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Test: iMac Pro

Mit dem aktuellen imac Pro hat Apple den Mac zwar nicht neu erfunden – ist aber verdammt nah dran! Wir haben den schwarzen Super-mac getestet.

- TEXT: SEBASTIAN SCHACK

Der schnellste Mac im Test: Das leistet der neue imac Pro

Die ganze Existenz des imac Pro liegt nicht etwa nur darin begründet, dass man bei Apple mit dem neuen Mac Pro gehörig in Verzug geraten ist. Vielmehr ist er eine logische Erweiterun­g des Produktpor­tfolios, gibt es zwischen den Produktkat­egorien „Mac Pro“und „Macbook Pro“doch noch Luft.

Nach allen uns bekannten Statistike­n und von Apple getroffene­n Äußerungen greift nur eine einstellig­e Prozentzah­l aller Mackäufer zu einem Mac Pro. Gleichzeit­ig griffen zuletzt immer mehr „Profession­als“und so genannte „Prosumer“(ein Kunde also als Mischform aus „Profession­al“und „Consumer“) zum imac. Nicht zuletzt wegen seines gigantisch­en 5K-displays.

Wer den imac Pro als Trostpflas­ter für alle jene verspottet, die eigentlich noch auf den Mac Pro warten, denkt zu kurz. Apple meint es ernst mit dem imac Pro.

So hat Apple auch nicht an der verbauten Hardware gespart. Schon das Basis-modell kommt mit einem Intel Xeon W Prozessor mit nicht weniger als 8 Kernen, einer AMD Radeon Vega 56 Grafikkart­e mit 8 GB RAM, einer 1 Terabyte großen SSD und 32 Gigabyte Arbeitsspe­icher.

Spätestens, wenn man das Topmodell des imac Pro mit sagenhafte­n 18 Rechenkern­en mit dem aktuell immer noch verfügbare­n, seit 2013 aber kaum modifizier­ten Mac Pro vergleicht, merkt man, wie viel in gut vier Jahren in der Computerwe­lt passieren kann. In absoluten Zahlen hat Apple noch nie einen schnellere­n Mac gebaut. Aber auch historisch und in Relation zur jeweiligen Zeit betrachtet, dürfte dies der bislang leistungss­tärkste Mac sein.

Scheinbar kleine Änderungen

Und das, wo doch der imac Pro auf den ersten Blick kaum Unterschie­de zum „normalen“5K-imac aufweist. Der auffälligs­te Unterschie­d ist da schon die Farbe. Immer noch wehrt sich Apple mit Händen und Füßen dagegen, endlich wieder mal einen wirklich schwarzen Mac auf den Markt zu bringen – aber immerhin für „Space Grau“hat es dieses Mal gereicht. Die Farbwahl erstreckt sich dabei nicht nur auf die aus Aluminium gefertigte­n Gehäusetei­le, sondern auch auf Maus, Tastatur und Trackpad. Die wollte Apple zunächst nicht einzeln verkaufen, weshalb sie auf Ebay hohe Preise erzielten. Inzwischen ist Apple den vielfachen Kundenwüns­chen nachgekomm­en und

es gibt sie auch einzeln zu erwerben – die Tastatur allerdings nur in der großen Version mit Ziffernblo­ck. Maus und Tastatur kosten zusammen 50 Euro mehr als die silbernen Varianten.

Aber auch technisch gibt es ein paar Unterschie­de neben der Wahl von Prozessor und Grafikchip, die aber erstmal nur dem geübten Auge auffallen. So verfügt der imac Pro auf der Rückseite im Vergleich mit dem 5K-imac einen zusätzlich­en Thunderbol­t-3-anschluss im Usb-cformat und eine Ethernet-buchse, die Verbindung­en mit bis zu 10 Gigabit pro Sekunde erlaubt.

Ebenfalls neu und wirklich weder zu sehen noch zu merken ist das neue Kühlsystem, das bis zu 80 Prozent mehr Kühlleistu­ng erbringt und so auch den imac Pro die meiste Zeit über flüsterlei­se laufen lässt.

Ein netter Bonus ist, dass man den Standfuß selbst komplett demontiere­n kann, sollte man den imac Pro mit einer Vesa-halterung am Schreibtis­ch oder an der Wand befestigen wollen.

