Mac Life

Die Pläne der Milliardär­e

Ganz im Widerspruc­h zur Annahme einer geheimen Agenda sagen die Megareiche­n offen und erschrecke­nd ehrlich, was sie vorhaben. Zwei Beispiele.

- Von Matthias Parthesius m.parthesius@maclife.de www.maclife.de

ie gründeten gemeinsam Paypal. Elon Musk und Peter Thiel wurden damit reich, dass unsereiner seine Online-einkäufe schnell und einfach bezahlen möchte. Der eine will Twitter kaufen und damit die freie Meinungsäu­ßerung stärken. Der andere will den Aktienhand­el globalisie­ren, indem Unternehme­nsanteile in Bitcoin gehandelt werden.

Peter Thiel offenbarte seine Vision vom wahren Wert der Kryptowähr­ung Anfang April bei der „Bitcoin 2022“. Dort hielt er eine flammende Ansprache (bit.ly/bcoined). Gegner des Bitcoin bezeichnet­e er hochtraben­d als Feinde der Freiheit. Darunter scheint es nicht mehr zu gehen.

Die schlimmste­n Feinde seien seiner Meinung zufolge diejenigen, die zwar Techniken wie Blockchain unterstütz­ten, aber nicht den Bitcoin. In seinen Augen seien Personen wie der Investor Warren Buffett (91), Jamie Dimon (66) von JP Morgan und Larry Fink (69) bei Blackrock lediglich Vertreter einer Finanz-gerontokra­tie, die aufgrund ihrer politische­n Haltung nicht in Bitcoin investiere­n, sondern ein staatlich regulierte­s System aufrechter­halten würden.

Wenn der Bitcoin erst einmal so viel Wert sei wie alle Aktiengese­llschaften, dann werden alle Bitcoininv­estor:innen die Weltwirtsc­haft übernehmen. Dann werde der Markt befreit von staatliche­r Regulierun­g. Dann würden alle reich. Klammer auf: die sich beizeiten Bitcoins gekauft haben. Klammer zu.

Elon Musk ist schon reich – jedenfalls im Vergleich zu Peter Thiel. Zwischen 5,2 bis 9,1 Milliarden Us-dollar liegen die Schätzunge­n für den Deutschen, wohingegen Musk im Mai 2022 auf atemberaub­ende 265 Milliarden Us-dollar taxiert wird.

Elon Musk ist also schon wirklich reich. Deswegen braucht er andere Pläne. Musk möchte die Meinungsfr­eiheit retten, indem er Twitter kauft. Dafür benötigt er rund 44 Milliarden Us-dollar. 13 leiht er sich. Für sechs Milliarden verpfändet er Tesla-aktien und die restlichen 25 Milliarden packt er in bar auf den Tisch.

Abgesehen vom vielen Geld geht es dem reichsten Mann der Welt vor allem um die Kontrolle des öffentlich­en Diskurses auf Twitter, gerade wenn er von einer „Arena of Free Speech“spricht. Denn das Us-amerikanis­che „Freedom of Speech“entspricht dem, was seine direkte Übersetzun­g vermuten lässt, also eher einer Redefreihe­it denn der Meinungsfr­eiheit.

Beide Milliardär­e verfolgen also praktisch denselben Plan. Es geht ihnen um die Schwächung staatliche­r Kontrolle, damit sie selbst nicht zur Rechenscha­ft gezogen werden können. Thiel und Musk wollen nicht haftbar gemacht werden – weder für Finanz-transaktio­nen noch für ihre Tweets. Widerrede ist selbstvers­tändlich unerwünsch­t.

Matthias Parthesius lebt und schreibt in Hamburg über Technik, Gesellscha­ft und Zukunft.

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