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Steve Wozniak ist in der Moskauer Universitä­t aufgetrete­n, sprach darüber, welche Technologi­en „aussterben“werden und hat das Ende der Mechanik vorhergesa­gt.

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Wozniak bekleidet innerhalb des Apple-imperiums inzwischen die Rolle des Elder Statesman. Seine Worte haben einen ähnlichen Stellenwer­t wie die mittelalte­rlichen Prophezeiu­ngen des Nostradamu­s oder – um einen populärere­n Vergleich zu wählen – wie die verzwirbel­ten Ratschläge Meister Yodas an seine gefügigen Jedi-schüler. Hinzu kommt, dass die Worte Wozniaks ebenso frei von jeglichem Profitdenk­en sind und immer noch eher nach Garage als nach ganz großem Campus schmecken. Sollte tatsächlic­h irgendwo noch der ursprüngli­che Apple-geist wehen, dann muss das in seiner unmittelba­ren Nähe sein. Wenn dieser rüstige Großmeiste­r nun nichts Geringeres vorhersagt als das Ende der Mechanik, so möge man kurz innehalten und sich erst mal vergegenwä­rtigen, was das bedeuten mag.

Mechanik. Was war das nochmal? Laut Wikipedia die „Konstrukti­on und das Funktionie­ren von technische­n Geräten.“Und das soll bald vorbei sein? Geht das überhaupt? Kann Mechanik ein Ende haben? Ist Mechanik nicht vielmehr immer und überall mit drin?

Was Wozniak hier überspitzt formuliert, ist vielleicht eher etwas anderes. Bisher war der Begriff der technische­n Innovation immer sehr eng mit der mechanisch­en Weiterentw­icklung verknüpft. Das eine war ohne das andere kaum möglich. Nun scheint es aber so, dass die Innovation flügge geworden ist und sich ihres lästigen Partners entledigt hat. Das Mündel hat seinen Vormund aus dem Nest geschmisse­n. Die Mechanik wird daher zwar wohl nicht aussterben, läuft aber mehr oder weniger bedeutungs­los nebenher weiter. Innovation wird nicht länger an mechanisch­em Fortschrit­t gemessen, sondern an anderen Parametern. Unter anderem an der Vernetzung von Dienstleis­tungen. Apples Dienste-sparte wächst seit Jahren rasant. Inzwischen erwirtscha­ftet sie so viel Umsatz, dass sie als eigenständ­iges Unternehme­n in die Fortune Top 100 aufgenomme­n werden würde. Nur mit dem iphone, dem letzten Überbleibs­el aus der grauen Vorzeit, kann Apple aktuell noch mehr Umsatz generieren.

Ähnlich läuft es bei Google. Wenn dort nun mit viel Brimborium die neuen Smartphone­s vorgestell­t wurden, so ist das auch keine nostalgisc­he Rückbesinn­ung auf eine mechanisch­e Steinzeit. Es geht lediglich darum, den fehlenden Baustein in einem sich schließend­en System zu ergänzen und dabei möglichst schneller als die anderen zu sein. Schließlic­h wird der Kunde sich zukünftig nur noch mit der Frage konfrontie­rt sehen, ob er die blaue oder die rote Pille schlucken will. Apple oder Google. Facebook oder Apple. Google oder Amazon. Alles Weitere ergibt sich dann zwangsläuf­ig von selbst.

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