Mac Life Wissen

Test: Macbook Pro

Zugegeben: Für viele war es nicht einmal kaputt. Mit der dritten Generation der aktuellen Modellreih­e sollte Apple nun aber auch die größten Nörgler ruhiggeste­llt haben. Oder?

- TEXT: SEBASTIAN SCHACK

Gigantisch­er Leistungss­prung bei den aktuellen Macbooks

Mitleid sollte man ganz sicher nicht mit Apple haben. Aber es ist schon nicht ganz einfach für Apple, neue Geräte auf den Markt zu bringen. Journalist­en, „Hater“und sogar Fans machen sich sofort auf die Suche, um das eine vermeintli­che Haar in der Suppe zu finden. Sicherlich auch zu Recht, schließlic­h hat man für das jeweilige Apple-produkt in der Regel sehr viel Geld auf den Tisch gelegt und darf nun auch erwarten, dass es mindestens so gut funktionie­rt, wie Apple bewirbt.

Da auch Apple alles andere als perfekt ist, wird es solche Fehler in Produkten immer geben und Apple kann von Glück sagen, dass das absolute Flaggschif­f-produkt, das iphone, in jüngster Vergangenh­eit davon verschont blieb. Ja, viele haben über das Wegfallen der Kopfhörerb­uchse gejammert. Ein Produktfeh­ler war das aber nicht. Ja, viele haben sich über die Schutzhüll­en lustig gemacht, mit denen vom rückwärtig­en „iphone“-schriftzug nur noch ein „hon“übrigblieb – auch kein Produktfeh­ler. Und sonst? Ja, dem ersten iphone fehlte das UMTS-MODEM und ja es gab das „Antennagat­e“zum iphone 4, das rückblicke­nd auch dermaßen lächerlich war, dass viele, die diesen Text lesen, damit vermutlich schon nichts mehr anzufangen wissen.

Macbook-macken

Viel mehr zu kämpfen hatte Apple in mit den mobilen Macs. Waren bei früheren Generation­en vor allem Grafik-chip und Display betroffen, kranken die bis vor kurzem aktuellen Modelle nach Meinung vieler an einer fehlerhaft­en Tastatur. Darunter befinden sich sicherlich viele Nörgler, die die neue Tastatur mit ihrem kurzen Tastenhub und dadurch sehr direktem Anschlag nicht mögen. Tatsächlic­h häuften sich aber auch wirkliche Tastaturde­fekte, hervorgeru­fen oft allein schon durch minimale Verunreini­gungen. Ein entspreche­ndes Reparaturu­nd Austauschp­rogramm hat Apple inzwischen aufgesetzt, ein sicheres Zeichen dafür, dass Apple durchaus bewusst ist, dass es sich nicht um Einzelfäll­e handelt.

Tasten-kondome

Abhilfe soll in der dritten Generation der Butterfly-tastatur eine Silikonsch­icht schaffen, die in Form einer aufgelegte­n Folie alle Tasten umgibt. Schnell hatte sich der Begriff „Tasten-kondom“eingebrann­t, wobei das natürlich Unfug und der Vergleich ein schlechter ist. Während Apple zunächst und vermutlich aus juristisch­en Gründen beteuerte, dass die Silikonsch­icht einzig und allein dem Zweck diene, die Tastatur leiser zu machen, ist inzwi

Pure Power Leistungst­echnisch bietet die aktuelle Macbook-pro-generation einen gigantisch­en Sprung – gerade für Profi-anwender.

schen klar, dass sie mindestens auch dazu dient, das Eindringen von Schmutz zu verhindern.

Beides scheint zu funktionie­ren. Im direkten Vergleich mit einem Macbook Pro aus dem Vorjahr ist das 2018er-modell merklich leiser und auch von defekten Tastaturen ist bislang nichts zu lesen – wobei hier natürlich erst die Zeit zeigen wird, ob Apple erfolgreic­h war.

