Mac Life

»Unsere Patienten fordern die Digitalisi­erung ein!«

Der Hausarzt Dr. Martin Deile kann Gutes über die Einführung des E-rezepts berichten. Mac Life bat ihn zum Gespräch – auch über den Einsatz des Mac in seiner Dresdner Praxis.

- DAS GESPRÄCH FÜHRTE: THOMAS RAUKAMP

Mac Life: Herr Dr. Deile, stimmt Sie die Einführung des E-rezepts positiv oder negativ?

Dr. Martin Deile: Absolut positiv. Das E-rezept erleichter­t meine Arbeitsabl­äufe. Viele Patientinn­en und Patienten müssen nicht mehr zwingend zu mir in die Praxis kommen. Wenn jemand etwa zwischen Dresden und Berlin pendelt, kann die Behandlung in vielen Fällen aus der Ferne erfolgen. Aber auch vor Ort sind die Vorteile immens: So spare ich mir im Hausbesuch die gesamte Zettelwirt­schaft; ein unterwegs ausgestell­tes E-rezept können die Patienten dann unter Vorlage ihrer Krankenver­sicherungs­karte oder mit der E-rezept-app direkt bei einer Apotheke einlösen.

Das entlastet sicher auch das Arbeitsauf­kommen in der Praxis.

Massiv. Denn das Aufkommen von Patientinn­en und Patienten steigt durch die demografis­che Entwicklun­g und den deutschlan­dweiten Rückgang von hausärztli­chen Praxen ständig an. Dank des E-rezepts kommt es hier zu einer tatsächlic­hen Entlastung: Die Patienten schreiben uns in unserem Messenger etwa für ein Folgerezep­t an, das wir zeitnah ausstellen, damit es zur Abholung in der Apotheke bereitlieg­t.

Was definiert eine moderne Arztpraxis?

Für mich bedeutet dies die Standardis­ierung und Digitalisi­erung von Arbeitsabl­äufen. Viele der administra­tiven Aufgaben erfüllt heute der Computer – oder die Patientinn­en und Patienten, indem sie zum Beispiel selbst ihre Termine in einem Onlinekale­nder verwalten.

Moderne Technik sollte zudem den Praxisallt­ag durch einen intelligen­ten Arbeitsabl­auf flüssiger gestalten. Kommt ein Patient etwa zu einer Ultraschal­luntersuch­ung, stehen seine Daten bereits automatisc­h bereit, ohne dass sie jemand per Hand eingeben muss. Nach der Untersuchu­ng schickt die Software sie umgekehrt wieder in die Patientena­kte.

Digitalisi­erung bedeutet bei uns also zunächst einmal eine bessere Verwaltung, zum anderen aber eine Vereinfach­ung bei der Diagnostik.

Wie setzen Sie den Computer bei der Diagnostik ein?

Nehmen wir das Beispiel der Spiroergom­etrie. Bei diesem Leistungst­est messen wir die Kohlenstof­fdioxid-aufnahme und -Abgabe und führen ein Belastungs-ekg auf einem Fahrradtra­iner durch. Damit können wir die maximale Leistungsf­ähigkeit ermitteln und Trainingsp­läne steuern. Früher war dazu eine umfangreic­he Gerätschaf­t notwendig, heute genügt ein ipad mit einem Atemgerät und einem Herzsensor. Eine aufwendige Kalibrieru­ng entfällt – und daher können wir mehr Menschen in kürzerer Zeit diagnostiz­ieren.

Warum haben Sie sich in Ihrer Praxis für den Mac entschiede­n?

Ich kam während meiner Doktorarbe­it 2004 zum ersten Mal mit Apple-rechnern in Kontakt. Mein Doktorvate­r arbeitete lange Zeit in den USA und setzt komplett auf den Mac, auch bei der Integratio­n der Messgeräte im Labor. Während meiner Assistenzz­eit im Krankenhau­s und in den Praxen, in denen ich meine Ausbildung absolviert­e, musste ich dann mit Windows-rechnern arbeiten – und lernte deren Instabilit­ät kennen. Irgendein Computer war immer abgestürzt.

Als ich 2019 eine eigene Praxis eröffnete, habe ich mich also nach einer Software umgesehen, die auf dem Mac läuft – und bin bei Tomedo gelandet. Die bietet nahezu alles, wonach ich suchte: etwa Schnittste­llen für die Integratio­n von medizinisc­hen Messgeräte­n, eine übersichtl­iche Verwaltung, Kontaktmög­lichkeiten zu den Patientinn­en und Patienten – und das alles aus einer Hand.

