Familien bande
Wahres Glück bedeutet für Schmuckdesignerin Charlotte Lynggaard: essen mit ihren Liebsten
Dänin müsste man sein. Dann würde man aus dem drittglücklichsten Land der Erde kommen und vielleicht zu einer dieser unglaublich sympathischen, einladenden und weltoffenen Familien gehören, wie es die Lynggaards aus Kopenhagen sind. Den Namen Lynggaard kennt in Dänemark jedes Kind, seit Gründervater Ole im Jahr 1963 sein Schmuckgeschäft startete und sehr schnell immensen Erfolg hatte, mit den damals revolutionären, heute typisch skandinavischen Designs. Die kreative Leitung des Ateliers hat vor zwölf Jahren Tochter Charlotte übernommen, die bereits seit den 80er-Jahren mit entwirft und ihren unverwechselbaren, feingliedrigen Stil in den Kollektionen etabliert hat. Die ganze Familie arbeitet in der Firma. Bruder Søren leitet die Geschäfte, Ehemann Michel ist im Vorstand, Schwägerin Hanna verantwortet das Management der inzwischen fünf FlagshipStores in Kopenhagen, Stockholm, Paris und Sydney. Und die nächste Generation ist auch schon an Bord: Oles Enkelinnen Sofia und Emeli kümmern sich um Events, entwerfen Kampagnen oder trommeln ihre Freundinnen zusammen, um für die Webseite einen Film zu drehen. Die Lynggaards nennen das vergnügt „The Danish Work Life Balance“. Und das heißt: Berufs- und Privatleben fließen ineinander, ergänzen und befruchten sich, Hauptsache, es sind alle zusammen. Gastfreundschaft wird ganz besonders großgeschrieben. Charlotte und Michel bewohnen ein märchenhaft schönes Haus im Norden von Kopenhagen – mit Blick auf den Öresund und einer großen, gemütlichen Küche mit einem Esstisch für zwölf bis 14 Personen, falls doch mehr Leute kommen, als geplant. Das passiert öfter, und Charlotte sieht das ganz gelassen. Sie mag es, Gäste zu haben, die Tafel schön zu decken und zu schmücken und ist nebenbei eine ganz ausgezeichnete Köchin. Wann haben Sie gemerkt, dass so viele Talente in Ihnen schlummern? Schon ziemlich früh. Als ich in Paris in einer Agentur gearbeitet habe, war ich ganz fasziniert von dem Gedanken, dass alles inhouse geschaffen werden kann und ich womöglich alle meine vielen Interessen unter einen Hut bekommen kann. Mein Vater hat mir das ermöglicht, als ich zurück in Kopenhagen war. Ich zeichne, male, entwerfe, de
koriere, gestalte und kann alles in der Company einbringen. Würden Sie Sich als perfektionistisch bezeichnen? Ja durchaus. Ich brenne leidenschaftlich für ein Projekt, möchte es so umsetzen, wie ich es mir vorstelle, und gehe ungern Kompromisse ein. Gilt das auch für die Küche? Nein, da nicht. Beim Kochen darf, ja muss gelegentlich improvisiert werden. Manchmal erfahre ich erst eine Stunde vorher, dass noch mehr Leute zum Dinner kommen, das regt mich gar nicht auf. Ich gehe in meinen Garten, in dem ich Gemüse, Kräuter und Obst anpflanze, und schaue, was ich daraus noch machen kann. Viele Schüsseln auf den Tisch, und jeder bedient sich, das ist mir das Liebste. Sind Sie Vegetarierin? Ich esse und serviere gern viel Gemüse und Salate und achte sehr darauf, dass alle Lebensmittel immer frisch vom Markt kommen oder aus dem Garten. Und ich esse Fleisch und Fisch. Gibt es ein Familienrezept, das bei den Lynggaards oft auf den großen Tisch kommt? Es ist kein ausgesprochenes Familienrezept, aber jeder kennt es sicherlich, bereitet es anders zu, und es schmeckt immer gut. Ich mache oft eine große Quiche, wenn die ganze Familie am Tisch sitzt. Sie ist einfach zu bewerkstelligen, und man ist super flexibel, was den Belag angeht. Meine Basis ist Spinat, den man natürlich mit anderen Gemüsen kombinieren kann oder auch mit Schinken oder Lachs. Ein frischer grüner Salat dazu passt immer, und wer mag, reicht noch Pesto oder einen Senfdip extra. Damit sind auch alle anwesenden Kinder glücklich.
„Viele Schüsseln auf den Tisch, und jeder bedient sich, das ist mir das Liebste.“Charlotte Lynggaard