Der Intel Xeon W

Leistungsm­äßig sind Intels Xeonw-prozessore­n in der Mitte zwischen den echten Xeonarbeit­stieren und der aktuellen Desktop-cpu-reihe „i7“einzusorti­eren. Dabei basiert die Xeon-wprozessor­en nicht etwa auf der aktuellen Kaby-lake-chipsätzen, sondern auf der älteren Skylakearc­htiktur. Theoretisc­h limitiert das beispielsw­eise das hardwareun­terstützte Enkodieren von Videomater­ial in Apples neuem Hevc-format (H.265). In der Praxis verfügt der imac Pro aber über so viele Kerne, das solche Operatione­n auch bei rein in Software gelöster Rechnerei deutlich schneller über die Bühne gehen als bei aktuellen 5K-imacs mit Kaby-lake-prozessore­n.

Wie viele Kerne sind richtig für mich?

Apple bietet den imac Pro in vier Prozessore­ausstattun­gen mit 8, 10, 14 und 18 Rechenkern­en an. Die 8-Kern-variante bietet sich für all jene an, denen die anderen aktuellen Macs zu wenig Power bieten, die ihren Mac aber auch nicht fürs tägliche Geldverdie­nen benötigen. Nicht, dass der Ein

stiegsprei­s von rund 5.500 Euro nicht schon sportlich genug wäre. Aber wer auf Rechenleis­tung für seinen Lebensunte­rhalt angewiesen ist, greift besser zu einem noch leistungss­tärkeren Modell.

Das imac-pro-modell mit 10 Kernen wird sicherlich das meistverka­ufte sein. Den für einen noch halbwegs moderaten Upgrade-preis von knapp 1.000 Euro erkauft man sich hier ein echtes Plus an Leistung. Wer sich nicht mit absoluten Killer-applikatio­nen herumschlä­gt, ist hier gut bedient. Eventuell vorhandene­s zusätzlich­es Budget investiert man besser in mehr RAM oder eine bessere Grafikkart­e als in noch mehr Kerne.

Auf noch mehr Kerne sollte schielen, wer viel multithrea­ded arbeitet, etwa beim Betreiben mehrerer parallel laufender virtuellen Maschinen. Hier kann man eigentlich kaum genug Cpu-kerne haben – und die Entscheidu­ng, ob man zum 14- oder 18-Kern-prozessor greift, trifft wohl allein der Kontostand.

Nicht vergessen darf man, dass man für das Upgrade auf die 18-KERN-CPU auch ein gut ausgestatt­etes Macbook Pro anschaffen könnte. Das ist vielleicht kein echter Ersatz für das Plus an Rechenkern­en, aber vielleicht ein ganz netter Realitätsa­bgleich.

Ohne verbessert­e Grafikkart­e und ohne Ram-upgrade liegt man bei der 18-Kern-variante übrigens bereits bei knapp 8.400 Euro. Wem Geld völlig egal ist, dem nimmt Apple aber auch gerne noch mehr, nämlich 15.500 Euro, für das komplette Paket ab.

Benchmarks

Grundsätzl­ich können wir feststelle­n, dass der imac Pro bei vielen Aufgaben zwei- bis dreimal schneller ist als unsere aktuellen Macbook-pro-geräte und auch als der ebenso aktuelle 5K-imac. Solche Steigerung­en kennen wir sonst nur vom iphone und ipad, nicht aber von Macs. Hier bewegen sich die Leistungss­prünge von Generation zu Generation sonst eher im überschaub­aren Bereich von 25 Prozent.

Auffällig, wenn auch nicht verwunderl­ich ist, dass der Xeon-wprozessor in unserem Testgerät vor allem bei Multi-core-aufgaben glänzt. Bei Single-corebenchm­arks liegt der neue imac Pro in etwa im selben Bereich wie unser 5K-imac mit i7-prozessor.

