Verpassen die vielleicht dieses Bigger-than-LifeGefühl, wenn einfach alles stimmt? Die Musik, die Ausgelassenheit …
wenn das Leben morgen endete, hätte ich einen mehr als fairen Anteil an Partys gehabt. In meiner Teenagerzeit spielte sich mein Sozialleben in verrauchten Waldhütten, Dorf-Diskotheken, die „Party like it’s 1999“von Prince spielten (ja, es waren die 90er!) und Bars auf ostfriesischen Inseln ab, in denen ich in den Ferien arbeitete, um mein Taschengeld aufzubessern. Diese Zeit war herrlich, grenzenlos, unbeaufsichtigt. Die Nächte endeten mit heißen Croissants vom Bäcker um 4 Uhr früh, am Hintereingang an uns weitergereicht, gratis. In meiner Studienzeit intensivierte ich mein Ausgehprogramm, mein Wochenende dauerte von Donnerstag bis Dienstag, für Uni-Kurse vor 10.15 Uhr meldete ich mich erst gar nicht an. Es war eine richtig gute Zeit in Hamburg, die Stadt vibrierte, belebt vom Zuzug der ostdeutschen Neu-Bundesbürger. Die Reeperbahn wurde gesellschaftsfähig: Dragqueens, Große Freiheit, Techno-Clubs. Im „Purgatory“wuchsen die Plastikblumen von der Decke, im „Hans-Albers-Eck“tranken wir Wodka, und gleich nebenan gab’s das nächtliche Katerfrühstück – Pizza für 1,50 Mark. In der „La Paloma“-Bar und im „Silbersack“verbrachte ich sicher mehr Zeit als in meinen Seminaren. Und mein Großvater hatte meine Mutter noch gewarnt: Ihr könnt das Kind doch nicht in diese Rotlicht-Stadt ziehen lassen!
Meine Freundin J. sorgte sich kürzlich bei einem ChampagnerFrühstück, dass keine ihrer drei Teenager-Töchter je einen Rausch gehabt hat. Was verpassen die nur? Vielleicht dieses Bigger-than-LifeGefühl, wenn einfach alles stimmt? Die Musik, die Ausgelassenheit, der gut aussehende Typ auf der Tanzfläche, die Freundinnen an der Bar, quietschend vor Lachen. Natürlich geht das alles auch ohne Wein und Wodka. Mein Lunch-Gesprächspartner in dieser Ausgabe ist DJ Hell.