macOS 10.14 Mojave
Mit macOS Mojave zeigt Apple, das man den Mac nicht aus den Augen verloren hat. Das Update bedeutet nach langer Zeit endlich wieder einen deutlich sichtbaren Sprung nach vorn.
Die neuen Funktionen von Mojave im Überblick. Wir sagen, warum sich das Update lohnt
Es zeichnete sich schon auf der WWDC im Juni ab, dass Apple dem System des Mac dieses Jahr wieder mehr Gewicht in der eigenen Show geben will. Nachdem High Sierra mit neuen Funktionen eher sparsam war und sich die wichtigsten Verbesserungen unter der Haube abspielten, ist es dieses Jahr anders. Diesmal geht es bei iphone & Co. etwas ruhiger zu, und dafür glänzt macos Mojave mit diversen Optimierungen und neuen Funktionen – vom neuen Dark Mode über Verbesserungen im Finder bis zu portierten ios-apps oder Gruppenchats in Facetime.
Es wird dunkel
Die auffälligste neue Funktion in Mojave ist natürlich das dunkle Erscheinungsbild. Menüs und ein paar andere Dinge dunkel schalten konnte High Sierra zwar auch schon, aber in Mojave hat Apple das Ganze konsequenter umgesetzt. Neben Menüs, Finderfenstern und Dock sind auch diverse andere Apps angepasst. Wenn Sie Mojave in den Einstellungen in „Allgemein“auf Dunkel schalten, wechseln auch Safari, Kalender, Fotos und andere Apps, sodass man wirklich eine geschlossene dunkle Darstellung erhält, die Rahmen und Bedienelemente zurücknimmt und den Fokus auf Inhalte legt. Bei der Arbeit mit Fotos ist das ein Segen, bei vielen anderen Apps eher Geschmackssache. Aber es sieht auf jeden Fall sehr cool aus.
Gut gestapelt
Falls Sie auch zu den Leuten gehören, die jede Menge Objekte mal schnell auf dem Desktop ablegen und dann die Übersicht verlieren, bietet Mojave mit „Stapeln“eine kleine, aber sehr wirkungsvolle Ordnungshilfe. Sind die Stapel aktiv, fassen Sie automatisch die Objekte eines Typs zusammen, zum Beispiel alle Screenshots oder Pdf-dateien. Kicken Sie auf einen Stapel, öffnet er sich und zeigt die enthaltenen Objekte. Sie können etwas direkt aus dem Stapel öffnen oder herausziehen. Auch die Vorschaufunktion lässt sich mit [cmd]+[leertaste] aufrufen.
Über die Darstellungsoptionen können Sie die Art der Stapel verändern, die Objekte zum Beispiel nach Datum oder Tags anstelle der Dateiart zusammenfassen lassen, und Sie können die Sortie
rung innerhalb der Stapel ändern. Man muss sich etwas an die Benutzung der Funktion gewöhnen und die Konfiguration für Art und Sortierung finden, die zur eigenen Arbeitsweise passt, aber dann sind die Stapel einfach großartig und der Schreibtisch endlich wieder aufgeräumt.
Dynamische Hintergründe
Eine andere tolle neue Finderfunktion sind die dynamischen Schreibtischhintergründe, die sich der Tageszeit anpassen. Apple liefert zum Beispiel eine Version des bekannten Mojavehintergrunds mit der Düne, die sich dem Sonnenstand anpasst und dadurch nicht nur die Schattenwürfe ändert, sondern eben abends auch deutlich dunkler wird, ohne Dokumente und andere Bildteile zu verändern. Zusammen mit der automatischen Helligkeitsregelung des
Mojave bringt viele sichtbare Änderungen mit, die auf den ersten Blick klarmachen, dass Sie vor einem neuen System sitzen.
Mac eine perfekte Kombination, die mir persönlich deutlich besser gefällt als die abendliche Anpassung durch Night Shift. Letzteres liebe ich auf meinen ios-geräten, doch auf dem Mac konnte ich mich zum Arbeiten nie damit anfreunden, da es mir abends einfach zu schummerig wird. Wenn man eigentlich noch arbeiten möchte, macht es das eher anstrengender. Der dynamische Hintergrund ist für mich der perfekte Kompromiss.
Bunte Akzente
Das Erscheinungsbild von Mojave wird durch eine Akzentfarbe für Menüs, Tasten und einige andere Bedienelemente ergänzt. Im Gegensatz zu früher stehen nun aber nicht mehr nur Blau und Graphit zur Auswahl, sondern gleich acht Farben. Diese entsprechen im Wesentlichen den sechs von den Finder-tags bekannten Standardfarben plus Rosa und Graphitgrau. Mit der Wahl einer Akzentfarbe passt Mojave auch die Auswahlfarbe entsprechend an, mit der zum Beispiel markierter Text hervorgehoben wird. Die beiden müssen aber nicht übereinstimmen. Sie können die Auswahlfarbe anschließend wieder ändern. Der Einsatz einer auffälligen Akzentfarbe ist sicher Geschmackssache, gibt dem Mac aber eine persönliche Note.