T2 und Sicherheit

Mit dem imac Pro bringt Apple aber nicht nur ein deutliches Plus an Leistung an den Start, sondern führt auch ein ganz neues Konzept ein. Aufmerksam­e Leser der Mac Life haben schon mit Apples T1-chip Bekanntsch­aft gemacht. Dieser steckt nämlich in den aktuellen Macbook-pro-modellen mit Touch Bar und steuert eben diese. Der erstmals im imac Pro untergebra­chte T2-chip leistet deutlich mehr und ist so etwas wie das Gehirn des eigentlich­en Gehirns des Rechners. Bislang fanden wir in praktisch allen Macs separate

Controller beispielsw­eise für die Steuerung des Audio-systems oder die Ansprache der Speicherme­dien. Der T2-chip kümmert sich um all diese Aufgaben und um noch viel mehr, wie etwa um das Kühlsystem des imac Pro.

Der T2-chip bringt aber auch ein Plus an Sicherheit, wovon man im Idealfall kaum etwas merkt. Der Boot-prozess des imac Pro ist nun unterteilt. Zuerst macht sich der T2-chip an die Arbeit, checkt alle Systeme, startet den Bootloader und überprüft, dass dieser von Apple signiert wurde. Erst danach startet das eigentlich­e System.

Somit verfügt der imac Pro nun auch über eine „Secure Enclave“, einen Bereich, auf den das Betriebssy­stem keinen direkten Zugriff hat, wie wir ihn bereits vom iphone und ipad kennen. Hier wird dann auch die hardwarese­itige Verschlüss­elung der SSD vorgenomme­n, ganz ohne die CPU zu belasten, was bislang immer einer der (zugegeben: sehr wenigen) Nachteile an der Nutzung von Apples Filevault-system war. Filevault kann im übrigen weiterhin zusätzlich zur sowieso schon vorhandene­n Verschlüss­lung aktiviert werden, als eine Art zweiter Schutzschi­ld. Die Zukunft und noch zu machende Erfahrunge­n mit dem T2-chip werden zeigen, ob dies wirklich sinnvoll ist.

Wenn Sie Ihren Mac mit gedrückter [CMD]- und [R]-taste starten, um in den Recoverymo­dus zu gelangen, können Sie mit einem neuen Dienstprog­ramm Einfluss auf das Verhalten des T2-chips nehmen. Die Standardei­nstellunge­n sind auf maximale Sicherheit ausgelegt und erlauben beispielsw­eise nur das Starten des aktuell installier­ten Betriebssy­stems oder eines anderen von Apple signierten Betriebssy­stems. Das bedeutet auch, dass Sie ohne aktive Internetve­rbindung keine Betriebssy­stemsupdat­es installier­en können,

da die Signatur natürlich überprüft werden muss. Sollten Sie, warum auch immer, eine ältere Version von macos auf Ihrem imac Pro installier­en wollen, müssen Sie diesen Sicherheit­smechanism­us zunächst deaktivier­en.

Wir lehnen uns nicht allzu weit aus dem Fenster wenn wir behaupten, dass davon auszugehen ist, dass wir den T2-chip, respektive Weiterentw­icklungen davon, bald in allen Mac-modellen sehen werden.

Wer ist Pro genug?

Die wichtigste Frage, nachdem der „Haben wollen“-reflex verflogen ist, ist natürlich: „Lohnt sich der imac Pro für mich?“Im Gespräch mit Apple haben wir daher auch genau auf diese Frage abgestellt, ohne es wirklich zu müssen. Denn Apple scheint sehr wohl klar zu sein, dass man erklären muss, an man sich mit dem imac Pro in der jeweiligen Ausbaustuf­e richtet. Kein Geheimnis ist natürlich, dass man sich an jene Käufergrup­pe richtet, die Apple schon seit Jahrzehnte­n die Stange hält und die sich auch über das Ausbleiben von Mac-pro-updates am meisten echauffier­t hat: Video-künstler, Grafik-designer und Musiker. Die Zielgruppe umfasst aber auch alle die Anwender, die schlicht und ergreifend nicht genug Rechenpowe­r haben können. Wissenscha­ftler etwa. Oder Ingenieure, Architekte­n und ganz klar auch Software-entwickler. Apple macht klar, dass die daraus resultiere­nde Diversität der Anforderun­gen es nicht gerade leichter macht, „das“Pro-gerät auf den Markt zu bringen. Erschwert wird Apples Lage dadurch, dass man nach der Macpro-blamage ohnehin schon im Feuer steht und es sich eigentlich nicht leisten kann, potenziell­e Käuferschi­chten auszugrenz­en, respektive deren Anforderun­gen nicht gerecht zu werden.

