DIE KÄMPFERIN
Die Folk-Legende Joan Baez zum neuen Film über ihr Leben und ihr wichtigstes Lebensmotto
Joan Baez, heute 82, scheint keine Angst zu haben. In dem wunderbaren Film „I am Noise“(ab 28.12. im Kino) spricht die Folk-Sängerin und Bürgerrechtlerin mit großer Souveränität über Kindheitstraumata, Drogen, Liebesbeziehungen – und mit der gleichen Furchtlosigkeit auch über die Panikattacken, die sie lange begleiteten. Mithilfe alter Film- und Tonaufnahmen, Briefe und Zeichnungen von Baez selbst entsteht das berührende Porträt einer Legende und zugleich der Ära, die Joan Baez so stark mitgeprägt hat. Nicht nur für Fans ein absolutes Must.
Mrs Baez, wie ist es, in einem Film über das eigene Leben zu sitzen?
Ich habe ihn mehrmals gesehen – und kam immer mit einem anderen Gefühl und learning heraus. Einen großen Teil des Materials kannte ich ja gar nicht, zum Beispiel die Arztbriefe an meine Eltern oder die offenen Worte meiner beiden Schwestern über mich.
Gibt es etwas, das Sie im Rückblick auf Ihr Leben anders machen würden?
Ganz klar: mehr Zeit mit meinem Sohn verbringen, als er noch klein war.
Umso schöner ist es, Sie im Film zusammen auf der Bühne zu sehen. Und: wie Sie beim Hundespaziergang mit Kopfhörern tanzen!
(lacht) Ich habe nach einem Konzert mal mit einem deutschen Astrologen über meine Bestimmung auf dieser Welt gesprochen. Und wissen Sie, was er gesagt hat? Nicht Singen, nicht Aktivismus. Ich sei hier, um zu tanzen!
Apropos Aktivismus: Haben Sie einen guten Rat angesichts der aktuellen Weltlage?
Man muss zu einem gewissen Grad verdrängen, sonst würde man einfach aufgeben. Aber mit dem restlichen Teil der Aufmerksamkeit muss man etwas tun. Und wenn es noch so gering erscheint angesichts des großen Ganzen. Denn: Mut ist ansteckend.