Feinstofflich
Der ungewöhnliche Weg des Musikers Benjamin Clementine
Erinnern Sie sich noch an die Titelmusik der Serie „The Morning Show“? Ein Song, der mühelos zwischen Jazz-Klassiker und etwas bisher Ungehörtem tänzelt, dazu eine hoch musikalische, samtige Stimme. Der Song heißt „Nemesis“, die Stimme gehört dem britischen Musiker, Dichter und Schauspieler Benjamin Clementine. Der 35-Jährige, der nach einigen Jahren der Obdachlosigkeit als Straßenmusiker in Paris entdeckt wurde, ist das Gesicht des neuen Dufts „Gentleman Society“von Givenchy. Wir haben ihn in Paris getroffen.
Sie sind, sagen Sie, in einem Haus ohne Musik aufgewachsen. Wie kamen Sie dann dazu?
Im Kindergarten habe ich zum ersten Mal ein Klavier gehört und war sofort hingerissen. Als meine Eltern ein Haus kauften, stand dort ein Klavier vom Vorbesitzer. Wenn klassische Musik im Radio lief – meine tief religiösen Eltern hielten nichts von Popmusik – fing ich mit etwa sechs Jahren an, nach Gehör mitzuklimpern. Erst später wurde mir klar, was ich da gespielt hatte: Debussy, Chopin …
Mit 19 sind Sie dann nach Paris gezogen, ohne Unterkunft, ohne Job. Hatten Sie keine Angst?
Nein. Ich wusste einfach, dass das mein Weg ist. Es fühlte sich so natürlich an, wie zu Hause von einem Raum in einen anderen zu gehen, um dort etwas zu holen. Ich bin auch einfach nicht ängstlich.
Sie sind ein absolutes Multitalent. Wie wichtig sind Ihnen Gerüche?
Sehr – aber eher unbewusst. Das ist wie bei Architektur: Auch die beeinflusst unsere Gefühle, unsere Wahrnehmung, aber wir bemerken ihren Effekt oft nicht sofort. Ich habe mich ja in Paris von ganz unten bis in reichere Schichten bewegt, und ich erinnere mich bis heute genau an die dazugehörigen Gerüche.
Nun sind Sie das Testimonial einer traditionellen Luxusmarke. Wie ist das für Sie?
Es fühlt sich schlüssig an. Ich sehe mich selbst auch als traditionsverbunden – als Künstler, als Mann. Und ich glaube, dass wir die gleichen Werte in Sachen Akribie und
Leidenschaft haben.