Neue Fensteransicht
Die Cover-flow-darstellung des Finder hat Apple in Mojave durch die Galerie ersetzt oder vielleicht
sollte man besser sagen zur Galerie weiterentwickelt. Die Galerie zeigt eine große Vorschau und darunter einen Streifen mit Miniaturen zur Auswahl eines Objekts, wie man es aus vielen Foto-apps kennt. Zum Durchstöbern und Sortieren von Fotos dürfte sich die Galerie mit am besten eignen. Im Vorschaubereich auf der rechten Seite zeigt sie Art, Größe und Auflösung an. Klicken Sie auf „Mehr anzeigen“, blendet Mojave jedoch die vollständigen Metadaten ein. Über die Icon-leiste unter den Daten können Sie direkt die ebenfalls neuen „Schnellaktionen“ausführen, um das Bild etwa zu drehen oder Markierungen anzubringen. Die Aktionen lassen sich auch auf mehrere Objekte auf einmal anwenden.
Welche Aktionen angeboten werden, hängt von der Art der Dokumente ab. Sie können zum Beispiel Kommentare in Pdfdateien anbringen, Dokumente als PDF exportieren oder Videos trimmen. Eine Vorauswahl der verfügbaren Aktionen legen Sie in den Einstellungen im Bereich „Erweiterungen“fest. Sie können
Die neue Funktion für Bildschirmfotos bietet wie IOS eine Vorschau, bevor Sie das Bild tatsächlich speichert.
mit Automator auch eigene Schnellaktionen erzeugen und hinzufügen.
Verbesserte Übersicht
Auch in der Übersicht des Finders stehen nun die Schnellaktionen zur Verfügung. Markieren Sie zum Beispiel Fotos und drücken die Leertaste, sehen Sie nicht nur die Vorschau. Am oberen Rand des Fensters zeigt Mojave die Buttons der zum Dokumenttyp passenden Aktionen. So können Sie auch hier schnell ein Bild drehen oder ein PDF kommentieren. Sie können auch gleich aus der Vorschau das Menü „Teilen“aufrufen, um die Auswahl an andere Apps und Dienste weiterzuleiten. So können Sie Bilder in Fotos importieren oder Dokumente per Mail oder Airdrop verschicken, um nur einige Beispiel zu nennen.
Flexible Bildschirmfotos
Die Funktion für Screenshots hat Apple in Mojave deutlich erweitert. Zu den normalen Aufnahmen mit den Kurzbefehlen [cmd]+[shift]+[3] und [4] kommt jetzt noch eine dritte Variante. Mit [cmd]+[shift]+[5] wird das komplett überarbeitete Dienstprogramm Bildschirmfotos aufgerufen. Es bietet eine Palette mit verschiedenen Funktionen an, über die Sie entscheiden können, was Sie aufnehmen wollen. Das kann wie gehabt ein Fenster, eine Auswahl oder der gesamte Bildschirm sein oder auch Videos vom Geschehen auf dem Monitor. Haben Sie das Foto oder Video gemacht, wird es nicht sofort gespeichert, sondern zunächst kurz in einer Bildschirmecke eingeblendet. Sie kennen dieses Verhalten vielleicht von IOS, das Screenshots vor dem Sichern ebenfalls kurz einblendet. Auf dem Mac haben Sie in dieser Zeit Gelegenheit, die Vorschau anzusehen, das Bild in ein Dokument zu ziehen oder es zur Bearbeitung zu öffnen. Sie können es auch einfach in den Papierkorb ziehen. Jede der Aktionen verhindert, dass Mojave das Bild überhaupt erst am voreingestellten Zielort speichert.
Die Palette biete außerdem das Menü „Optionen“, über das Sie unter anderem den Speicherort festlegen, eine Zeitverzögerung einstellen oder die erwähnte Vorschau in der Bildschirmecke abstellen können. Der über die Optionen eingestellte Speicherort gilt übrigens auch für die Screenshots, die Sie mit den „alten“Kurzbefehlen erzeugen.
Fotos vom iphone
Die „Continuity“- oder Deutsch „Integrations“-optionen, die Funktionen von ios-geräten auf dem Mac verfügbar machen, erweitert Apple in Mojave um die Möglichkeit, Fotos mit dem iphone aufzunehmen und direkt in eine macos-app zu importie
ren. Die Funktion nennt Apple „Kamera-übergabe“. Mit ihr können Sie zum Beispiel in Pages per Kontextmenü die Kamera-app auf Ihrem iphone starten. Dabei muss auf beiden Geräten die gleiche icloud-id eingetragen sein, damit sie sich automatisch finden. Dann drücken Sie auf dem iphone auf den Auslöser und entscheiden, ob das Bild zum Mac geschickt werden soll oder ob Sie noch einen Versuch machen wollen. Neben Fotos erlaubt die Kameraübergabe auch das Scannen von Dokumenten. Dabei erkennt das iphone fotografierte Dokumente und gleicht perspektivische Verzerrungen aus. So können Sie zum Beispiel direkt mit Pages Quittungen erfassen. Die Kameraübergabe funktioniert im Finder, in Mail, Nachrichten, Notizen und auch in den anderen beiden iwork-apps. Das mit dem iphone aufgenommene Fotos wird übrigens nur dem Mac übergeben und nicht vorher auf dem iphone gespeichert.
