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Test: 27-Zoll-imacs

Lange hatte Apple mit dem Vorwurf zu kämpfen, dem Mac und speziell seinen profession­ellen Anwendern nicht mehr allzu viel Liebe entgegen zu bringen. Damit ist erstmal Schluss.

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Die aktuellen Arbeitspfe­rde für Anspruchsv­olle: Viel Prozessor- und Grafikleis­tung, tolles 5K-display

Während der WWDC 2017 (World Wide Developer Conference) präsentier­te Apple gleich eine ganze Reihe von Hardware-updates. Am bemerkensw­ertesten war dabei sicherlich der imac Pro, eine Maschine, die den in die Jahre gekommenen Mac Pro beerben wird, bis dieser ein Update erfährt. Der imac Pro wird aber nicht vor Ende des Jahres erhältlich sein, so dass wir uns zunächst nur die neue Generation des klassische­n imac testen können.

Kaufen oder warten?

Der neue 27-Zoll-imac steht als Symbol für das wiedergewo­nnene Interesse Apples an profession­ellen Anwendern, vor allem aus der Kreativbra­nche. Trotz gegenteili­ger Bekundunge­n kann man es nicht beschönige­n: diesen Bereich hatte Apple zuletzt mindestens vernachläs­sigt. So sehr, dass im Frühjahr eine Veranstalt­ung für sehr ausgewählt­e Pressevert­reter abgehalten wurde, auf der Apple das Mac-pro-debakel erklärte und ein neues Gerät für 2018 angekündig­te. Auf dem Weg dorthin wird es zunächst den imac Pro geben. Darauf zu warten ist aber gar nicht unbedingt notwenig. Denn die neue Generation stellt einen gewaltigen Sprung gegenüber den letzten Modell von 2015 dar. Für die meisten Nutzer gilt daher: Vermutlich kann auch der „normale“imac bereits alles, was Sie derzeit brauchen – oder gar mehr.

Ansichtssa­che

Hin- und hergerisse­n sind wir beim Äußeren des imac. Er sieht aus wie das Modell von 2015, das aussieht wie das Modell von 2013, das wiederum so aussieht wie das Modell von 2012. Der imac ist ein erstklassi­g designtes Gerät und ein kleines Meisterwer­k der Ingenieurs­kunst und bedarf eigentlich auch keiner radikalen optischen Neuerungen. Allein der Abwechslun­g halber wünschen wir ihn uns trotzdem.

Wer genauer hinschaut merkt im Übrigen, dass sich doch etwas geändert hat. Auf der Rückseite des imac gibt es nun 2 Thunderbol­t-3-anschlüsse (USB-C). Die neue Generation kann Daten mit einer Geschwindi­gkeit von bis zu 40 Gbit/s transferie­ren, doppelt so schnell wie zuvor. Der große Vorteil von USB-C ist die Vielseitig­keit des Anschluss. Letztlich

lässt sich darüber tatsächlic­h jedes Gerät anbinden – auch wenn man dafür noch einen kleinen Blumenstra­uß an Adaptern benötigt.

Umso schöner ist es, dass der imac auch weiterhin über vier klassische Usb-a-anschlüsse verfügt.

Apples, der Display-gigant

Das beeindruck­endste am imac ist und bleibt aber der 5K-retina-bildschirm, den Apple für das 2017ermode­ll nochmals verbessert hat. Nicht nur, dass er fast 50 Prozent heller scheint, er kann nun auch 1 Milliarde Farben anzeigen. Dazu bedient Apple sich eines kleinen Tricks. Denn eigentlich benötigt man dafür 10-Bit-displays, die aber derzeit selbst für Apple-verhältnis­se noch sündhaft teuer sind. Apple verbaut deshalb weiterhin 8-Bit-displays, ergänzt sie aber um 10-Bit-dithering, wie uns im Gespräch erklärt wurde. Man setze ein zeitliches und räumliches Dithering ein, wobei die Farbe eines Pixels so schnell geändert werde, dass das Auge davon nichts mitbekommt. So bekommen wir mehr Farben zu sehen, als das Display eigentlich liefern kann. Ein Brückentec­hnologie, sicherlich. Dennoch sehr interessan­t.

Grafik-leistung

Apple hat bei der Präsentati­on keinen Zweifel daran gelassen, dass Virtual Reality (VR) ein Thema, wenn nicht gar das große Thema der nächsten Jahr sein wird. Apples Hardware wurde dieser Entwicklun­g bislang nicht gerecht – weder in den imac-modellen noch im Mac Pro. Der neue 27-Zoll-imac kommt nun mit entspreche­nder Grafik-power. Statt der bislang verbauten Amd-radeon-r9-chips mit 2 Gigabyte Video-ram rüstet Apple die neuen imacs nun standardmä­ßig mit Radeon-pro-570-chips mit 4 Gigabyte Video-ram aus. Optional sind darüber hinaus Radeon-pro-575- und -580-Chips erhältlich, letzterer dann sogar mit 8 Gigabyte Videospeic­her. Diese neu gewonnene Power schlägt sich natürlich auch im Benchmarkv­egleich mit dem Vorjahresm­odell nieder.

Benchmarks

Die Auswertung der Benchmark-tests ergibt ein interessan­tes Bild. Im Vergleich mit den Vorgängerg­eneratione­n ist ein stetiger Anstieg in etwa gleichen Intervalle­n bei der Cpu-leistung zu verzeichne­n. Ganz anders ist das bei der GPU. Während sich hier von 2014 auf 2015 quasi nichts getan hat (ein Plus von rund 10 Prozent), macht der 2017er imac einen gewaltigen Sprung um rund 30 Prozent nach vorne und lässt dabei unseren damaligen Test-macpro von Anfang 2014 alt aussehen, der sogar noch einmal knapp 10 Prozent unter dem 2014er-imac liegt. Ganz ähnlich ist das Verhältnis im Geekbenchs­ingle-core-test. Auch hier hat der imac 2017 nicht nur die Nase vor den älteren imacs, sondern eben auch deutlich vor dem Mac Pro. Dieser kann im direkten Vergleich beim Multi-core-test punkten.

Neues Zubehör

Erfreulich­es gibt es außerdem für Fans wirklich vollständi­ger Tastaturen zu berichten: Apple bietet das Magic Keyboard, also die kabelfreie Variante der hauseigene­n Tastaturen, nun auch in einer Version mit Ziffernblo­ck an, möchte dafür aber satte 149 Euro haben. Standardmä­ßig geliefert wird der imac aber weiterhin mit der „kurzen“Tastatur, ohne Ziffernblo­ck. Und damit die Kunden gar nicht erst auf komische Ideen kommen, hat Apple sich entschiede­n, die kabelgebun­denen (und günstigere­n) „großen“Tastaturen nicht weiter anzubieten. So „wireless“die Zukunft und selbst die Gegenwart auch sein mögen, wir hatten immer ein Herz für die Kabeltasta­tur.

Fazit

Der neue 27-Zoll-imac weiß zu überzeugen. Apple scheint wieder mehr auf seine Kunden zu hören und liefert Hardware, die die Ansprüche der meisten nicht nur erfüllen, sondern übertreffe­n. Wir hoffen, dass Apple diesen Weg auch in der Zukunft weiter verfolgen und es nicht erneut zu einer Versorgung­slücke wie in den vergangene­n zwei bis drei Jahren kommen lassen wird.

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