Die elektronische Patientenakte
verwechseln die elektronische Patientenakte (EPA) viele mit dem E-rezept. Dabei stellt sie ein fast noch ambitionierteres Projekt des Bundesgesundheitsministeriums und der Gematik als Betreibergesellschaft dar. Stell sie dir wie einen Ordner mit allen deinen Gesundheitsdaten vor, der ständig für medizinische Fachkräfte abrufbar ist.
Dies birgt riesige Vorteile: Wechselst du die Arztpraxis, musst du deine Informationen über eine mögliche Krankengeschichte, Verletzungen und Medikationen nicht extra wieder neu (und eventuell unvollständig) erzählen. Sogar Leben retten kann die EPA: Notfallmedizinerinnen und -mediziner können sich so im Bedarfsfall in Sekunden etwa über deine Blutgruppe, Vorerkrankungen und mögliche Medikamentenunverträglichkeiten informieren und gewinnen wichtige Zeit.
Die elektronische Patientenakte ist keine Zukunftsmusik: Seit 2021 können sich gesetzlich Versicherte sie bei ihrer Krankenkasse beantragen und ihre Daten mithilfe der entsprechenden Smartphone-app verwalten. Anders als beim E-rezept gibt es jedoch keine vereinheitlichte App: Jede Krankenkasse bietet eine eigene Lösung zum Zugriff auf die bei ihr hinterlegten Angaben an, für die du dich explizit etwa mit deinem Personalausweis einmalig identifizieren musst. Auch einige Privatversicherer bieten diesen Service bereits an.
Die zentrale Speicherung der medizinischen Daten ist umfangreich: Sie enthält theoretisch alle Informationen, die etwa Arztpraxen und Krankenhäuser über dich angelegt haben. Dazu gehören unter anderem Röntgenbilder, Arztbriefe, Befunde oder Medikationspläne, aber auch dein Impfausweis, der Mutterpass, das Zahnbonusheft oder die Patientenverfügung. Du kannst jedoch selbst bestimmen, wer auf welche Daten zugreifen kann und Einträge löschen darf.
Das Problem: Nur knapp 1 Prozent der Berechtigten nutzen den bislang freiwilligen Dienst. Daher dreht das Gesundheitsministerium den Spieß im kommenden Jahr um: Ab dem 15. Januar 2025 stehen alle gesetzlichen Krankenkassen in der Pflicht, für jeden Versicherten eine elektronische Patientenakte anzulegen – es sei denn, sie widersprechen ausdrücklich.
Genau dies sehen Datenschützende kritisch und fordern eine umfassendere Aufklärung über die gespeicherten Daten. Zudem seien Menschen, die kein Smartphone nutzen, von der Einsicht in ihre Informationen weitestgehend ausgeschlossen. gematik.de/anwendungen/e-patientenakte
trägt sie einfach auf den Server, woraufhin sie in der E-rezept-app erscheinen. Die Voraussetzung dabei: Pro Abrechnungsquartal musst du einmal die Praxis besuchen, um deine Versichertenkarte einlesen zu lassen.
Anders sieht es bei Wiederholungsrezepten innerhalb einer längerfristigen Behandlung aus: Sie sind ein Jahr lang gültig, Ärztinnen und Ärzte dürfen sie bis zu viermal ausstellen. Du löst sie innerhalb der Gültigkeitsdauer mithilfe der E-rezept-app ein.
Ebenfalls von Vorteil für Patienten und Ärzte: Aufgrund der Übernahme der verschriebenen Medikamente in den elektronischen Medikationsplan lassen sich potenziell gefährliche Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln schneller erkennen und vermeiden.
Die E-rezept-app erlaubt zudem die Erstellung mehrerer Profile: So können Eltern übersichtlich die Rezepte ihrer Kinder verwalten. Zudem ist es möglich, dass beide Elternteile ein Profil für gemeinsame Kinder anlegen. Dann empfangen beide die Rezepte, um sie digital einzulösen. Die Funktion lässt sich auch für andere Angehörige nutzen, die selbst kein Smartphone besitzen oder den Weg zur Apotheke allein nicht schaffen. Die Anmeldung zusätzlicher Personen erfolgt mithilfe ihrer elektronischen Gesundheitskarte und der dazugehörigen PIN. Preisfrage: Kennst du deine PIN?
Wie sicher ist das?
Der oben skizzierte Weg von der Ausstellung bis zur Einlösung des Rezepts unter Einsatz eines Tokens vermittelt ein hohes Maß an Sicherheit. Teilnehmende Arztpraxen versehen das E-rezept mit einer qualifizierenden elektronischen Signatur, mit deren Hilfe Apotheken zuverlässig feststellen können, wer es ausgestellt hat. Außer dir können nur die verordnende Arztpraxis und die ausführende Apotheke das E-rezept einsehen.
E-rezepte werden 100 Tage nach ihrer Einlösung automatisch gelöscht; ist dir dies zu lang, kannst du sie eigenständig früher löschen.
Kritik an der Datenspeicherung selbst erhebt indes der „Chaos Computer Club“. Die Datenschutzexperten vermissen vor allem eine echte Ende-zu-ende-verschlüsselung; die Gematik selbst spricht in einer Reaktion vom September 2022 von einer „durchgehenden Verschlüsselung“und verweist dabei auf den „Mehrwert und echten Nutzen für den Versorgungsalltag“: Kein Land, das das E-rezept bisher einführte, nutzt eine Ende-zu-ende-verschlüsselung. Mit Blick auf die geplante europaweite Nutzbarkeit könne es somit zu Inkompatibilitäten kommen.
Das E-rezept als verzögerte Erfolgsgeschichte?
Die Premiere ist geschafft – allen Unkenrufen und langjährigen Bedenken zum Trotz. Zehn Tage nach Einführung zieht zumindest die Gematik ein erstes positives Fazit: 7 Millionen E-rezepte haben Ärzte laut einer Presseinformation in den ersten Januartagen schon ausgestellt, nahezu alle Apotheken in Deutschland bereits welche eingelöst.
Ein Erfolg ist auch die E-rezept-app: Über 1 Million Mal haben Nutzende sie heruntergeladen. In Apples App Store stand sie zum Redaktionsschluss auf Platz eins im Bereich „Medizin“der Download-charts.