Macos High Sierra im Überblick
Auf Sierra folgt High Sierra. Apple nimmt ein wenig das Gas raus und setzt auf Konsolidierung. Das heißt aber noch lange nicht, dass es nichts Neues in High Sierra gibt. Tatsächlich findet sich so einiges, wofür sich das macos-update lohnt. Wir starten mi
Apple hat seinem Betriebssystem mit dem jüngsten Update viele spannende neue Funktionen spendiert
Mit High Sierra hat Apple wie angekündigt ein weiteres großes Update für macos fertiggestellt. Die namentliche Ähnlichkeit zum Vorgänger ist dabei natürlich nicht zufällig. Bereits bei der Vorstellung der neuen Version auf der Entwicklerkonferenz WWDC hat Apple bestätigt, sich vor allem auf die Optimierung von Sierra fokussiert zu haben. Viele Änderungen spielen sich unter der Haube ab. Es gibt aber auch zahlreiche sichtbare neue Funktionen, die die Arbeit mit dem Mac einfacher und vielseitiger machen. Wir beginnen mit einer Übersicht der Neuheiten, bevor wir uns in den weiteren Artikeln und Workshops mit der Konfiguration von macos High Sierra beschäftigen (ab Seite 46) und die mitgelieferten Apps ausführlich vorstellen (ab Seite 70). Auch High Sierra hat schließlich wieder viel Neues zu bieten.
Kleine und große Updates
Auch wenn iphone und IOS dem Mac manchmal die Show stehlen, bleiben Rechner und System doch weiterhin wichtige Produkte für Apple. Die Stärke der Firma liegt ja gerade darin, Hard- und Software für Mac, iphone und weitere Produkte aus einer Hand zu liefern und perfekt aufeinander abzustimmen. Gerüchte über den Tod des Mac sind also stark übertrieben. Solche „Wartungsupdates“wie High Sierra hat es in der Geschichte von macos beziehungsweise OS X öfter gegeben, zum Beispiel Lion und Mountain Lion oder Leopard und Snow Leopard. Auch Yosemite und El Capitan haben dieses Ritual gepflegt, obwohl es namentlich weniger aufgefallen ist. Das Gute an den etwas ruhigeren Update-runden ist, dass sie Apple Zeit geben, sich um Probleme und offene Enden zu kümmern, die Performance und vor allem auch die Zuverlässigkeit weiter zu verbessern. Auch die freien Entwickler gewinnen Zeit, mit neuen Systemtechnologien umzugehen und diese in ihre Produkte zu integrieren.
Der jährliche Update-rhythmus eignet sich perfekt für Apples Ping-pong-strategie. Statt alle paar Jahre mit umfassenden Updates alles über den Haufen zu werfen, entwickelt Apple macos und die Zusammenarbeit mit den anderen hauseigenen
Plattformen IOS, watchos und tvos kontinuierlich weiter. Gerade die ruhigeren Update-runden geben die Chance zur Übernahme erfolgreich auf den anderen Plattformen eingeführter Funktionen.
Voraussetzungen unverändert
Bevor wir ins Detail gehen, noch ein Wort zu den Hardware-voraussetzungen. Nachdem Sierra erstmals seit Langem wieder einige ältere Macs ausschloss, bleibt dieses Jahr alles beim Alten. High Sierra bleibt nicht nur namentlich beim Vorgänger, sondern hat auch die gleichen Ansprüche an die Hardware. Der älteste Mac, der noch mit High Sierra arbeiten kann, wurde Ende 2009 vorgestellt. Welche Modelle der diversen Baureihen Sie mindestens haben müssen, um Sierra respektive High Sierra nutzen zu können, lesen Sie ausführlich ab Seite 28.
Neue Technologien
Ein Schwerpunkt des neuen Systems sind die neu eingeführten Technologien, die macos fit für die Zukunft machen sollen. Dazu gehört das neue Dateisystem APSF („Apple File System“), das das betagte HFS ablösen soll. Das von Grund auf neu entwickelte APFS wurde Entwicklern bereits vor etwas mehr als einem Jahr vorgestellt, gehört aber erst jetzt in High Sierra zum Lieferumfang von macos. Gut so, denn eine so wichtige Komponente wie ein Dateisystem, dem man all seine Daten anvertraut, sollte man sicher nicht überstürzt einführen. APFS soll eine deutliche Verbesserung bei Datensicherheit und Performance bewirken. Wir sind gespannt, wie es sich in den nächsten Monaten in freier Wildbahn in unterschiedlichsten Umgebungen schlägt. Der High Sierra Installer wandelt SSDS ungefragt um. Ein in frühen Betas vorhandener Schalter ist wieder verschwunden. High Sierra lässt sich auch weiterhin auf einer Festplatte mit HFS installieren und betreiben.