Natürlich lohnt es sich immer zu warten. Der nächste imac Pro wird noch leistungss­tärker sein. Der noch ausstehend­e neue Mac Pro sowieso. Fakt ist aber auch, dass es aktuell kein leistungss­tärkeres Gerät gibt, auf dem macos läuft. Selbst so genannte „Hackintosh­s“, Selbstbaur­echner, auf denen man mit einigen Tricks macos mehr oder weniger gut installier­en kann, dürften es schwer haben, mit Leistung und Preis mithalten zu können. Wer mit den Leistungsw­erten seines aktuellen Mac nicht glücklich ist und den Erwerb eines imac Pro vor sich und seinem Konto verantwort­en kann, sollte nicht zögern und zuschlagen.

Neben begeistert­en Grafikern und Video-künstlern in den Reihen des Mac-life-teams stießen wir bei Gesprächen dann auch tatsächlic­h auf Entwickler, die bereits einen imac Pro ihr Eigen nennen und von den Möglichkei­ten begeistert waren. Der imac Pro schaffe es, ohne mit der Wimper zu zucken mehrere iosgeräte-simulation­en in Xcode, sowie mehrere virtuellen Maschinen mit Linux- und Windowsrec­hnern laufen zu lassen. In unserem Test funktionie­rt das zwar auch – aber so eine Aussage von jemandem, der den imac Pro in der echten Welt und nicht nur in einem Testlabor betreibt, hat durchaus nochmal ein anderes Gewicht.

Fazit

Wollen wir den imac Pro haben? Ja, natürlich. Und wir haben großes Verständni­s dafür, wenn es Ihnen nicht anders geht. Selbst wenn Sie noch nie ein Video geschnitte­n haben und auch nicht vorhaben, ins Entwickler­oder Virtual-reality-business einzusteig­en. Der imac Pro ist nicht nur der teuerste verfügbare Mac, er ist auch der mit Abstand leistungsf­ähigste. Sollten Sie einen imac Pro für einen Preis kaufen, für den viele andere Menschen lieber ein Auto kaufen? Mehr noch als bei allen anderen Macs, iphones oder ipads, die wir getestet haben, lautet die Antwort auf diese Frage relativ unbefriedi­gend: es kommt darauf an. Denn was nützt Ihnen der beste Mac, wenn Sie ihn nicht mit Arbeit versorgen können?

Und wenn dies der Fall ist, schließt sich gleich noch eine ähnlich komplizier­te Frage an: Sollten Sie vielleicht lieber auf den Mac Pro warten? Apple hat schließlic­h schon verlautbar­en lassen, dass sich der Mac Pro an Kunden richten wird, die auf „Modularitä­t“aus sind – was immer das heißen mag. Im Idealfall, dass es Ihnen freistehen wird, auch im Nachhinein Arbeitsspe­icher, Prozessor und Grafikkart­e auszutausc­hen. Dinge, die Ihnen mit dem imac Pro mit Ausnahme des Arbeitsspe­ichers nicht gegeben sind.

 ??  ?? Schwarz ist das neue Silber. Und nach der Pro-software und dem Mac Pro bekommt auch der Profi-imac ein (fast) schwarzes Äußeres spendiert.
Schwarz ist das neue Silber. Und nach der Pro-software und dem Mac Pro bekommt auch der Profi-imac ein (fast) schwarzes Äußeres spendiert.
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„Der Mac, auf den Mac-prokunden gewartet haben? Nein. Aber auch deutlich mehr als ein Trostpflas­ter!“
Sebastian Schack „Der Mac, auf den Mac-prokunden gewartet haben? Nein. Aber auch deutlich mehr als ein Trostpflas­ter!“
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Optisch ist der neue imac Pro eine Augenweide. Aber auch in Sachen Leistungsd­aten muss er sich nicht verstecken. Nie gab es einen Mac mit mehr Power!
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