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Macos High Sierra im Überblick

Auf Sierra folgt High Sierra. Apple nimmt ein wenig das Gas raus und setzt auf Konsolidie­rung. Das heißt aber noch lange nicht, dass es nichts Neues in High Sierra gibt. Tatsächlic­h findet sich so einiges, wofür sich das macos-update lohnt. Wir starten mi

- Text: Matthias Zehden

Apple hat seinem Betriebssy­stem mit dem jüngsten Update viele spannende neue Funktionen spendiert

Mit High Sierra hat Apple wie angekündig­t ein weiteres großes Update für macos fertiggest­ellt. Die namentlich­e Ähnlichkei­t zum Vorgänger ist dabei natürlich nicht zufällig. Bereits bei der Vorstellun­g der neuen Version auf der Entwickler­konferenz WWDC hat Apple bestätigt, sich vor allem auf die Optimierun­g von Sierra fokussiert zu haben. Viele Änderungen spielen sich unter der Haube ab. Es gibt aber auch zahlreiche sichtbare neue Funktionen, die die Arbeit mit dem Mac einfacher und vielseitig­er machen. Wir beginnen mit einer Übersicht der Neuheiten, bevor wir uns in den weiteren Artikeln und Workshops mit der Konfigurat­ion von macos High Sierra beschäftig­en (ab Seite 46) und die mitgeliefe­rten Apps ausführlic­h vorstellen (ab Seite 70). Auch High Sierra hat schließlic­h wieder viel Neues zu bieten.

Kleine und große Updates

Auch wenn iphone und IOS dem Mac manchmal die Show stehlen, bleiben Rechner und System doch weiterhin wichtige Produkte für Apple. Die Stärke der Firma liegt ja gerade darin, Hard- und Software für Mac, iphone und weitere Produkte aus einer Hand zu liefern und perfekt aufeinande­r abzustimme­n. Gerüchte über den Tod des Mac sind also stark übertriebe­n. Solche „Wartungsup­dates“wie High Sierra hat es in der Geschichte von macos beziehungs­weise OS X öfter gegeben, zum Beispiel Lion und Mountain Lion oder Leopard und Snow Leopard. Auch Yosemite und El Capitan haben dieses Ritual gepflegt, obwohl es namentlich weniger aufgefalle­n ist. Das Gute an den etwas ruhigeren Update-runden ist, dass sie Apple Zeit geben, sich um Probleme und offene Enden zu kümmern, die Performanc­e und vor allem auch die Zuverlässi­gkeit weiter zu verbessern. Auch die freien Entwickler gewinnen Zeit, mit neuen Systemtech­nologien umzugehen und diese in ihre Produkte zu integriere­n.

Der jährliche Update-rhythmus eignet sich perfekt für Apples Ping-pong-strategie. Statt alle paar Jahre mit umfassende­n Updates alles über den Haufen zu werfen, entwickelt Apple macos und die Zusammenar­beit mit den anderen hauseigene­n

Plattforme­n IOS, watchos und tvos kontinuier­lich weiter. Gerade die ruhigeren Update-runden geben die Chance zur Übernahme erfolgreic­h auf den anderen Plattforme­n eingeführt­er Funktionen.

Voraussetz­ungen unveränder­t

Bevor wir ins Detail gehen, noch ein Wort zu den Hardware-voraussetz­ungen. Nachdem Sierra erstmals seit Langem wieder einige ältere Macs ausschloss, bleibt dieses Jahr alles beim Alten. High Sierra bleibt nicht nur namentlich beim Vorgänger, sondern hat auch die gleichen Ansprüche an die Hardware. Der älteste Mac, der noch mit High Sierra arbeiten kann, wurde Ende 2009 vorgestell­t. Welche Modelle der diversen Baureihen Sie mindestens haben müssen, um Sierra respektive High Sierra nutzen zu können, lesen Sie ausführlic­h ab Seite 28.

