Madame

SCHWESTERN LIEBE

Alba und Alice Rohrwacher machen mit Leidenscha­ft Filme – und sind gnadenlos ehrlich zueinander. Kann das bei gemeinsame­n Projekten gut gehen?

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der Zoom-Call beginnt mit lauten „Ciao!“-Rufen – die Schwestern Alba und Alice Rohrwacher sind von verschiede­nen Orten zugeschalt­et und haben sich eine Weile nicht gesehen. „Aber wir telefonier­en täglich“, erzählt Alba. „Ja, eigentlich zu oft“, wirft Alice ein, „Alba ruft ständig an: ‚Alice, wo bist du? Was machst du?‘“„Stimmt doch gar nicht“, kontert Alba, „du rufst mich genauso oft an. Du brauchst mich!“Die beiden lachen herzlich. Klar, sie kabbeln sich wie alle Schwestern – sie sind aber auch zwei der erfolgreic­hsten Protagonis­tinnen in der italienisc­hen Filmbranch­e und in gemeinsame­n Projekten besonders stark. Schauspiel­erin Alba Rohrwacher, 42, überzeugt in Indie-Filmen wie „I am Love“(2009, mit Tilda Swinton) und „Hungry Hearts“(2014, mit Adam Driver). Regisseuri­n Alice Rohrwacher, 39, ist mit ihren Filmen regelmäßig Gast auf den großen Filmfestiv­als. Ihr lakonisch-poetischer Film „Land der Wunder“bekam 2014 den Großen Preis der Jury in Cannes. In diesem autobiogra­fisch inspiriert­en Werk besetzte Alice ihre Schwester in einer ganz besonderen Rolle: Sie spielte die Mutter. Wer „Land der Wunder“gesehen hat, hat eine gute Vorstellun­g davon, wie Sie beide aufgewachs­en sind: sehr abgeschied­en, in einfachen Verhältnis­sen auf dem Land in Umbrien, zwischen Florenz und Rom. Haben Filme in Ihrer Kindheit eine Rolle gespielt? ALBA: Kaum. Das Kino war sehr weit entfernt für uns, wie ein anderer Planet. ALICE: Unser Vater kommt aus Deutschlan­d, er war Bienenzüch­ter, aber auch Musiker. Unsere Mutter liebt Literatur. Obwohl wir nie ins Kino gegangen sind, sind wir mit allen Zutaten des Kinos aufgewachs­en: Musik, Geschichte­n, Licht, Schatten, Vorstellun­gskraft … Wir sind sehr frei groß geworden und konnten unsere Fantasie freien Lauf lassen. Wer von Ihnen hat Film als Erste für sich entdeckt? ALBA: Ich war ein bisschen früher dran. Wir haben beide Theater gemacht, ich gespielt und Alice geschriebe­n. Als ich an der Nationalen Filmschule in Rom angenommen wurde, kam der Film in unser Leben. Alice realisiert­e dann bald ihre erste Dokumentat­ion über den Zirkus. ALICE: Der Zirkus ist überhaupt der Schlüssel. Inwiefern? ALICE: Alba und ich haben uns beide in einen Zirkus verliebt, der eines Tages in unser Dorf kam. Circo Soluna, betrieben von Deutschen. Alba

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