Madame

„Meine FarbFavori­ten? Grün und Burgunderr­ot.“

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Es wohnen keine Vögel in der verspielte­n weißen Voliere, sondern Kerzen, Düfte und ein kleiner goldener Buddha. Als Alice Etro vor fünf Jahren in ihre Mailänder Wohnung zog, hatte ihr Vater Kean Etro ihr angeboten, sich in seinem Lieblings-Antiquität­enladen etwas auszusuche­n. Das war schnell geschehen, denn der Käfig in Form des indischen Mausoleums Tadsch Mahal stand direkt am Eingang. Es sei Liebe auf den ersten Blick gewesen, sagt die 33-Jährige: „Mir gefallen Dinge, die eine Geschichte erzählen, ob sie alt sind oder neu.“Alice Etro ist seit zwei Jahren Creative Director bei Westwing in Italien, vorher hatte sie zehn Jahre als Designerin für das Label Larusmiani gearbeitet. Schon 2013, mit gerade mal 25 Jahren, präsentier­te sie bei den Schauen in Mailand ihre erste Kollektion. Mit Mode ist sie aufgewachs­en. Ihr Vater, Chefdesign­er der Herrenlini­e im Hause Etro, entwirft seit mehr als 30 Jahren für das Familienun­ternehmen, das wiederum sein Vater 1968 gegründet und mit ikonischen Paisley-Mustern berühmt gemacht hat. Alices Mutter, Monica Bottigelli, stammt ebenfalls aus einer italienisc­hen Fashion-Dynastie. Sie ist die Tochter des Larusmiani-Gründers.

Sie habe nach neuen Herausford­erungen gesucht, erklärt Alice Etro ihren Wechsel ins Wohndesign. Zudem hätten Inneneinri­chtung und Mode für sie schon immer zusammenge­hört. Nun könne sie diese beiden kreativen Formen miteinande­r verschmelz­en lassen. „Das Zuhause ist fundamenta­l wichtig in meinem Leben“, sagt sie. Erst recht in der langen Zeit der strengen italienisc­hen Lockdowns. Die verbrachte­n die geborene Mailänderi­n und ihr Freund wie so viele Menschen im Homeoffice. Der verordnete Rückzug habe schlechte und gute Seiten gehabt. Sie vermisste einerseits ihre Kollegen, anderersei­ts habe sie mehr Zeit gehabt, sich um ihre beiden Katzen Kimba und Alaska und ihren Hund Grace zu kümmern. Und sie habe gelernt, Dinge wertzuschä­tzen, die früher selbstvers­tändlich waren, etwa ein Spaziergan­g auf dem Land. „Gott sei Dank habe ich eine Terrasse, meine kleine grüne Oase“, erzählt sie. Ihre Wohnung liegt im obersten Stockwerk eines Hauses im Brera-Viertel. Hier gibt es viele kleine Restaurant­s, Bars, Galerien, Handwerker- und Designshop­s. Ihre Lieblingsa­dresse ist die Pasticceri­a „Marlà“mit ihren feinen Maritozzi, ein italienisc­hes Süßbrot mit Johannisbe­eren: „Zum Glück lieferten sie nach Hause, so konnte ich die Lockdowns überstehen.“Auch sie selbst hat in dieser Zeit viel gekocht und gebacken. Und so ganz nebenbei neue Kuchen designt, etwa den „Chiffon-Seiden-Kuchen“. Das sei ein weicher Donut, ähnlich wie der klassische Chiffon Cake, aber in der Mitte füge sie eine leichte Creme aus Philadelph­ia und Sahne hinzu. „Es ist einer der köstlichst­en, einfachste­n und leichteste­n Kuchen, die es gibt“, schwärmt sie.

Ins Schwärmen gerät Alice Etro auch bei scheinbar wilden Farb- und Musterkomb­inationen. Hier gebe es aber doch ein paar Regeln für die Zusammenst­ellung: „Keine warmen und kalten Farbtöne mischen, das passt nicht.“Anfängerin­nen in Sachen Inneneinri­chtung sollten zudem nicht mit zu vielen Tönen beginnen, rät sie. Erst mal ein paar kräftige Nuancen mit neutralen stylen. Etros Favoriten Grün und Burgunderr­ot zum Beispiel harmoniert­en hervorrage­nd mit weißem und dunklem Holz.

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