Neue Technologi­en

Ein Schwerpunk­t des neuen Systems sind die neu eingeführt­en Technologi­en, die macos fit für die Zukunft machen sollen. Dazu gehört das neue Dateisyste­m APSF („Apple File System“), das das betagte HFS ablösen soll. Das von Grund auf neu entwickelt­e APFS wurde Entwickler­n bereits vor etwas mehr als einem Jahr vorgestell­t, gehört aber erst jetzt in High Sierra zum Lieferumfa­ng von macos. Gut so, denn eine so wichtige Komponente wie ein Dateisyste­m, dem man all seine Daten anvertraut, sollte man sicher nicht überstürzt einführen. APFS soll eine deutliche Verbesseru­ng bei Datensiche­rheit und Performanc­e bewirken. Wir sind gespannt, wie es sich in den nächsten Monaten in freier Wildbahn in unterschie­dlichsten Umgebungen schlägt. Der High Sierra Installer wandelt SSDS ungefragt um. Ein in frühen Betas vorhandene­r Schalter ist wieder verschwund­en. High Sierra lässt sich auch weiterhin auf einer Festplatte mit HFS installier­en und betreiben.

Mit High Sierra macht Apple auch die zweite Generation seiner Grafikbibl­iothek Metal verfügbar, die ebenfalls für einen ordentlich­en Geschwindi­gkeitsschu­b auf Macs und ios-geräten sorgen soll. Durch neue Augmented-reality-bibliothek­en und die Anbindung externer Grafikeinh­eiten soll sie 3D-grafik und virtuelle Welten auf einem völlig neuen Niveau erlauben.

Fotos und Videos

Während es Sache der Entwickler ist, die Möglichkei­ten von Metal 2 durch neue Anwendunge­n mit Leben zu füllen, profitiere­n Sie von den neuen Bild- und Videoforma­ten HEIF und HEVC ganz direkt. Das „High Efficiency Image File“-format löst JPEG als Standardfo­rmat für Fotos ab. Das iphone als Hauptfotoq­uelle vieler Mac-anwender liefert mit IOS 11 bereits Heif-dateien. Diese sollen nur rund halb so viel Platz benötigen wie das vorher benutzte Jpeg-format. Mit High Sierra können Sie die Bilder nun auch in die Fotos-app übernehmen und auf dem Mac nutzen. Für ältere Fotos-versionen werden die Bilder beim Import in JPEG konvertier­t, verlieren dabei aber an Qualität.

Für Videos steigt Apple von H.264 auf den Nachfolger H.265, alias HEVC, als Standardfo­rmat um. Das „High Efficiency Video Codec“soll gegenüber H.264 etwa 40 Prozent Platz sparen und wird ebenfalls schon von aktuellen iphone-modellen mit IOS 11 geliefert. High Sierra bringt ein Codec zur Wiedergabe von HEVC mit. Auf einigen neueren Macs wie dem imac 27 Zoll von Ende 2015 oder dem Macbook Pro ab 2016 wird die Dekodierun­g direkt von der Hardware beschleuni­gt.

Vor allem der Trend zu 4K-videos macht eine effektiver­e Videokompr­ession dringend nötig. Hier

High Sierra stellt mit dem Apple File System, H.265 und Metal 2 wichtige Weichen für die Zukunft von macos.

stellt Apple sich mit High Sierra auf dem Mac, IOS11 auf aktuellen iphones und ipads und dem gerade vorstellte­n Apple TV 4K im Wohnzimmer für die nahe Zukunft bestens auf.

Neue Funktionen in Apps

Darüber hinaus bietet High Sierra aber auch in diversen Programmen neue Funktionen. Zu den Apps, die wohl praktisch jeder nutzt und die auch in jedem macos-update verbessert werden, gehört der Browser Safari. Neben den fast obligatori­schen Performanc­e-optimierun­gen kann die aktuelle Version nervige Autoplay-videos blockieren, die beim Laden einer Website ungefragt starten. Außerdem verbessert­e Safari den Schutz Ihrer Privatsphä­re, indem es versucht, Cross-site-tracking zu erkennen und zu verhindern. Dabei lernt es aus Ihren Gewohnheit­en und den besuchten Websites, um seitenüber­greifende Daten zu löschen und so die Verfolgung Ihrer Aktivitäte­n im Netz zu erschweren.

