»Unsere Patienten fordern die Digitalisierung ein!«
Der Hausarzt Dr. Martin Deile kann Gutes über die Einführung des E-rezepts berichten. Mac Life bat ihn zum Gespräch – auch über den Einsatz des Mac in seiner Dresdner Praxis.
Mac Life: Herr Dr. Deile, stimmt Sie die Einführung des E-rezepts positiv oder negativ?
Dr. Martin Deile: Absolut positiv. Das E-rezept erleichtert meine Arbeitsabläufe. Viele Patientinnen und Patienten müssen nicht mehr zwingend zu mir in die Praxis kommen. Wenn jemand etwa zwischen Dresden und Berlin pendelt, kann die Behandlung in vielen Fällen aus der Ferne erfolgen. Aber auch vor Ort sind die Vorteile immens: So spare ich mir im Hausbesuch die gesamte Zettelwirtschaft; ein unterwegs ausgestelltes E-rezept können die Patienten dann unter Vorlage ihrer Krankenversicherungskarte oder mit der E-rezept-app direkt bei einer Apotheke einlösen.
Das entlastet sicher auch das Arbeitsaufkommen in der Praxis.
Massiv. Denn das Aufkommen von Patientinnen und Patienten steigt durch die demografische Entwicklung und den deutschlandweiten Rückgang von hausärztlichen Praxen ständig an. Dank des E-rezepts kommt es hier zu einer tatsächlichen Entlastung: Die Patienten schreiben uns in unserem Messenger etwa für ein Folgerezept an, das wir zeitnah ausstellen, damit es zur Abholung in der Apotheke bereitliegt.
Was definiert eine moderne Arztpraxis?
Für mich bedeutet dies die Standardisierung und Digitalisierung von Arbeitsabläufen. Viele der administrativen Aufgaben erfüllt heute der Computer – oder die Patientinnen und Patienten, indem sie zum Beispiel selbst ihre Termine in einem Onlinekalender verwalten.
Moderne Technik sollte zudem den Praxisalltag durch einen intelligenten Arbeitsablauf flüssiger gestalten. Kommt ein Patient etwa zu einer Ultraschalluntersuchung, stehen seine Daten bereits automatisch bereit, ohne dass sie jemand per Hand eingeben muss. Nach der Untersuchung schickt die Software sie umgekehrt wieder in die Patientenakte.
Digitalisierung bedeutet bei uns also zunächst einmal eine bessere Verwaltung, zum anderen aber eine Vereinfachung bei der Diagnostik.
Wie setzen Sie den Computer bei der Diagnostik ein?
Nehmen wir das Beispiel der Spiroergometrie. Bei diesem Leistungstest messen wir die Kohlenstoffdioxid-aufnahme und -Abgabe und führen ein Belastungs-ekg auf einem Fahrradtrainer durch. Damit können wir die maximale Leistungsfähigkeit ermitteln und Trainingspläne steuern. Früher war dazu eine umfangreiche Gerätschaft notwendig, heute genügt ein ipad mit einem Atemgerät und einem Herzsensor. Eine aufwendige Kalibrierung entfällt – und daher können wir mehr Menschen in kürzerer Zeit diagnostizieren.
Warum haben Sie sich in Ihrer Praxis für den Mac entschieden?
Ich kam während meiner Doktorarbeit 2004 zum ersten Mal mit Apple-rechnern in Kontakt. Mein Doktorvater arbeitete lange Zeit in den USA und setzt komplett auf den Mac, auch bei der Integration der Messgeräte im Labor. Während meiner Assistenzzeit im Krankenhaus und in den Praxen, in denen ich meine Ausbildung absolvierte, musste ich dann mit Windows-rechnern arbeiten – und lernte deren Instabilität kennen. Irgendein Computer war immer abgestürzt.
Als ich 2019 eine eigene Praxis eröffnete, habe ich mich also nach einer Software umgesehen, die auf dem Mac läuft – und bin bei Tomedo gelandet. Die bietet nahezu alles, wonach ich suchte: etwa Schnittstellen für die Integration von medizinischen Messgeräten, eine übersichtliche Verwaltung, Kontaktmöglichkeiten zu den Patientinnen und Patienten – und das alles aus einer Hand.
»Während meiner Ausbildung musste ich mit Windowsrechnern arbeiten – und lernte deren Instabilität kennen.«
Aber Apple-geräte sind im Vergleich teurer als Pc-hardware …
Mag sein, aber sie stellen eine langfristig nutzbare Investition dar. Die modernsten Macs, die ich nutze, besitzen einen M1-chip, ansonsten setzen wir noch Intel-macs ein. Die arbeiten so schnell, dass ich bisher keine Veranlassung sehe, sie zu ersetzen. Denn wir haben es in einer Arztpraxis letztlich mit relativ kleinen Datenmengen zu tun – wir erstellen schließlich keine Animationsfilme.
Trotzdem möchte ich natürlich mit der Zeit gehen und plane in diesem Jahr, meine Macflotte auf den aktuellen Stand zu bringen.
Sie haben erwähnt, dass Sie die Apple-hardware auch unterwegs und bei Hausbesuchen nutzen … Genau – denn das Mobilnetz in der Sächsischen Schweiz ist besser als sein Ruf (lacht). Ich habe ein iphone 13 und nutze für die Übertragung sensibler medizinischer Daten an meine Praxis einen Vpn-tunnel. Für die eigentliche Datenerfassung bei den Patientinnen und Patienten kommt jedoch mein Macbook Pro zum Einsatz, an den ein Lesegerät für die Krankenkassenkarte angeschlossen ist. Natürlich könnte ich auch mein iphone oder ein ipad dafür nutzen, allerdings bin ich mit der Mac-version von Tomedo vertrauter.
Bieten Sie auch Videosprechstunden an? Grundsätzlich ja. Allerdings erweisen sich diese als fast schon obsolet, da die Messenger-funktion von Tomedo hervorragend funktioniert und auch gern angenommen wird. Fotos sind dabei oft verlässlicher als eine Betrachtung etwa einer Verletzung während einer Videosprechstunde. Oder auf andere Art formuliert: Was ich nicht anhand eines Bildes im Messenger beurteilen kann, erschließt sich mir zumeist auch nicht per Video. Zudem muss ich für eine Nachricht im Messenger nicht extra einen Termin einrichten; das asynchrone Arbeiten kommt somit allen Beteiligten zugute.
Wie sicher ist dieser Chat – immerhin sind meine Gesundheitsdaten höchst privat?
Zweifellos! Wir nutzen für die Kommunikation mit unseren Patientinnen und Patienten die „Arztdirekt“-app, die Ende-zu-ende-verschlüsselt in unsere Mac-software integriert ist. Jeder iphoneund Android-nutzende kann sich die App kostenfrei herunterladen und muss sich einmalig in meiner Praxis identifizieren. Dann können Sie Termine machen, den Messenger nutzen und auf Wunsch an einer Videosprechstunde teilnehmen. Gegebenenfalls beziehen Sie innerhalb der App eine digitale Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung. Sogar ein Rezept können Sie sich ausstellen lassen – als Qr-code innerhalb des Messengers. Sie sparen sich also auch noch die Nutzung der offiziellen E-rezept-app der Gematik – und einen Ausdruck ohnehin.
Wie ist die Akzeptanz bei den Patientinnen und Patienten?
Sehr hoch – viele fordern diese digitalen Möglichkeiten mittlerweile ein. Allerdings sind wir in einer privilegierten Position: Unsere Praxis ist relativ jung und in einer Großstadt gelegen, entsprechend versiert ist unser Publikum. Und mittlerweile spricht sich unser Service herum.