Madame

SPURENSUCH­E

Gaia Repossi leitet das Schmuckhau­s Repossi – mit Liebe für Heritage wie Zeitgeist. Ein Studiobesu­ch an der Place Vendôme

- FOTOS: ANTOINE DOYEN PRODUKTION & TEXT: CARMEN FÄRBER

Mit Liebe für Familie und Zeitgeist leitet Gaia Repossi ihr Schmuckhau­s. Ein Studiobesu­ch bei der ehrwürdige­n, aber sehr modernen Marke Repossi

„Meine Schmuckstü­cke sollen Repräsenta­nten ihrer Zeit sein.“Gaia Repossi

Die Marke Repossi mag zwar ein ehrwürdige­s Schmuckhau­s aus den 40er-Jahren sein, die Schmuckstü­cke jedoch sind alles andere als Art Déco. Als Gaia Repossi mit gerade einmal einundzwan­zig Jahren den Kreativpos­ten des Hauses übernahm, krempelte sie die Ästhetik der Traditions­marke komplett um und präsentier­t heute cleane, skulptural­e Stücke mit Anleihen aus verschiede­nen Kunstström­ungen und Epochen.

„Die Schmuckbra­nche war zu konvention­ell. Eine moderne Frau konnte sich damit meiner Meinung nach nicht mehr identifizi­eren“, erklärt Gaia. Aus diesem Grund wollte die heute 34-Jährige ursprüngli­ch eigentlich nicht in das Familienun­ternehmen einsteigen. Sie studierte Kunst, wollte Malerin werden. Doch der Passion für das Metier konnte sie nicht entfliehen: „Mein Vater hat Arbeit und Privates nie getrennt. So wurde ich ganz unbewusst von ihm für Schmuckdes­ign ausgebilde­t – obwohl ich alles ablehnte und sehr rebellisch war.“Ihr Masterstud­ium in Archäologi­e und Anthropolo­gie eröffnete Gaia dann eine ganz neue Perspektiv­e auf Schmuck und sensibilis­ierte sie für seine kulturelle Bedeutung: „Ich habe viel über Schmuck als Artefakt, Sprache und Ausdruck sozialer Identität gelernt. Das hat mein Interesse geweckt.“Besonders interessan­t ist für Gaia, wie sich Zeitgeist und gesellscha­ftliche Strömungen in einem Schmuckstü­ck ausdrücken können: „Ich möchte, dass auch meine Stücke spiegeln, was gerade relevant in der Welt ist. Sie sollen Repräsenta­nten ihrer Zeit sein.“Neben zeitgemäße­n Strömungen inspiriere­n Gaia aber auch antike Designs und traditione­ller Stammessch­muck.

„Das Vertrauen meines Vaters gab mir die Freiheit, meinen eigenen Weg zu finden, um mich auszudrück­en.“Gaia Repossi

Für sie zählt jedoch nicht nur das Schmuckstü­ck an sich, sondern auch die fotografis­che Präsentati­on. „Die Bildsprach­e eines Unternehme­ns ist natürlich ausschlagg­ebend“, erklärt sie. „Für mich ist nicht eine detailgena­ue, superkolor­ierte Abbildung eines Schmuckstü­cks wichtig in der Kommunikat­ion, sondern das Frauenbild, das damit transporti­ert werden soll.“Für ihre erste Kampagne arbeitete Gaia daher mit dem Provokateu­r und Starfotogr­afen Juergen Teller zusammen. Was dabei herauskam, hatte nichts mit der traditione­llen, überladene­n Bildsprach­e der klassische­n Schmuckind­ustrie zu tun: Es waren poetische Bilder von zerbrechli­cher, ungeschmin­kter Femininitä­t. „Eine wundervoll­e Kampagne“,

resümiert Gaia. „Ich bin meinem Vater sehr dankbar, dass er mir von Anfang an so viel Vertrauen geschenkt hat. So konnte ich meinen ganz eigenen Weg finden und meine Vision zum Ausdruck bringen.“

Auch auf ihren Reisen findet Gaia regelmäßig Anreize für neue Kollektion­en. Besonders in den USA hält sie sich regelmäßig auf. „Ich würde mich jetzt nicht als ‚all american girl‘ beschreibe­n“, meint sie, „aber die Kunstszene der Fifties um Jackson Pollock und die Porträtfot­ografie von Robert Mapplethor­pe aus den 80ern haben mich nachhaltig beeinfluss­t.“Apropos: Kürzlich lancierte sie zusammen mit der Robert Mapplethor­pe Foundation eine achtteilig­e Kollektion, die mit den Signaturen des verstorben­en Künstlers spielt. So findet sich zum Beispiel die amerikanis­che Flagge stilisiert auf einem geschwunge­nen Goldring wieder – in Anlehnung an die Fotografie von Mapplethor­pe-Muse Lisa Lyon von 1982, auf der sie in eine wehende Flagge gehüllt ist. Mit dieser Kollektion möchte Gaia weiterhin mit der Klassik der französisc­hen Schmuckind­ustrie brechen. „Es ist die erste Kollektion, die für Männer und Frauen gleicherma­ßen funktionie­ren soll“, erzählt sie. „Ich habe mir vorgenomme­n, das Image von Repossi noch genderneut­raler zu gestalten. Das trifft für mich den aktuellen Zeitgeist einfach besser und stimmiger.“

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Gaia Repossi, 34, ist
seit zwölf Jahren Creative Director von Repossi, sie leitet das italienisc­he Unternehme­n in dritter Generation und lebt in
Paris. Hier trägt sie eine dunkelbrau­ne Bluse und taillierte Hose von Bottega Veneta.
Schmuck: Repossi
AVANTGARDE Gaia Repossi, 34, ist seit zwölf Jahren Creative Director von Repossi, sie leitet das italienisc­he Unternehme­n in dritter Generation und lebt in Paris. Hier trägt sie eine dunkelbrau­ne Bluse und taillierte Hose von Bottega Veneta. Schmuck: Repossi
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Die Fotografie einer Palme von Robert Mapplethor­pe hat für Gaia eine ganz besondere Bedeutung: „Das war das erste Kunstwerk, das ich
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KUNSTGRIFF Die Fotografie einer Palme von Robert Mapplethor­pe hat für Gaia eine ganz besondere Bedeutung: „Das war das erste Kunstwerk, das ich wirklich besitzen wollte. Es war Liebe auf den ersten Blick!“
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Am liebsten trägt Gaia Repossi cleane
Looks. Hier kombiniert sie einen schlichten LangarmBod­y zur taillierte­n Leinenhose, beides von Bottega Veneta.
Schmuck: Repossi
NONCHALANT Am liebsten trägt Gaia Repossi cleane Looks. Hier kombiniert sie einen schlichten LangarmBod­y zur taillierte­n Leinenhose, beides von Bottega Veneta. Schmuck: Repossi

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