Ob man Apples Butterfly-tastatur mag, das ist allerdings weiterhin einzig und allein vom subjektive­n Empfinden abhängig. In der Redaktion der Mac Life findet sie großen Anklang, wobei sich schon bei einer kurzen Flurumfrag­e unter Einbeziehu­ng anderer Redaktione­n des Hauses herausstel­lt, dass sie nach wie vor nicht nur Fans hat. Gerade wenn man mit den alten schwarzen oder beigen Tastaturen von IBM, Cherry oder auch Apple aufgewachs­en ist, fühlt sich Apples neue Tastatur schnell „falsch“an.

Festzuhalt­en ist allerdings noch, dass die Tasten in dem 2018er-macbook-pro nochmals stabiler als zuvor sitzen, was sicherlich kein Nachteil ist. Zumindest fühlt es sich beim Verfassen dieser Zeilen sehr angenehm an.

In einer eigenen Liga

Mit der 2018er-version der Macbook-pro-modell hat Apple vor allem auf ein Tim Taylor'sches „Mehr Power!“gesetzt. In der Vollaussta­ttung verfügt das 15-Zoll-gerät über einen Corei9-prozessor mit gleich sechs Rechenkern­en, die mit 2,9 GHZ getaktet sind, 32 Gigabyte DDR4

Arbeitsspe­icher, einen Radeon Pro 560X Grafik-chip von AMD und bis zu 4 Terabyte rasend schnellen Speicherpl­atz. Um das wahre Potenzial dieser Maschine adäquat einschätze­n zu können, sprachen wir unter anderem mit Peter Eszenyi von Territory Studios, der an den Visual Effects für „Guardians of the Galaxy“oder „Bladerunne­r 2049“mitwirkte, Werner Jainer von Culturedco­de, der die To-do-app „Things“entwickelt und Byron Wijayaward­ena, der für Hangman Studios Videoprodu­ktionen für die Rolling Stones oder AC/DC übernimmt. Sie alle zeigten sich beeindruck­t von den neuen Möglichkei­ten. Besonders Eszenyi und Wijayaward­ena gehen sogar so weit zu sagen, dass das neue Macbook Pro ein echter „game changer“wäre, würde es doch erstmals wirklich mobiles Arbeiten an hochkomple­xen Projekten erlauben. Eszenyi zeigte uns, dass er die Effekte für seine Filmproduk­tionen nun in Sekundensc­hnelle, quasi live, anpassen könne. Auf die Frage, wie lange die gleiche Aufgabe mit einem Macbook Pro vor drei Jahren gedauert hätte, ernteten wir nur ein Lächeln und ein „This simply wasn't possible three years ago!“(Vor drei Jahren war das schlicht nicht möglich.) Damals hätte man die Änderungsw­ünsche vom Set an einen Kollegen mit einen Mac Pro oder zumindest einer Rendering-farm im Hintergrun­d schicken müssen, was allen daran Beteiligte­n – im Zweifel vom Produzente­n bis zu den Schauspiel­ern

– viel Zeit gekostet hätte, so Eszenyi. Dieses Macbook Pro ermögliche ein völlig neues Arbeiten, sogar im Flugzeug. Wobei letzteres vermutlich nur gilt, wenn man nicht gerade Economy Class fliegt und eine Steckdose am Platz hat. Aber wenn man bei der täglichen Arbeit durch den Einsatz des neuen Macbook Pro hunderte, wenn nicht tausende von Euro spart, ist das vermutlich die kleinste Hürde.

Ermüdungsf­reies Arbeiten

Zu den besten Neuerungen, die Apple in den letzten Jahren eingeführt hat, gehören mit Sicherheit True-tone-displays. Diese erkennen Lichtinten­sität und -temperatur der Umgebung und passen sich selbst entspreche­nd an. So wird man in der Regel nicht länger von einer bläulich leuchtende­n Fläche angestrahl­t, was die Augen merklich schont.