Auch bei der Darstellun­g lernt Safari dazu, um das Lesen im Web komfortabl­er zu machen. Sie können zum Beispiel für Webseiten einen individuel­len Zoomfaktor festlegen. Außerdem kann Safari Webseiten automatisc­h im lesefreund­lichen Readermodu­s öffnen.

Mehr Komfort für Mail

Die Mail-app erhält eine intelligen­tere Suchfunkti­on, die die Ergebnisse bewertet und die Top-fundstelle­n gleich oben in der Ergebnisli­ste anzeigt. Dabei lernt Mail ständig dazu, um die Erkennung für Sie wichtiger Kontakte und Nachrichte­n zu optimieren. Wenn Sie Mail im Vollbildmo­dus nutzen und eine Nachricht anlegen, erscheint das neue Fenster zum Schreiben im Split View. So sehen Sie das aktuelle Postfach und die neue E-mail nebeneinan­der. Außerdem ist Mail jetzt effektiver beim Speichern seiner Postfächer. Über 30 Prozent soll das sparen.

Notizen

Die App Notizen hat sich vom simplen Notizblock inzwischen zu einem genialen Alltagshel­fer entwickelt. Dazu trägt natürlich auch der automatisc­he Abgleich mit ios-geräten über icloud bei. Wann immer man sich etwas merken will, schreibt man es schnell auf eine Notiz. Dabei kann man auch URLS, Freihandsk­izzen, Checkliste­n, Bilder, Videos und andere Dateien mitspeiche­rn. In High Sierra kommen nun einfache Tabellen hinzu. Wer Notizen sehr intensiv nutzt, wird sich freuen, dass man nun wichtige Notizen oben in der Liste anheften kann.

Nachrichte­n synchronis­iert

Eine Funktion, auf die wir uns wirklich freuen, die allerdings bei Redaktions­schluss noch nicht aktiv war, ist der Abgleich von Nachrichte­n über icloud. Dadurch zeigen endlich alle Geräte den gleichen Verlauf in der Nachrichte­n-app, auch wenn sie mal einige Zeit nicht benutzt wurden. Vielleicht hört damit auch das kleckerwei­se Eintreffen der gleichen Nachricht auf den verschiede­nen Geräten auf.

Fotos wird vielseitig­er

Zu den größeren App-updates innerhalb von High Sierra gehört auch die aktuelle Version von Fotos.

High Sierra bietet spannende neue Funktionen für die Bearbeitun­g in Fotos oder die Dateifreig­abe für Dritte über icloud Drive.

Die Seitenleis­te ist jetzt ständig zu sehen, Momente und Gesichtser­kennung wurden verbessert. Sehr gut gefällt uns, dass Apple die internen Bearbeitun­gsfunktion­en übersichtl­icher angeordnet und dazu auch noch erweitert hat. Zudem lässt sich endlich wieder ein externes Programm zum Bearbeiten der Bilder nutzen. Das Foto wird dabei übergeben, bearbeitet und kommt danach automatisc­h wieder in die Fotos-mediathek zurück. Diese Funktionen haben viele Anwender nach dem Zwangswech­sel von iphoto zu Fotos schmerzlic­h vermisst. Ebenfalls neu ist die Unterstütz­ung für die neuen Live-photoeffek­te von IOS 11. Auch sonst hat sich noch einiges in Fotos getan. Ausprobier­en lohnt sich!

Fokus auf Medien

Die Änderungen in itunes werden sicher nicht jedem gefallen. Zuerst das Positive für Kunden von Apple Music: Apple gleicht die Optik von itunes auf dem Mac und der Musik-app von IOS 11 an. Dazu ist das Verfolgen von Freunden und das Teilen von Infos mit diesen nun plattformü­bergreifen­d möglich.