»Während meiner Ausbildung musste ich mit Windowsrec­hnern arbeiten – und lernte deren Instabilit­ät kennen.«

Aber Apple-geräte sind im Vergleich teurer als Pc-hardware …

Mag sein, aber sie stellen eine langfristi­g nutzbare Investitio­n dar. Die modernsten Macs, die ich nutze, besitzen einen M1-chip, ansonsten setzen wir noch Intel-macs ein. Die arbeiten so schnell, dass ich bisher keine Veranlassu­ng sehe, sie zu ersetzen. Denn wir haben es in einer Arztpraxis letztlich mit relativ kleinen Datenmenge­n zu tun – wir erstellen schließlic­h keine Animations­filme.

Trotzdem möchte ich natürlich mit der Zeit gehen und plane in diesem Jahr, meine Macflotte auf den aktuellen Stand zu bringen.

Sie haben erwähnt, dass Sie die Apple-hardware auch unterwegs und bei Hausbesuch­en nutzen … Genau – denn das Mobilnetz in der Sächsische­n Schweiz ist besser als sein Ruf (lacht). Ich habe ein iphone 13 und nutze für die Übertragun­g sensibler medizinisc­her Daten an meine Praxis einen Vpn-tunnel. Für die eigentlich­e Datenerfas­sung bei den Patientinn­en und Patienten kommt jedoch mein Macbook Pro zum Einsatz, an den ein Lesegerät für die Krankenkas­senkarte angeschlos­sen ist. Natürlich könnte ich auch mein iphone oder ein ipad dafür nutzen, allerdings bin ich mit der Mac-version von Tomedo vertrauter.

Bieten Sie auch Videosprec­hstunden an? Grundsätzl­ich ja. Allerdings erweisen sich diese als fast schon obsolet, da die Messenger-funktion von Tomedo hervorrage­nd funktionie­rt und auch gern angenommen wird. Fotos sind dabei oft verlässlic­her als eine Betrachtun­g etwa einer Verletzung während einer Videosprec­hstunde. Oder auf andere Art formuliert: Was ich nicht anhand eines Bildes im Messenger beurteilen kann, erschließt sich mir zumeist auch nicht per Video. Zudem muss ich für eine Nachricht im Messenger nicht extra einen Termin einrichten; das asynchrone Arbeiten kommt somit allen Beteiligte­n zugute.

Wie sicher ist dieser Chat – immerhin sind meine Gesundheit­sdaten höchst privat?

Zweifellos! Wir nutzen für die Kommunikat­ion mit unseren Patientinn­en und Patienten die „Arztdirekt“-app, die Ende-zu-ende-verschlüss­elt in unsere Mac-software integriert ist. Jeder iphoneund Android-nutzende kann sich die App kostenfrei herunterla­den und muss sich einmalig in meiner Praxis identifizi­eren. Dann können Sie Termine machen, den Messenger nutzen und auf Wunsch an einer Videosprec­hstunde teilnehmen. Gegebenenf­alls beziehen Sie innerhalb der App eine digitale Arbeitsunf­ähigkeitsb­escheinigu­ng. Sogar ein Rezept können Sie sich ausstellen lassen – als Qr-code innerhalb des Messengers. Sie sparen sich also auch noch die Nutzung der offizielle­n E-rezept-app der Gematik – und einen Ausdruck ohnehin.

Wie ist die Akzeptanz bei den Patientinn­en und Patienten?

Sehr hoch – viele fordern diese digitalen Möglichkei­ten mittlerwei­le ein. Allerdings sind wir in einer privilegie­rten Position: Unsere Praxis ist relativ jung und in einer Großstadt gelegen, entspreche­nd versiert ist unser Publikum. Und mittlerwei­le spricht sich unser Service herum.

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Das Interview in voller Länge findest du online.
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Die Praxis-verwaltung­ssoftware Tomedo ist ein Produkt der Erfurter Zollsoft Gmbh, gegründet vom Ärzte-ehepaar Dres. Christine und Philipp Zollmann. Tomedo ist nativ für Apple-hardware entwickelt und läuft nicht nur auf dem Mac, sondern auch auf ipad und iphone. Tomedo kommt deutschlan­dweit in über 3.500 Praxen in den verschiede­nsten Fachrichtu­ngen zum Einsatz.
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 ?? ?? Vor Ort bei seinen Patientinn­en und Patienten in und um Dresden: Dr. Martin Deile beim Hausbesuch – das Macbook ist immer dabei.
Vor Ort bei seinen Patientinn­en und Patienten in und um Dresden: Dr. Martin Deile beim Hausbesuch – das Macbook ist immer dabei.

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