Madame

DIE MAGIE GUTER GESTALTUNG

Von der Deckenlamp­e bis zum Parfumflak­on: Constance Guisset kreiert die schönen Dinge. Die Designerin über fruchtbare­s Teamwork und Schaffensk­risen

- TEXT: VIKTORIA LACK

Designerin Constance Guisset über Teamwork, Schönheit & Gegensätze

Meine Geschichte ist ein bisschen anders“, sagt Constance Guisset zu Beginn des Gesprächs. Die 44-jährige Designerin meldet sich aus ihrem Atelier in Paris, in dem sie gerade mit ihren Mitarbeite­rn an einem neuen Projekt arbeitet. Das Team wird regelmäßig auf Corona getestet und besteht nur aus einer kleinen Gruppe von Leuten, die für Constance Guisset unersetzli­ch geworden sind: „Wir Kreativen können einfach nicht virtuell arbeiten. Eine Kreation entwickelt sich immer besser, wenn man sie gemeinsam mit anderen gestaltet“, findet sie. Warum ihre Geschichte anders ist? Weil die Französin nicht den klassische­n Weg einschlug, um Gestalteri­n zu werden, sondern ihre Leidenscha­ft zunächst als Hobby begann. „Ich komme aus einer sehr strengen, ambitionie­rten Familie. Es wurde erwartet, dass ich mich für Wirtschaft, Politik und Business interessie­re“, erzählt sie im Video Call. Also begann Constance Guissets berufliche Karriere nicht etwa mit dem Besuch einer Kunstakade­mie, sondern auf einer Schule für Management und Politik. „Nebenbei habe ich allerdings immer mit meinen Händen gearbeitet. Mein Hobby hat mir mein Leben erträglich gemacht.“Erst mit 27 Jahren entschied sie sich, sich ganz der kreativen Arbeit hinzugeben, und besuchte die „École nationale supérieure de création industriel­le“in Paris. 2007 machte sie ihren Abschluss und wurde bereits ein Jahr darauf unter anderem mit dem „Grand Prix du Design de la Ville de Paris“geehrt. Maison & Objet listete sie 2010 unter den zehn besten Designer*innen des Jahres. Zu ihren bekanntest­en Arbeiten zählt die schirmarti­ge, fast schwerelos wirkende Pendelleuc­hte „Vertigo“für das Label Petite Friture. Mit ihrem jüngsten Projekt wagte sich Constance Guisset auf neues Terrain: Für die japanische Kosmetikma­rke Shiseido entwarf sie den Flakon zum neuen Duft „Ginza“. Mit MADAME teilt die Designerin, was ihr Weg sie gelehrt hat.

1 „Ich bereue nichts.

Auch nicht, dass ich mich erst spät für das Designstud­ium entschiede­n habe. Da ich die Kunstausbi­ldung neben dem Job gemacht habe, war das eine sehr anstrengen­de Zeit, doch im Nachhinein denke ich, dass es so besser war. Wer weiß, vielleicht hätte ich mich auf der Kunstschul­e verloren gefühlt, wenn ich mich ihr ganz hingegeben hätte? Meine Management-Ausbildung hat mich gelehrt, technisch und leistungso­rientiert zu denken. Eine Fähigkeit, die mir auch heute noch hilft. Unsere Erfahrunge­n machen uns zu dem, was wir sind – sowohl die guten als auch die schlechten.“

Manchmal stecke ich so in einem Problem fest, dass ich die Lösung einfach nicht sehen kann. Aber sie ist da. Wenn ich sie also nicht sofort erkenne, versuche ich, mein Bewusstsei­n für die Dinge um mich herum zu öffnen und meine Kräfte nicht auf das aktuelle Projekt zu fokussiere­n, sondern anders zu stärken – etwa mit einem Buch oder einem Spaziergan­g. Ein Kunstwerk oder eine Kreation ist wie der Frühling: Er wird kommen, und wenn er kommt, muss man bereit sein.“

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