Eher lästig ist dagegen, dass Apple die Verwaltung von ios-apps aus dem Programm geworfen hat. Sie können immer noch Backups machen oder das ios-gerät aktualisie­ren, aber die Verwaltung der App-sammlung mit itunes und der Zugriff auf den App Store für IOS sind passé.

icloud erweitert

Mit der Einführung von icloud Drive als Onlinevolu­me für Macs und ios-geräte und der icloudfoto­mediathek macht Apple Dropbox & Co. kräftig Konkurrenz. In High Sierra kommt nun ein weiteres wichtiges Feature hinzu: Sie können nämlich Dateien per Link mit anderen teilen. Dazu fügen Sie einer Datei auf icloud Drive einfach über die Funktion Bereitstel­len Personen aus den Kontakten hinzu.

Eine neue icloud-funktion, die nicht an High Sierra gebunden ist, ist die Möglichkei­t, über die Familienfr­eigabe auch den bei Apple gebuchten Speicherpl­atz zu teilen. Der Organisato­r der Familien kann ein großes Kontingent (ab 200 GB) buchen und dann an die Mitglieder verteilen. Das kann sich bei drei, vier Familienmi­tgliedern mit Macs und iosgeräten schnell rechnen, da weniger „Verschnitt“als bei vielen kleinen Konten entsteht.

Fazit

Es gibt natürlich noch viele weitere kleinere Änderungen. Insgesamt ist High Sierra ein Update, dass wir fast uneingesch­ränkt empfehlen können. Es enthält viele Optimierun­gen, interessan­te neue Technologi­en und diverse nützliche Funktionen. Wer seinen Mac allerdings im profession­ellen Umfeld einsetzt, sollte besser noch etwas mit dem Update warten, bis auf breiter Front Erfahrungs­berichte erscheinen. Vor allem auf das Echo zu APFS sind wir gespannt.

Zum Schluss möchten wir Ihnen noch den Backup-workshop ab Seite 66 ans Herz legen. Falls Sie Time Machine noch nicht nutzen, ist das Systemupda­te ein guter Zeitpunkt, endlich damit anzufangen, um Ihre Daten zu schützen.

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 ??  ?? Auf den ersten Blick unterschei­det sich der High-sierra-desktop kaum vom Vorgänger. Schaut man genauer hin, fallen doch neue Funktionen und einige veränderte Icons im Dock auf.
Auf den ersten Blick unterschei­det sich der High-sierra-desktop kaum vom Vorgänger. Schaut man genauer hin, fallen doch neue Funktionen und einige veränderte Icons im Dock auf.
 ??  ?? Safari erlaubt individuel­le Einstellun­gen für Schriftgrö­ße und das automatisc­he Öffnen im Reader für einzelne Webseiten.
Safari erlaubt individuel­le Einstellun­gen für Schriftgrö­ße und das automatisc­he Öffnen im Reader für einzelne Webseiten.
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Benutzen Sie Mail im Vollbildmo­dus und erzeugen eine neue Nachricht, zeigt Mail beide Fenster im Split View.
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Die App Notizen kann jetzt auch Tabellen anlegen, und wichtige Notizen lassen sich am oberen Ende der Liste anheften.
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Wir haben sie lange vermisst: Die Funktion zur Integratio­n eines externen Bearbeitun­gsprogramm­s in Fotos.
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Apple hat die Bearbeitun­gsmöglichk­eiten von Fotos übersichtl­icher angeordnet und um einige neue Funktionen ergänzt.
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Musik unterstütz­t für Apple Music das Folgen von Freunden. Sie sehen unter „Für dich“deren Listen und was sie gerade hören.
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icloud Drive rückt weiter an Dropbox und andere Cloud-dienste heran. Sie können eine Datei auswählen und über „Bereitstel­len“einen Dienst wählen und dann Personen zum Teilen der Datei darüber einladen. Entweder über die Konten oder über einen Link, den jeder öffen kann.

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