Das Spotify für Zeitschriften
Readly bietet als Zeitschriften-flatrate nicht weniger als 600 deutschsprachige Magazine im monatlichen Digitalabo für gerade einmal 9,99 Euro an. Das klingt fast zu gut, um wahr zu sein. Wir haben das Angebot unter die Lupe genommen.
Musikstreaming à la Apple Music kennt jeder. Serien und Filme in der monatlichen Netflixflatrate machen den etablierten Fernsehsendern zunehmend Konkurrenz. Und das digitale Zeitschriftenabo? Das will das „Spotify für Magazine“etablieren: Readly nennt sich der nun endlich auch in Deutschland voll durchstartende Anbieter, der zum Streaming-üblichen Preis von 9,99 Euro pro Monat Hunderte von Zeitschriften in seinem Portfolio für das Lesen am Tablet und Smartphone, aber auch im Webbrowser bereithält. Und wie schon das Vorbild aus dem Musikstreaming-markt, kommt auch die Magazin-flatrate aus Schweden.
Schnell wachsender Katalog
Dabei ist Readly durchaus kein Neuankömmling im mittlerweile recht unübersichtlichen Start-updschungel. Seit 2014 ist man auch im deutschen Markt aktiv, will nun aber mit einem Komplettangebot den endgültigen Durchbruch schaffen. „Da man eine kritische Masse an Magazinen benötigt, um einen Massenmarkt zu adressieren, haben wir unsere Marketingausgaben parallel zum Wachstum der bei Readly verfügbaren Zeitschriften gesteigert“, erklärt Philipp Montgelas, der bei Readly für das globale Marketing zuständig ist. „Mit mehr als 600 deutschsprachigen Titeln können wir nun alle relevanten Themengebiete abdecken.“
Eine erstaunliche Zahl, waren die Anfänge in Deutschland im Jahr 2014 mit knapp 70 Zeitschriftentitel doch noch recht übersichtlich. Damit nicht genug: Readly ist auch in anderen Ländern wie Großbritannien, den USA und natürlich Schweden aktiv – das Vor-ort-angebot wandert in den meisten Fällen automatisch in den ständig wachsenden Zeitschriften-pool des „Magazin-streamers“. „Bei Readly sind fast alle Titel global verfügbar“, so Montgelas, „insgesamt kann man derzeit auf rund 2300 Magazine mit 56000 Ausgaben zugreifen.“
Beeindruckend ist dabei die offensichtliche Akribie, mit der das Readly-team seinen Katalog kuratiert. Neben den großen Publikumszeitschriften finden sich durchaus auch Nischentitel. „Wir decken schon heute eine große Bandbreite ab, die sich von großen Titeln wie Intouch über Technikmagazine wie Mac Life bis hin zu Schach-magazinen erstreckt“, unterstreicht Philipp Montgelas die prinzipielle Offenheit für alle kostenpflichtigen Magazine. Noch existierende Lücken hofft der Flatrate-anbieter dabei zügig zu schließen – ein Titel wie „Wired“fehlt derzeit etwa noch. „Fast jede Woche kommen neue Titel hinzu, und wir sind mit allen wichtigen Verlagen im Austausch“, so Montgelas. Und gibt gleichzeitig die Freiwilligkeit der Partizipation seitens der Industrie zu bedenken: „Am Ende liegt die Entscheidung, bei Readly mitzumachen, natürlich immer auf Verlagsseite.“
Erfüllung einer Vision?
Tatsächlich hat Readly das Zeug dazu, Steve Jobs Vision, das ipad als Heilsbringer für die mit Auflagenund Umsatzrückgang kämpfende Verlagsbranche zu etablieren, mit einiger Verzögerung wahr zu machen. Konnten sich kostenpflichtige Pdf-downloads und proprietäre Apps einzelner Verlage nicht nachhaltig etablieren, ist das Gesamtangebot der deutschen Flatrate schlichtweg beeindruckend. Der digitale Online-kiosk für einen knappen Zehner im Monat lädt zum Stöbern geradezu ein. Eine treffsichere
Suchfunktion, die nicht nur Magazintitel, sondern sogar Erwähnungen in Artikelinhalten hervorhebt und eine Filterung nach Ländern, Sprachen und Kategorien gestattet, hilft bei der schnellen Zusammenstellung der eigenen Lieblingstitel. Gelesene Magazine und Favoriten wandern in eine eigene Bibliothek. Und auch unterwegs müssen Sie nicht auf Ihre Lektüre verzichten: Sie können alle Titel herunterladen, um sie in aller Ruhe und ohne ständige Internetverbindung etwa im Flugzeug oder im Zug zu lesen. Natürlich besteht nicht nur der Zugriff auf aktuelle, sondern auch auf zurückliegende Ausgaben.
Die Nutzung von Readly besonders auf dem ipad überzeugt: Die Darstellung von Inhalten ist klar und schnell, das Wechseln zwischen den Seiten wird durch einen zusätzlichen Blättereffekt unterstützt. Details auf Bildern oder Screenshots vergrößern Sie nach Belieben mit der gewohnten Zoomfunktion mit Zeigefinger und Daumen. Doch auch an kleinere Bildschirme haben die App-entwickler gedacht: Die „Mobile Reading“genannte Funktion ruft das gewünschte Magazin in einem optimierten Smartphone-format auf. Allerdings müssen die Inhalte dafür vorbereitet sein – bisher ist dies allerdings noch nicht bei allen Titeln der Fall.
Fazit
Das Angebot von Readly weiß zu überzeugen und überträgt das Stöbern am Kiosk nahtlos auf den Bildschirm. Und das zu einem unschlagbaren Preis: Wer zwei bis drei Magazine pro Monat liest, hat die Gebühren für die Flatrate in der Regel bereits wieder raus. Vielleser finden in Readly ihr Mekka.