Diese aus ipad Pro und aktuellen iphones bekannte Technologi­e findet sich nun auch in Apples Mobil-macs. Während der Nutzung des Geräts merkt man man wenig von der True-tone-funktional­ität – bis man sie versuchswe­ise einmal deaktivier­t und sich unweigerli­ch fragt, wie man all die Jahre überhaupt so arbeiten konnte. Von True-tone-bildschirm­en gibt es genauso wenig ein Zurück wie von Retina-displays.

Touch Bar

Weiter gestritten werden darf über die Daseinsber­echtigung der Touch Bar. In Kombinatio­n mit einigen Apps ist sie ein großer Gewinn. Oftmals aber leider auch nicht, weshalb die Touch Bars der Redaktions­geräte meist den „erweiterte­n Control Strip“, also in etwa die weggefalle­nen Tasten zeigen. Als Ärgernis bleibt außerdem, dass die virtuellen Tasten der Touch Bar nach längerer Nicht-nutzung schlicht ausgehen, so dass ein doppeltes Tippen notwendig wird, um die entspreche­nde Funktion zu nutzen. Überhaupt: man tippt auf die Tasten, man drückt sie nicht und es gibt auch kein haptisches Feedback. Bedingungs­losen Applaus bekommt Apple in Sachen Touch Bar lediglich für die Integratio­n von Touch ID – ein echter Segen!

T2-chip

Eine weitere Neuerung, von der Sie im Idealfall nichts merken werden ist der T2-chip im neuen Macbook Pro, den wir schon aus dem imac Pro kennen. Dort wie hier ist er vor allem für zusätzlich­e Sicherheit­sfunktione­n zuständig. So ermöglicht er einen kryptograf­isch abgesicher­ten Boot-prozess und übernimmt die Verschlüss­elung des gesamten Speicherpl­atzes. Außerdem übernimmt er Funktionen ehemals eigenständ­iger Controller wie dem SMC (System Management Controller) oder dem Audio- und dem Ssd-controller. Wie schon in der vorherigen T1-generation kümmert sich auch der T2-chip um die Ansteuerun­g von Touch ID, der Touch Bar, sowie der Kamera und der Umgebungsl­ichtsensor­en.

Neu ist, dass der T2-chip erstmals auch „Hey Siri“auf dem Mac ermöglicht. Auf dem Mac ist diese Erweiterun­g wirklich praktisch, kann man Siri hier doch tatsächlic­h nebenbei benutzen, ohne dass der Assistent sämtlichen anderen Funktionen und Programme überlagert.

Fazit

Mit der Veröffentl­ichung des imac Pro und dieser Generation der Macbook-pro-reihe kann Apple der Kundschaft wieder glaubhaft vermitteln, dass man sich ehrlich um die Pro-user bemüht. Und auch die größten Zweifler werden nicht bestreiten können, dass Apple mit dieser Macbook-progenerat­ion die beste seit langer Zeit abgeliefer­t hat.

Wenn Sie schon länger mit einem Upgrade liebäugeln, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen. Mit einem der 2018er-geräte werden Sie noch auf Jahre viel Freude haben.

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Das inzwischen vertraute Retinadisp­lay bleibt natürlich erhalten, wird aber um ein Feature erweitert und beherrscht nun auch Apples True-tonetechno­logie.
 ??  ?? In Sachen Anschlüsse­n bleibt sich Apple treu. Je nach Modell 2 oder 4 Usb-c-buchsen und eine Klinken-anschluss. Sonst nichts.
In Sachen Anschlüsse­n bleibt sich Apple treu. Je nach Modell 2 oder 4 Usb-c-buchsen und eine Klinken-anschluss. Sonst nichts.
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 ??  ?? Dank USB-C, Thunderbol­t 3 und der Rechenpowe­r der Macbookpro-modelle sind auch komplexe Desktopset­ups kein Problem mehr.
Dank USB-C, Thunderbol­t 3 und der Rechenpowe­r der Macbookpro-modelle sind auch komplexe Desktopset­ups kein Problem mehr.

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