Mac Life

Machtrausc­h der EU: IOS soll sich öffnen

- BENJAMIN OTTERSTEIN

Es klingt wahnsinnig. Und das ist es wohl auch. Die Europäisch­e Union will Apple dazu zwingen, dass das Unternehme­n Dritten Zugriff auf sämtliche Soft- und Hardware-funktionen von ios-geräten gibt. Daneben will die EU „Wächter:innen“direkt in den Unternehme­n einsetzen, um die Durchführu­ng der neuen Bestimmung­en zu überwachen. Kann das gut gehen oder geht die EU hier einen Schritt zu weit?

Den Anfang macht der DMA

In der EU sind sich die Abgeordnet­en einig, sie stimmten kürzlich für ein provisoris­ches Abkommen bezüglich des Digital Markets Act (DMA), das große Technologi­e-unternehme­n streng regulieren soll. Davon ist auch Apple betroffen und wird offiziell zu den „Gatekeeper­n“gezählt, da es volle Kontrolle über die eigenen Plattforme­n, Soft- und Hardware ausübt. Mit dem DMA soll Apple imessage mit anderen Diensten kompatibel machen und Siri sowie den App Store für Drittanbie­ter öffnen. Dadurch sollen unabhängig­e App Stores und auch das „Sideloadin­g“von Apps möglich sein, während diese aber auch Apples Dienste verwenden können. Zusätzlich sollen Dritte Zugriff auf die Nfc-schnittste­lle sowie den Sicherheit­schip erhalten, um alternativ­e Zahlungsme­thoden anbieten zu können. Ein neuer provisoris­cher Zusatz soll den DMA nochmals verschärfe­n.

Läutet der DMA das Ende der Datensiche­rheit ein?

Wie aus dem neuen Zusatz hervorgeht, will die EU eine neue „High-level Group“etablieren, die in den Mitgliedss­taaten durch nationale Regulatore­n unterstütz­end handeln soll, während die „Gatekeeper“-unternehme­n unabhängig­e Abteilunge­n einrichten sollen, die sich um die Einhaltung des DMA kümmern. Macrumors schreibt dazu:

„Die neue Gruppe muss Compliance-beauftragt­e umfassen, um die Einhaltung der Eu-rechtsvors­chriften ihres Unternehme­ns unter Verwendung ausreichen­der Befugnisse, Ressourcen und Zugang zum Management zu überwachen, und von einem „unabhängig­en Senior Manager mit unterschie­dlicher Verantwort­ung für die Compliance-funktion“geleitet werden. Die Regel würde effektiv verlangen, dass Unternehme­n wie Apple eine interne Abteilung einrichten, die sich der Einhaltung der wettbewerb­sfreundlic­hen Vorschrift­en widmet.“

Daneben bezieht sich der Zusatz speziell auf Unternehme­n wie Apple, die sowohl Kontrolle über die Soft- als auch Hardware haben. In diesem Fall sollen sie verpflicht­et werden, allen Entwickler:innen vollen Zugriff auf alle Hardware funktionen zugeben. Dies umfasst auch „die Nfc-technologi­e, Sicherheit­schips und Prozessore­n, Authentifi­kat ions mechanisme­n und die Software, die diese Technologi­en kontrollie­rt“. Kurz gesagt, sollen Dritte Zugriff auf alle Bereiche deiner Apple-geräte erhalten, ohne dass auf deine Privatsphä­re oder die Datensiche­rheit Rücksicht genommen wird, die Apple durch diverse Grenzen geschaffte­n hat.

Nachdem die Gesetzgebe­r der EU bereits provisoris­ch dem DMA zugestimmt haben, werden die Vorschläge im Juli dem Euparlamen­t zur Abstimmung vor

gelegt. Danach müssen sie noch dem Europarat vorgelegt werden, bevor sie schließlic­h veröffentl­icht werden. Danach tritt der DMA in Kraft, wobei Unternehme­n sechs Monate zur Umsetzung gegeben werden. Entspreche­nd liegen die Hoffnungen auf dem Eu-parlament, um den Digital Markets Act vor dem Beschluss abzulehnen oder zumindest abzuschwäc­hen.

Allerdings legt Apple einmal mehr gute Gründe vor, die dagegen sprechen – besonders in Bezug auf den streng kontrollie­rten App Store. Immerhin investiert das Unternehme­n viel Geld in den Support und ist bemüht, Nutzer:innen vor Schadsoftw­are sowie einer Flut an doppelten Anwendunge­n zu schützen. Laut einem neuen Bericht des Unternehme­ns konnten sie allein im vergangene­n Jahr 34.000 Apps zurückweis­en, die versteckte und nicht konforme Funktionen enthielten. Gleichzeit­ig hielt Apple mehr als 157.000 Apps auf, die entweder Ideen stahlen oder reiner Spam waren. Weitere 343.000 Anwendunge­n lehnte das Unternehme­n ab, weil sie deine Privatsphä­re verletzt hätten.

Um dies auch für die Zukunft zu gewährleis­ten, hat Apple nicht nur mehr als 802.000 Entwicklun­gskonten gelöscht, sondern auch mehr als 170 Millionen betrügeris­che Kund:innenaccou­nts deaktivier­t, die mit betrügeris­chen und missbräuch­lichen Aktivitäte­n in Verbindung gebracht wurden. Damit möchte Apple nicht nur Kreditkart­enbetrug verhindern, sondern auch falschen Bewertunge­n den Kampf ansagen.

Abschließe­nd teilt Apple mit, dass die Bemühungen dafür sorgen sollen, dass der App Store ein sicherer und vertrauens­würdiger Ort bleibt, an dem Nutzer:innen Apps laden und Entwickler:innen das tun können, was sie am besten tun: Entwickeln. Um sicherzust­ellen, dass dieses vertrauens­würdige Ökosystem auch in den kommenden Jahren erhalten bleibt, wird Apple weiterhin daran arbeiten, betrügeris­che Aktivitäte­n und Konten aufzudecke­n und Finanzkrim­inalität zu verhindern.

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Im Juli wird das Eu-parlament über den Dma-vorschlag abstimmen.

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