Der Halo-effekt des ipod
Ich war schon lange ein Fan des Mac. Aus der Ferne. Meinen Ersten eigenen kaufte ich wegen des ipod.
Meinen ersten Kontakt zu einem Mac hatte ich im Jugendzimmer meines Mitschülers Jan. Der hatte sich schon damals mit Grafik- und Layoutthemen befasst und besaß folgerichtig einen Apple Computer, in meiner Erinnerung einen G4-imac. Damit ist auch klar, in welcher Zeit wir uns befinden: kurz nach der Jahrhundert- und Jahrtausendwende.
Zwar war ich fasziniert von dem imac, gleichzeitig aber auch genervt, weil nichts mit dem Ding kompatibel zu sein schien. Nicht mal auf meinem damaligen Linux-/windows-pc erstellte Photoshop-dateien ließen sich einfach so auf dem Mac öffnen oder gar weiterbearbeiten. Und umgekehrt verhielt es sich natürlich genau so.
Einen eigenen Mac leisten und haben wollte ich mir damals nicht. Zu unerreichbar teuer waren diese Computer und in meiner damaligen Bubble gab es außer Jan keine anderen Mac-heads, und im Zweifel war das wichtigste Kriterium ohnehin, dass „Counter Strike“auf der Maschine laufen musste.
Dann begann die Ära des ipod. Während eines New-yorkurlaubs im Oktober 2001 bekam ich bereits das Gefühl, die Dinger wären überall. Dabei waren sie gerade erst in den Handel gekommen. Und ich sah, dass wildfremde Menschen sich in U-bahnen oder an Ampeln wartend ihre ipods entgegenhielten, auf dass die jeweils andere Person ihre Kopfhörer einstecken möge. Man hörte dann für ein paar Minuten, manchmal nur Sekunden, die Musik des Gegenübers und ging dann wieder seiner Wege. Kein Wunder also, dass ich pünktlich zum deutschen Verkaufsstart mit einem Großteil des Ersparten beim lokalen Elektrofachhändler stand und den ersten ipod mit 5 GB Speicherplatz, mechanischem Click Wheel und Firewire-anschluss erwarb.
Zu dieser Zeit war meine eigene Apple-fizierung schon weiter vorangeschritten. Einen Mac haben wollte ich aus bereits genannten Gründen immer noch nicht. Aber immerhin: Die Arbeitsoberfläche meiner Linux-installation aber war ein fast perfekter Nachbau der Aqua-optik, die damals die Macs ausmachte.
Den ipod aber ohne Mac und Windows, das ich nur für Spiele installiert hatte, gescheit zu managen war ein Schmerz. Ja, es gab schon recht schnell Wege, ihn auch von Linux aus mit Musik zu befüllen. Aber das war mit deutlich mehr Aufwand verbunden als auf dem Mac oder Windows-pc – und selbst da war das nicht immer vergnügungssteuerpflichtig!
Dann brach das Jahr 2005 an. Ich hatte immer noch denselben ipod und weitestgehend dieselben Probleme. Aber es war das Jahr, in dem Apple mich erhörte, denn es war der Start des Mac mini. Ein kompakter Apple-computer für den Schreibtisch, für dessen Erwerb ich nicht mit einer Niere bezahlen müsste. Wie schon den ipod kaufte ich auch den imac direkt am ersten Tag seiner Verfügbarkeit in Deutschland – und war endlich angekommen im gelobten Land.
Allerdings zu einem denkbaren ungünstigen Zeitpunkt: Nur kurz nach meiner Ankunft verkündete Steve, dass man das mit diesen Powerpc-chips jetzt lieber lasse, Intel sei der Weg. Und so kaufte ich nur anderthalb Jahre später den nächsten Mac mini mit „Intel Core Duo“-chip.
Nur wenig später: Inzwischen studierte ich, besaß das erste iphone und saß gar nicht so oft am heimischen Schreibtisch, sondern mit meinem alten Asus-linux-notebook in Hörsälen und Bibliotheken, was mich natürlich nervte. Immerhin war der Mac mini so nicht viel mehr als Dvd-player und ipodmusiktankstelle. Es musste also ein Apple-laptop her. Und das geschah Ende 2008 als Apple die ersten Macbooks im Aluminiumgehäuse vorstellte.
Seither habe ich nie wieder einen Nicht-mac-computer gekauft, einen Großteil meines Freundeskreises überzeugt und es zwischenzeitlich zum Chefredakteur der Mac Life gebracht.