Mit High Sierra macht Apple auch die zweite Generation seiner Grafikbibliothek Metal verfügbar, die ebenfalls für einen ordentlichen Geschwindigkeitsschub auf Macs und ios-geräten sorgen soll. Durch neue Augmented-reality-bibliotheken und die Anbindung externer Grafikeinheiten soll sie 3D-grafik und virtuelle Welten auf einem völlig neuen Niveau erlauben.
Fotos und Videos
Während es Sache der Entwickler ist, die Möglichkeiten von Metal 2 durch neue Anwendungen mit Leben zu füllen, profitieren Sie von den neuen Bild- und Videoformaten HEIF und HEVC ganz direkt. Das „High Efficiency Image File“-format löst JPEG als Standardformat für Fotos ab. Das iphone als Hauptfotoquelle vieler Mac-anwender liefert mit IOS 11 bereits Heif-dateien. Diese sollen nur rund halb so viel Platz benötigen wie das vorher benutzte Jpeg-format. Mit High Sierra können Sie die Bilder nun auch in die Fotos-app übernehmen und auf dem Mac nutzen. Für ältere Fotos-versionen werden die Bilder beim Import in JPEG konvertiert, verlieren dabei aber an Qualität.
Für Videos steigt Apple von H.264 auf den Nachfolger H.265, alias HEVC, als Standardformat um. Das „High Efficiency Video Codec“soll gegenüber H.264 etwa 40 Prozent Platz sparen und wird ebenfalls schon von aktuellen iphone-modellen mit IOS 11 geliefert. High Sierra bringt ein Codec zur Wiedergabe von HEVC mit. Auf einigen neueren Macs wie dem imac 27 Zoll von Ende 2015 oder dem Macbook Pro ab 2016 wird die Dekodierung direkt von der Hardware beschleunigt.
Vor allem der Trend zu 4K-videos macht eine effektivere Videokompression dringend nötig. Hier
High Sierra stellt mit dem Apple File System, H.265 und Metal 2 wichtige Weichen für die Zukunft von macos.
stellt Apple sich mit High Sierra auf dem Mac, IOS11 auf aktuellen iphones und ipads und dem gerade vorstellten Apple TV 4K im Wohnzimmer für die nahe Zukunft bestens auf.
Neue Funktionen in Apps
Darüber hinaus bietet High Sierra aber auch in diversen Programmen neue Funktionen. Zu den Apps, die wohl praktisch jeder nutzt und die auch in jedem macos-update verbessert werden, gehört der Browser Safari. Neben den fast obligatorischen Performance-optimierungen kann die aktuelle Version nervige Autoplay-videos blockieren, die beim Laden einer Website ungefragt starten. Außerdem verbesserte Safari den Schutz Ihrer Privatsphäre, indem es versucht, Cross-site-tracking zu erkennen und zu verhindern. Dabei lernt es aus Ihren Gewohnheiten und den besuchten Websites, um seitenübergreifende Daten zu löschen und so die Verfolgung Ihrer Aktivitäten im Netz zu erschweren.
Auch bei der Darstellung lernt Safari dazu, um das Lesen im Web komfortabler zu machen. Sie können zum Beispiel für Webseiten einen individuellen Zoomfaktor festlegen. Außerdem kann Safari Webseiten automatisch im lesefreundlichen Readermodus öffnen.
Mehr Komfort für Mail
Die Mail-app erhält eine intelligentere Suchfunktion, die die Ergebnisse bewertet und die Top-fundstellen gleich oben in der Ergebnisliste anzeigt. Dabei lernt Mail ständig dazu, um die Erkennung für Sie wichtiger Kontakte und Nachrichten zu optimieren. Wenn Sie Mail im Vollbildmodus nutzen und eine Nachricht anlegen, erscheint das neue Fenster zum Schreiben im Split View. So sehen Sie das aktuelle Postfach und die neue E-mail nebeneinander. Außerdem ist Mail jetzt effektiver beim Speichern seiner Postfächer. Über 30 Prozent soll das sparen.
