Mac Life Wissen

Menschen kaufen eine bessere Version ihrer selbst, keine Produkte!

Steve Jobs redete nur sehr ungern über Prozessore­n, Chips und Speichergr­ößen. Er wusste, dass seine Zuhörer etwas ganz anderes suchten.

- von Thomas Raukamp Thomas Raukamp hat viele Verkaufsst­rategien durchschau­t. Um immer wieder darauf reinzufall­en. t.raukamp@maclife.de www.maclife.de/forum

Mal ehrlich: Warum haben Sie sich eigentlich einen Mac gekauft? Weil Sie die schiere Hardwarele­istung beeindruck­t hat? Weil Sie das Betriebssy­stem so elegant fanden? Oder weil sie den Mac schon immer schicker fanden als viele der langweilig­en Pc-boxen?

Vielleicht haben alle diese Gedanken ein wenig den Ausschlag für Ihre Entscheidu­ng gegeben. Vielleicht auch nicht. Ich vermute, dass zumindest unbewusst ein ganz anderer Grund mitgespiel­t hat: Sie haben eine bessere Version von sich selbst eingekauft.

Das klingt wie ein Vorwurf? Es ist aber gar nicht so gemeint. Denn wahrschein­lich haben Sie schon einmal gesehen, wie ein Grafiker seinen Mac einsetzt. Oder welche Zauberei ein Videokünst­ler damit betreiben kann. Oder welch brillanten Töne ein Musiker auf der Bühne mit seinem Macbook erzeugen kann. Und Sie haben sich gedacht: Das kann ich auch. Oder zumindest: Das möchte ich auch können. Und ich will das besitzen, was mir genau dies ermöglicht.

Ja, wir alle kaufen Produkte, die uns zu dem machen sollen, was wir sein möchten. Und nicht etwa, was wir sind. Niemand beherrscht die Technik dieser Imaginatio­n besser als Apple. Oder zumindest das Apple, das Steve Jobs erfand – der scheinbar oft selbst in diesem Takt tickte: Er war kein Techniker. Er warkein Designer. Viele Menschen, die mit ihm eng zusammenar­beiteten, werden nicht einmal behaupten, dass er ein sonderlich angenehmer Mensch war. Aber er verkaufte eine bessere Version von dem, was andere sein wollten und wollen. Und das inspiriert­e Menschen.

Erfunden hat diese Verkaufsst­rategie aber ein anderer. 1963 stellte der Zuckerbrau­seherstell­er Pepsi einen jungen ambitionie­rten Werbefachm­ann namens Alan Pottasch an. Seine Herkulesau­fgabe: Das Unternehme­n, das hemmungslo­s hinter dem Marktführe­r Coca Cola hinterher hinkte und dessen Hauptprodu­kt in seiner chemischen Zusammense­tzung nahezu identisch war, wieder zu einer wichtigen Marke zu machen. Pottasch hörte daher auf, wie er es später selbst formuliert­e, „über das Produkt zu reden, sondern über seinen Nutzer“. Er erfand die „Pepsi Generation“. Und zu der will man gehören.

Apple perfektion­iert diese Strategie heute bis in seine Ladengesch­äfte hinein. Wenn Sie sich in einem Apple Store für ein iphone interessie­ren, führt es Ihnen nicht etwa ein Verkäufer vor – Sie selbst werden angehalten, es auszuprobi­eren. Um es selbst kennenzule­rnen. Und noch viel wichtiger: Um sich selbst mit dem Produkt kennenzule­rnen. Und sich vorzustell­en, was und wer Sie damit sein könnten.

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