Gruppenchats mit Facetime
Facetime für Gruppen soll Chats mit bis zu 32 Teilnehmern erlauben. Das Ziel war dann vielleicht doch etwas ehrgeizig, jedenfalls hat Apple die Gruppenfunktion für Facetime erst einmal aus dem finalen Mojave-release herausgenommen, übrigens auch aus IOS 12. Sie soll aber noch im Herbst per Update nachgeliefert werden. Wir freuen uns schon darauf, denn gerade am Mac hat die Gruppenfunktion viel Sinn. Wer seinen Mac zum Arbeiten nutzt, wird sicherlich häufiger mal mehrere Kollegen oder Geschäftspartner zu einer Videokonferenz zusammenschalten wollen. Mit Facetime wäre das genial einfach, da man einen Videochat zum Beispiel auch direkt aus einer Nachrichtengruppe heraus starten kann – ohne mühsame Verbindungsprozeduren. Es müssen nur sämtliche Beteiligten Macs oder iosgeräte verwenden.
Neue Apps in Mojave
Es gibt auch drei komplett neue Apps in Mojave. Dass wir erst jetzt darauf kommen, hat damit zu tun, dass es eigentlich alte Bekannte sind – zumindest für iphone-nutzer. Apple hat nämlich eine neue macos-umgebung entwickelt, die die Portierung von ios-apps auf den Mac ermöglicht. Um Erfahrungen damit zu sammeln, hat Apple zunächst die Apps Aktien, Home und Sprachmemos auf den
Mac übertragen. Die wirken auf dem Mac noch etwas hölzern, zeigen aber, wo es hingehen kann.
Aktien und Sprachmemos haben mit dem ebenfalls gerade vorgestellten IOS 12 eine neue Oberfläche erhalten und wurden von Apple an das ipad angepasst. Diese Versionen gibt es nun mehr oder weniger unverändert auch auf dem Mac. Die App Aktien verbindet die Anzeige von Wertpapier-, Edelmetall- und Währungskursen mit Wirtschaftsnews aus verschiedenen Online-diensten. Ihre Aktienauswahl wird zwischen allen über icloud verbundenen Geräten abgeglichen.
Sprachmemos dient als einfaches Diktiergerät, das seine Aufnahmen nun zwischen Mac und ios-geräten über icloud synchronisiert. Die App erlaubt eine einfache Bearbeitung der Aufnahmen, die allerdings durchaus noch Luft nach oben hat.
Homekit auf dem Mac
Der nützlichste Neuzugang ist wohl Home, zumindest wenn Sie Apple-smart-home-system Homekit nutzen. Mit der App können Sie nun endlich auch auf dem Mac die Geräte Ihrer Homekit-installation verwalten und steuern. Sie können wie unter IOS neue Geräte anmelden, Szenen einrichten und Automatisierungen anlegen. Wir hätten uns eigentlich eine native Home-app für den
Die von IOS portierten Apps sind nur die ersten Gehversuche mit der neuen Kompatibilitätsumgebung. Bisher nutzen sie die Möglichkeiten des Mac nicht aus.
Mac gewünscht, die den großen Bildschirm für umfangreichere Übersichten nutzt und mehr Komfort bei der Konfiguration bietet. Zumindest lässt sich die Fenstergröße skalieren, sodass Sie alle Geräte auf einmal sehen können, was auf dem iphone normalerweise nicht möglich ist.
Der neue App Store
Zur Installation weiterer Software bietet Apple den Mac App Store an. Natürlich können Sie auch weiterhin Programme direkt von den Entwicklern beziehen, aber der App Store macht es genauso einfach wie unter IOS. Haben Sie die Programme einmal geladen beziehungsweise gekauft, übernimmt macos die Update- und Lizenzverwaltung. So sind Sie auf Wunsch immer auf dem neuesten Stand und können gekaufte Apps jederzeit erneut herunterladen.
Für Mojave hat Apple den Store komplett überarbeitet und ihm eine neue, deutlich aufgelockerte Oberfläche spendiert, die mit Charts und kuratierten Sammlungen das Konzept des ios-app-store adaptiert. Das Stöbern im Store bringt nun wieder mehr Spaß, wozu auch die übersichtlichere Sortierung beiträgt.
Fazit
Das Update auf macos Mojave ist wie üblich kostenlos im App Store erhältlich. Leider fallen dieses Mal diverse ältere Macs aus der Zeit vor 2012 heraus. Wer einen kompatiblen Mac hat, bekommt mit Mojave ein sehr gelungenes System. Im Gegensatz zum Vorgänger sieht man ihm auch an, dass es neu ist. Es gibt neben Verbesserungen unter der Oberfläche auch einen klaren „gefühlten Fortschritt“.