Notizen
Die App Notizen hat sich vom simplen Notizblock inzwischen zu einem genialen Alltagshelfer entwickelt. Dazu trägt natürlich auch der automatische Abgleich mit ios-geräten über icloud bei. Wann immer man sich etwas merken will, schreibt man es schnell auf eine Notiz. Dabei kann man auch URLS, Freihandskizzen, Checklisten, Bilder, Videos und andere Dateien mitspeichern. In High Sierra kommen nun einfache Tabellen hinzu. Wer Notizen sehr intensiv nutzt, wird sich freuen, dass man nun wichtige Notizen oben in der Liste anheften kann.
Nachrichten synchronisiert
Eine Funktion, auf die wir uns wirklich freuen, die allerdings bei Redaktionsschluss noch nicht aktiv war, ist der Abgleich von Nachrichten über icloud. Dadurch zeigen endlich alle Geräte den gleichen Verlauf in der Nachrichten-app, auch wenn sie mal einige Zeit nicht benutzt wurden. Vielleicht hört damit auch das kleckerweise Eintreffen der gleichen Nachricht auf den verschiedenen Geräten auf.
Fotos wird vielseitiger
Zu den größeren App-updates innerhalb von High Sierra gehört auch die aktuelle Version von Fotos.
High Sierra bietet spannende neue Funktionen für die Bearbeitung in Fotos oder die Dateifreigabe für Dritte über icloud Drive.
Die Seitenleiste ist jetzt ständig zu sehen, Momente und Gesichtserkennung wurden verbessert. Sehr gut gefällt uns, dass Apple die internen Bearbeitungsfunktionen übersichtlicher angeordnet und dazu auch noch erweitert hat. Zudem lässt sich endlich wieder ein externes Programm zum Bearbeiten der Bilder nutzen. Das Foto wird dabei übergeben, bearbeitet und kommt danach automatisch wieder in die Fotos-mediathek zurück. Diese Funktionen haben viele Anwender nach dem Zwangswechsel von iphoto zu Fotos schmerzlich vermisst. Ebenfalls neu ist die Unterstützung für die neuen Live-photoeffekte von IOS 11. Auch sonst hat sich noch einiges in Fotos getan. Ausprobieren lohnt sich!
Fokus auf Medien
Die Änderungen in itunes werden sicher nicht jedem gefallen. Zuerst das Positive für Kunden von Apple Music: Apple gleicht die Optik von itunes auf dem Mac und der Musik-app von IOS 11 an. Dazu ist das Verfolgen von Freunden und das Teilen von Infos mit diesen nun plattformübergreifend möglich.
Eher lästig ist dagegen, dass Apple die Verwaltung von ios-apps aus dem Programm geworfen hat. Sie können immer noch Backups machen oder das ios-gerät aktualisieren, aber die Verwaltung der App-sammlung mit itunes und der Zugriff auf den App Store für IOS sind passé.
icloud erweitert
Mit der Einführung von icloud Drive als Onlinevolume für Macs und ios-geräte und der icloudfotomediathek macht Apple Dropbox & Co. kräftig Konkurrenz. In High Sierra kommt nun ein weiteres wichtiges Feature hinzu: Sie können nämlich Dateien per Link mit anderen teilen. Dazu fügen Sie einer Datei auf icloud Drive einfach über die Funktion Bereitstellen Personen aus den Kontakten hinzu.
Eine neue icloud-funktion, die nicht an High Sierra gebunden ist, ist die Möglichkeit, über die Familienfreigabe auch den bei Apple gebuchten Speicherplatz zu teilen. Der Organisator der Familien kann ein großes Kontingent (ab 200 GB) buchen und dann an die Mitglieder verteilen. Das kann sich bei drei, vier Familienmitgliedern mit Macs und iosgeräten schnell rechnen, da weniger „Verschnitt“als bei vielen kleinen Konten entsteht.
Fazit
Es gibt natürlich noch viele weitere kleinere Änderungen. Insgesamt ist High Sierra ein Update, dass wir fast uneingeschränkt empfehlen können. Es enthält viele Optimierungen, interessante neue Technologien und diverse nützliche Funktionen. Wer seinen Mac allerdings im professionellen Umfeld einsetzt, sollte besser noch etwas mit dem Update warten, bis auf breiter Front Erfahrungsberichte erscheinen. Vor allem auf das Echo zu APFS sind wir gespannt.
Zum Schluss möchten wir Ihnen noch den Backup-workshop ab Seite 66 ans Herz legen. Falls Sie Time Machine noch nicht nutzen, ist das Systemupdate ein guter Zeitpunkt, endlich damit anzufangen, um Ihre Daten zu schützen.