Die Pläne der Milliardäre
Ganz im Widerspruch zur Annahme einer geheimen Agenda sagen die Megareichen offen und erschreckend ehrlich, was sie vorhaben. Zwei Beispiele.
ie gründeten gemeinsam Paypal. Elon Musk und Peter Thiel wurden damit reich, dass unsereiner seine Online-einkäufe schnell und einfach bezahlen möchte. Der eine will Twitter kaufen und damit die freie Meinungsäußerung stärken. Der andere will den Aktienhandel globalisieren, indem Unternehmensanteile in Bitcoin gehandelt werden.
Peter Thiel offenbarte seine Vision vom wahren Wert der Kryptowährung Anfang April bei der „Bitcoin 2022“. Dort hielt er eine flammende Ansprache (bit.ly/bcoined). Gegner des Bitcoin bezeichnete er hochtrabend als Feinde der Freiheit. Darunter scheint es nicht mehr zu gehen.
Die schlimmsten Feinde seien seiner Meinung zufolge diejenigen, die zwar Techniken wie Blockchain unterstützten, aber nicht den Bitcoin. In seinen Augen seien Personen wie der Investor Warren Buffett (91), Jamie Dimon (66) von JP Morgan und Larry Fink (69) bei Blackrock lediglich Vertreter einer Finanz-gerontokratie, die aufgrund ihrer politischen Haltung nicht in Bitcoin investieren, sondern ein staatlich reguliertes System aufrechterhalten würden.
Wenn der Bitcoin erst einmal so viel Wert sei wie alle Aktiengesellschaften, dann werden alle Bitcoininvestor:innen die Weltwirtschaft übernehmen. Dann werde der Markt befreit von staatlicher Regulierung. Dann würden alle reich. Klammer auf: die sich beizeiten Bitcoins gekauft haben. Klammer zu.
Elon Musk ist schon reich – jedenfalls im Vergleich zu Peter Thiel. Zwischen 5,2 bis 9,1 Milliarden Us-dollar liegen die Schätzungen für den Deutschen, wohingegen Musk im Mai 2022 auf atemberaubende 265 Milliarden Us-dollar taxiert wird.
Elon Musk ist also schon wirklich reich. Deswegen braucht er andere Pläne. Musk möchte die Meinungsfreiheit retten, indem er Twitter kauft. Dafür benötigt er rund 44 Milliarden Us-dollar. 13 leiht er sich. Für sechs Milliarden verpfändet er Tesla-aktien und die restlichen 25 Milliarden packt er in bar auf den Tisch.
Abgesehen vom vielen Geld geht es dem reichsten Mann der Welt vor allem um die Kontrolle des öffentlichen Diskurses auf Twitter, gerade wenn er von einer „Arena of Free Speech“spricht. Denn das Us-amerikanische „Freedom of Speech“entspricht dem, was seine direkte Übersetzung vermuten lässt, also eher einer Redefreiheit denn der Meinungsfreiheit.
Beide Milliardäre verfolgen also praktisch denselben Plan. Es geht ihnen um die Schwächung staatlicher Kontrolle, damit sie selbst nicht zur Rechenschaft gezogen werden können. Thiel und Musk wollen nicht haftbar gemacht werden – weder für Finanz-transaktionen noch für ihre Tweets. Widerrede ist selbstverständlich unerwünscht.
Matthias Parthesius lebt und schreibt in Hamburg über Technik, Gesellschaft und Zukunft.