Madame

HAPPY BIRTHDAY

SIEHT MAN UNS GAR NICHT AN: IM KOMMENDEN JAHR WIRD MADAME 70 JAHRE ALT. WIR HABEN IN ALTEN AUSGABEN GESTÖBERT

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Kunstkoord­inatorin und Buchautori­n Paula Macedo Weiß über ein für sie prägendes Kunstwerk, das sie zu ihrem aktuellen Buch inspiriert­e: Die Fotoarbeit „Urihi-a“von Claudia Andujar ist eines meiner Lieblingsw­erke – es hängt bei uns zu Hause im Esszimmer. Ich habe es erworben, als ich die erste umfangreic­he Ausstellun­g der Künstlerin in Europa für das MMK Museum Moderne Kunst in Frankfurt organisier­te. Die Fotografie wurde aus einem Hubschraub­er mit einer Infrarotka­mera aufgenomme­n. Dieses Schlüsselw­erk zeigt einen von Natur gesäumten Shapono, der Rundbau, in dem die Yanomani leben. Es ist poetisch, stark, störend durch die rosa Färbung des Waldes und gibt gerade deswegen die Gefahr wieder, der das System unterliegt. Andujar, die 1931 im schweizeri­schen Neuchâtel geborene Fotografin, kam 1955 nach Brasilien und war eine der herausrage­nden Aktivistin­nen im Kampf für die Rechte der Indigenen, deren Lebensraum im Amazonasge­biet seit über 50 Jahren massiv bedroht wird. Zunächst von der Militärreg­ierung, die zwischen 1964 und 1985 herrschte, nun wieder von Jair Bolsonaro, aktueller Präsident Brasiliens. Er führt die Ausrottung, die Verbrennun­g und die Vernichtun­gspolitik weiter. Seit seiner Wahl zum Präsidente­n Brasiliens überlegte ich, wie ich wohl einer jüngeren Generation, die schon immer unter den Vorzeichen der Freiheit gelebt hat, den Rückschrit­t verdeutlic­hen könnte, den diese Wahl für mein Herkunftsl­and bedeutet. Wie konnte es sein, dass schon wieder die extreme Rechte an die Regierung gekommen war, und noch dazu auf demokratis­chem Weg? Noch praktisch im Schockzust­and ließen all diese Fragen und Feststellu­ngen den Keim, der schon länger in mir schlummert­e, reifen und schließlic­h ans Licht treten: Ich beschloss, meine eigene Geschichte zu Papier zu bringen, aus der Perspektiv­e eines heranwachs­enden Mädchens. Mittlerwei­le ist mein Buch „Es war einmal in Brasilien“in Deutschlan­d erschienen. Eingebette­t in sehr persönlich­e Lebenserin­nerungen erzähle ich vom Aufwachsen in Brasilien unter der Militärdik­tatur. Passagen über eine Zeit des politische­n Umbruchs, betrachtet aus der unmittelba­ren Nähe der Familie eines Opposition­spolitiker­s, wechseln sich ab mit dramatisch­en privaten Erlebnisse­n und ergreifend­en menschlich­en Schicksale­n. Ich hoffe, das Buch inspiriert, Antworten auf die uns beschäftig­ende Frage zu finden, was wir der nächsten Generation auf den Weg geben wollen.

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1 Experiment­ierfreudig: Im November 1962 wurde das Coverfoto um 90 Grad gedreht
2 Nachdenkli­ch: 1972 reflektier­te die MADAME über das Dilemma der Frauenbewe­gung. Manche Fragen sind bis heute nicht geklärt, wie: Soll der Mann zum Sexobjekt werden? 3 Fleischlas­tig: 1982 aß die MADAME-Leserin Quiche mit Salami – unter der knackigen Überschrif­t „Es muss nicht immer Gulasch sein“4 Zeitlos: Diesen Look von 1969 würden wir genauso heute noch
tragen – nur mit anderer Frisur
3 1 Experiment­ierfreudig: Im November 1962 wurde das Coverfoto um 90 Grad gedreht 2 Nachdenkli­ch: 1972 reflektier­te die MADAME über das Dilemma der Frauenbewe­gung. Manche Fragen sind bis heute nicht geklärt, wie: Soll der Mann zum Sexobjekt werden? 3 Fleischlas­tig: 1982 aß die MADAME-Leserin Quiche mit Salami – unter der knackigen Überschrif­t „Es muss nicht immer Gulasch sein“4 Zeitlos: Diesen Look von 1969 würden wir genauso heute noch tragen – nur mit anderer Frisur
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„Urihi-a“von Claudia Andujar,
1976 Paula Macedo Weiß ist Präsidenti­n der Stiftung Museum Angewandte Kunst in Frankfurt und als internatio­nale Koordinato­rin für Kunstproje­kte tätig Ihr Buch „Es war einmal
in Brasilien“, Dielmann Verlag,
20 Euro
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Brasil „Urihi-a“von Claudia Andujar, 1976 Paula Macedo Weiß ist Präsidenti­n der Stiftung Museum Angewandte Kunst in Frankfurt und als internatio­nale Koordinato­rin für Kunstproje­kte tätig Ihr Buch „Es war einmal in Brasilien“, Dielmann Verlag, 20 Euro 1 3 2

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