchtarm rastet magnetisch am Bein der Leuchte ein und der Lichtkegel erhellt auf diese Weise den perforierten Schaft, der mit einem Orangefilter ausgestattet wurde. Die Folge ist ein komplett erleuchteter Rumpf, der ein besonders angenehm warmes Licht abgibt. Einziger Nachteil bleibt, dass die Dyson Lampe nicht Wlan-fähig ist. Dafür kannst du sie elegant an einer Slide-touch-bedienung am Kopf stufenlos einstellen.
Indirekt, direkt, überall
Vielleicht nicht im herkömmlichen Sinne smart, aber mindestens clever sind die Winglet CL (180 Euro) genannten Leuchtmittel von Nimbus. Denn diese relativ kleinen, flachen Lichtscheiben funktionieren kabellos und überall. In einer Station lädst du sie auf und kannst sie anschließend entweder auf den Nachttisch stellen, auf ein Regal, du kannst sie mit ins Freie nehmen, an deinem Kühlschrank magnetisch haften lassen oder an verklebten oder geschraubten Halterungen an der Wand anbringen. Der namengebende Flügel ist eine mit LEDS ausgestattete, durchsichtige Scheibe, die Licht zu beiden Seiten abgibt und somit gerade an Wänden ein besonders stimmungsvolles und gleichzeitig helles Licht erzeugt. Weitere Fähigkeiten der Winglet CL sind Bewegungsmelder, Helligkeitserkennung, Dimmung und die Möglichkeit, mit mehreren Lampen Gruppen zu bilden. Fehlt eigentlich nur eine zugehörige App.
Bist du vornehmlich auf die Funktion des Bewegungsmelders aus und suchst gleichzeitig unauffällige und leicht zu platzierende, ebenfalls kabellose Lampen, solltest du einen Blick auf das Angebot von Illuminate werfen. Die
Illuminate 2.0 (ab
36 Euro) genannten Lichtstreifen kontrollierst du
einfach, indem du deine Hand vor den Sensor hältst. Im Sortiment des Anbieters befinden sich jedoch auch schicke Nachttischlampen wie die in dunklem Holz steckende Apex (50 Euro), die gleichzeitig tragbar und somit äußerst vielseitig ist.
Kleinvieh macht auch Licht
Wie an den zuletzt vorgestellten Lichtquellen zu sehen, sind sowohl kabellose als auch flexibel einsetzbare Lampen stark im Kommen. Auch bei den kleineren Licht-accessoires setzt sich dieser Trend fort. Der aus Frankreich kommende Licht-ring Bily (40 Euro) verfügt zwar über ein Kabel, dieses soll aber bei der in drei schicken Farben verfügbaren, tragbaren Lampe bewusst eingesetzt werden, ob an den Rucksack verknotet oder um den Hals geschlungen als Leselampe. Am Ende des Kabels befindet sich ein Usb-stecker, sodass du die Bily am imac oder per Adapter sogar an iphone oder ipad laden kannst. Ein Stativ und Wandhalterungen kannst du zusätzlich erwerben.
Ganz ähnlich und vor allem in ökologischer Hinsicht ein modernes Licht ist Neozoon (130 Euro). Der zu einhundert Prozent aus recycelbaren Materialien hergestellte Lampenschirm ist mit einem Saugnapf ausgestattet und kann so an nahezu jedem Ort angebracht werden, ob an Holzregalen, glatten Wänden, an Fenstern oder Spiegeln. Die dimmbare Lampe ist zudem für den Einsatz im Urlaub oder beim Camping geeignet.
Die Firma Lumio hat bereits vor Jahren mit dem gleichnamigen Lampenbuch bewiesen, dass sie innovative Lichtkonzepte umsetzt. Ihr neuester Streich ist die dank Corona-lieferengpässen erst jetzt in den Handel kommende Designlampe Teno (300 Euro). Diese hat die Anmutung einer Schale, du kannst sie an einem eigens konstruierten Bruch in der Mitte zu einer Lampe auseinanderziehen, per Touch-befehl dimmen, kabellos einsetzen und erhältst gleichzeitig einen veritablen Bluetooth-lautsprecher. Smart, auf ganz eigene Weise.